Anwendbarkeit der Marxschen Formeln

Hallo Vox,

die Profitrate drückt das Machtverhältnis zwischen Kapital und Lohnarbeit aus. Es ist das Verhältnis von unbezahlter (abgepresster) Arbeit (=volkswirtschaftlicher Mehrwert) zur bezahlten, "notwendigen" Arbeit (gesellschaftliche Lohnsumme). Ein Näherungswert dafür liefert die offizielle Statistik durch die "Lohnquote".

Die Daten der Lohnquote stammen allerdings von den Kapitalisten. Die haben eventuell ein Interesse, ihren Profit zu verstecken oder auch die Lohnsumme höher aussehen zu lassen als sie wirklich ist.

Darum werden zum Beispiel die Gehälter von leitenden Angestellten und Direktoren in der Lohnsumme aufgeführt, obwohl sie Teil des kapitalistischen Mehrwerts sind.

Außerdem kann man lange darüber streiten, welche Rolle die Staatsbediensteten als unproduktive Lohnarbeiter spielen.

Ich habe mich immer mit den offiziellen Zahlen und Daten begnügt. Je mehr man daran herumrechnet und herumdoktert, desto weniger Leute überzeugt man damit.

Meine Grafiken zur Lohnarbeit und zur Wirtschaft befassen sich mit den offiziellen Wirtschaftsdaten, und im Kommentar füge dich an, was sich meine, was aus Marxsens Sicht angemerkt werden muss.

Jeder kann selbst entscheiden, ob ihm diese Daten und Grafiken etwas sagen oder auch nicht.

Hallo Vox,

Die Umsatzrendite zeigt den Prozentsatz vom Verkaufserlös, der einem Unternehmen als Gewinn bleibt. Das kann man als groben Näherungswert für die Profitabilität eines Unternehmens nehmen, wenn die anteiligen Kosten einschließlich des verbrauchten Wertanteils der Gebäude und der Maschinerie korrekt abgerechnet wurden.

Aber die Profitrate von Marx berechnet sich nicht von einem einmaligen Verkauf, auch nicht dem Verkauf eines Jahres, sondern abhängig vom gesamten Umschlag des Kapitals:

Die Profitrate bei Marx drückt das Verhältnis des gesamten Mehrwerts g zum gesamten vorgeschossenen Kapital aus.

Aus G (vorgeschossenes Kapital = c+v) wird der Warenwert = c+v+m. Wieder in Geld verwandelt wird daraus G+g (vorgeschossenes Kapital plus Mehrwert).

Das Verhältnis von g zu G ist die Profitrate. Oder anders: m zu c+v.

Allerdings kann die Profitrate erst gemessen werden, wenn das gesamte vorgeschossene Kapital – einschließlich des Werts aller konstanten Teile (Gebäude, Maschinen, Energie, Rohstoffe) etc. sich komplett in neue Ware W+w und dann in Geld Geld+g verwandelt haben.

„Für den Kapitalisten ist die Umschlagszeit seines Kapitals die Zeit, während deren er sein Kapital vorschießen muss, um es zu verwerten und in der ursprüngli­chen Gestalt zurückzuerhalten.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 157.

Je nach Zusammensetzung des Kapitals ist diese Umschlagszeit verschieden.

Ohne genaue interne Daten eines Unternehmens ist daher die genaue Berechnung der individuellen Profitrate unmöglich. Bei groben Berechnungen behilft man sich mit den üblichen Abschreibungszeiten für das eingesetzte konstante Kapital, die meist auf einem durchschnittlichen Kapitalumschlag beruhen.

https://marx-forum.de/marx-lexikon/lexikon_u/umschlag.html