Steht die Durchschnittsprofitrate nicht im Widerspruch zur Werttheorie?

  • Verzeihen Sie mir, dass ich das hier unter ihren Kommentar schreibe.

    Ich komme mit dieser Seite nicht wirklich zurecht, ich kann mich nicht registrieren, noch bin ich in der Lage eine Frage zu stellen. Könnten Sie mir vielleicht ein wenig helfen? Hätte eine Frage zum 3.Band des Kapitals, auf welche ich keine Antwort finde.


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  • Guten Tag!

    Meine Frage bezieht sich auf den 3.Band des Kapitals, auf die Theorie des Durchschnittsprofits.

    Marx sagt, dass Kapitale, welche eine unterschiedliche organische Zusammensetzung haben, trotzdem den gleichen Profit abwerfen. Der Produktionspreis der Ware ist also k+dp (Durchschnittsprofit). Der Kapitalist eignet sich also nicht mehr den selbst produzierten Mehrwert an, sondern bekommt den Durchschnitt des gesamten Mehrwerts.


    Nun meine Frage: Löst Marx damit nicht einen großen Teil seiner Theorie auf? Für den Kapitalisten würde es kein Sinn mehr machen seine Arbeiter länger arbeiten zu lassen und sie dafür nicht zu bezahlen. Genauso wenig würde es für ihn Sinn machen an "lebensnotwendigen" Ausgaben in und an der Fabrik zu sparen (was Marx ja auch kurz im 3. Band erwähnt). Da ja der Profit auf seinen Kostpreis berechnet wird.


    Hoffe es ist verständlich was ich meine.

  • Guten Tag!

    Meine Frage bezieht sich auf den 3.Band des Kapitals, auf die Theorie des Durchschnittsprofits.

    Marx sagt, dass Kapitale, welche eine unterschiedliche organische Zusammensetzung haben, trotzdem den gleichen Profit abwerfen. Der Produktionspreis der Ware ist also k+dp (Durchschnittsprofit). Der Kapitalist eignet sich also nicht mehr den selbst produzierten Mehrwert an, sondern bekommt den Durchschnitt des gesamten Mehrwerts.


    Nun meine Frage: Löst Marx damit nicht einen großen Teil seiner Theorie auf?

    Deine Frage betrifft den Kern der Sache, und Marx musste sich genau diese Frage selber stellen:

    „Wenn ... also gleich große Kapitale in verschiedenen Produktionssphären ungleiche Profite erzeugen, infolge ihrer verschiedenen organischen Zusammensetzung, so folgt, dass die Profite ungleicher Kapitale in verschiedenen Produktionssphären nicht im Verhältnis zu ihren respektiven Größen stehen können, dass also die Profite in verschiedenen Produktionssphären nicht den Größen der je­weils in ihnen angewandten Kapitale proportional sind.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 159.


    „Andererseits unterliegt es keinem Zweifel, dass in der Wirklichkeit, von unwesentlichen, zufälligen und sich ausgleichenden Unterschieden abgesehen, die Verschiedenheit der durchschnittlichen Profitraten für die verschiedenen Industriezweige nicht existiert und nicht existieren könnte, ohne das ganze System der kapitalistischen Produktion aufzuheben.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 162.


    (Anmerkung w.b.:Wenn die Profitraten verschiedener Branchen große Unterschiede aufweisen würden, dann würde immer mehr Kapital in die profitableren Branchen strömen, was den Gesamtzusammenhang der gesellschaftlichen Produktion aufheben würde. Die unprofitableren Branchen würden aussterben, in den profitableren Branchen gäbe es eine große Überproduktion und die Profite würden insgesamt zusammenbrechen.)


    „Es scheint also, dass die Werttheorie hier unvereinbar ist mit der wirklichen Bewegung, unvereinbar mit den tatsächlichen Erscheinungen der Produktion und dass daher überhaupt darauf verzichtet werden muss, die letzteren zu begreifen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 162.


    Marx kommt aber zu dem Schluss:

    „Es ist ... klar: das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachtet, ist die Wertsumme der von ihm produzierten Waren (oder in Geld ausgedrückt ihr Preis) = Wert des konstanten Kapitals + Wert des variablen Kapitals + Mehrwert.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 176.


    (Anmerkung w.b.: Warenpreis und Warenwert stimmen nur dann überein, wenn alle Kapitale als ein einziges Gesamtkapital betrachtet werden. Oder anders: Das Wertgesetze trifft zu auf das gesellschaftliche Gesamtkapital, nicht (unbedingt) auf jedes individuelle Einzelkapital. Und: Die Profitrate des gesellschaftlichen Gesamtkapitals hängt nicht von der Kapitalgröße ab, sondern von der organischen Zusammensetzung, der Ausbeutungsrate, der Umschlagszeit usw.usf..

    Alle Faktoren der Wertbestimmung, wie sie der erste und zweite Band des KAPITALS entwickelten, gelten nicht (unbedingt) für jedes Einzelkapital, wohl aber für das gesellschaftliche Gesamtkapital.)


    Siehe auch: Marx-Lexikon Durchschnittsprofitrate


    Die Durchschnittsprofitrate hebt aber nicht die kapitalistische Konkurrenz zwischen den einzelnen Kapitalen und einzelnen Branchen auf. Jedes Kapital strebt danach und muss danach streben, einen möglichst großen Anteil an der Mehrwertmasse zu ergattern.

    Dieser Anteil an der Gesamtmasse des Mehrwerts wird im Großen und Ganzen durch die Kapitalgröße bzw. durch den Durchschnittsprofit bestimmt. Dieser Anteil ist aber keine fixe Größe, sondern immer auch Resultat des Kampfes um eine individuell höhere Arbeitsproduktivität, die einem Kapital eine individuell höhere Profitrate als der Durchschnitt beschert.

    Es gibt also Kapitale, deren Profitrate ÜBER dem Durchschnitt liegen, Kapitale, die nahe dem Durchschnitt liegen, und Kapitale, die UNTER dem Durchschnitt liegen.

    Das geht so lange, bis die rückständigen Kapital aus dem Markt gedrängt sind, erst dann pendelt sich eine neue (höhere) Durchschnittsprofitrate ein, die dann den Extravorteil einzelner Kapital mindert oder ganz beseitigt.


    Siehe dazu: Marx-Lexikon Extraprofit


    Gruß Wal Buchenberg

  • Guten Tag!

    Da bin ich wieder und habe noch eine Frage zum Kapital Band 1.

    Ich habe mich in letzter Zeit wieder etwas intensiver mit Karl Marx auseinandergesetzt und las auch noch ein paar Kapitel erneut.

    Meine Frage bezieht sich auf die Akkumulationstheorie von Marx.

    Er sagt, dass immer mehr Maschinen eingesetzt werden (Senkung Lebensmittelpreise usw.). Dadurch entsteht dann auch eine immer größere instustrielle Reservearmee.

    Aber die Maschinen muß doch auch jemand produzieren, eigentlich dürfte es doch so gar nicht zu Arbeitslosigkeit kommen, oder nicht?

  • Hallo!

    Es gehört im Netz zum guten Ton, dass man nicht mehrere NIcks verwendet. Vielleicht kannst du dich mit dir auf einen Nick einigen?

    Zum vermehrten Maschineneinsatz:

    Erstens ist vermehrter Technologieeinsatz eine Entwicklung, die vor aller Augen liegt, und die von keinem Kapitalismusanhänger ernsthaft in Frage gestellt wird. Vor einigen Jahren noch stand "Automatisierung" im Mittelpunkt dieser Ökonomen, heute ist es "AI" - künstliche Intelligenz.

    Zweitens ist wachsender Technologieeinsatz keine "Entdeckung" von Marx, sondern von allen Klassikern der Politischen Ökonomie.

    Diskussion gibt es allenfalls, welche Auswirkungen der wachsende Technologieeinsatz hat.

    Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, was denn der Zweck des vermehrten Maschineneinsatzes sei.

    Marx sagt dazu, dass dort neue/mehr Maschinen/Technologie eingesetzt werden, wo die Arbeitsproduktivität so weit steigt, dass bisherige Arbeitskräfte überflüssig werden. Mit vermehrtem Technologieeinsatz wird (verglichen mit der bisherigen Produktionsmenge) Arbeit(szeit) eingespart. Die Maschinen rentieren sich nur, wenn entsprechende Lohnkosten (und Arbeitsstunden) damit gespart werden. Auch das wird von keinem Ökonomen ernsthaft in Frage gestellt.

    Zum Teil wird Mindergebrauch von lebendiger Arbeit dadurch kompensiert, dass die Produktion um ein Vielfaches gesteigert wird. (Das war die Entwicklung der 50er Jahre in Europa). Die Produktion lässt sich jedoch nicht beliebig hoch steigern. Die Produkte müssen ja einen zahlungskräftigen Absatz finden. Und überall dort, wo Unternehmen mit fortschrittlicher Technologie ihre Konkurrenten mit rückständiger Technik aus dem Markt werfen, werden auch dort Lohnarbeiter arbeitslos. Die Lohnarbeiter werden also eventuell an anderer Stelle in derselben Branche arbeitslos, nicht unbedingt in dem Betrieb, der die modernste Technologie einsetzt.


    Außer mit dem Werk von Marx, solltest du dich vielleicht auch mit dem realen Kapitalismus befassen.



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