Zum 8. Mai 1945

  • Mich nerven diese Siegesfeiern.
    Alle diese Siegesfeiern feiern Militärgewalt. Alle diese Siegesfeiern feiern die Staatsgewalt.


    Mich nervt es, dass dieses schlimme Hitlerdeutschland, diese Nazimörder in Deutschland und Europa nicht überall durch Volksaufstände verjagt worden sind.
    Mich nervt es, dass die Befehlsgewalt der Nazidiktatur nahtlos durch die Befehlsgewalt der Besatzungsmächte ersetzt worden ist. Den Großteil der Nazigesetze übernahmen die Besatzungsmächte in Deutschland, neben dem Organisations- und Versammlungsverbot auch alle Zwangsbestimmungen, die die Lohnarbeiter an ihren Betrieb fesselten, samt der knappen Rationierung der Lebensmittel durch Lebensmittelmarken.
    Dass die Naziherrschaft in Deutschland und Europa endlich ein Ende nahm, das war erfreulich. Aber dieses Ende war ein Sieg der Kriegsherren, kein Sieg der Revolution, kein Sieg einer Emanzipationsbewegung.


    Mich nervt, dass dieser militärische Sieg über Hitlerdeutschland genutzt wird, um stolz die eigene Kriegsmaschinerie vorzuzeigen.
    Mich nervt, dass dieser Sieg über Hitlerdeutschland genutzt wird, um neue Kriege vorzubereiten und Kriegspropaganda zu machen.


    Mich nervt, dass die USA ihren Sieg erst im September feiern, weil der US-Regierung die Eroberung des pazifischen Raumes und der Abwurf ihrer Atombomben 1945 wichtiger war als der Sieg über Hitlerdeutschland.
    Mich nervt, dass die großen Siegermächte hinter dem Aushängeschild „Antifaschismus“ alle ihre eigenen Verbrechen und Schandtaten einschließlich Kolonialreiche und Gulag verstecken und verbergen.


    Mich nervt, dass in und mit diesen Siegesfeiern die scheinbare Allmacht der Großmächte und ihrer Kriegsmaschine gefeiert wird.
    Mich nervt, dass diese Staatsmächte nicht nur ihre Siege, sondern auch das Ersticken aller revolutionärer und emanzipatorischer Ansätze im Nachkriegseuropa feiern.


    Gruß Wal Buchenberg

  • Ich finde es traurig, dass Linke immer noch meinen, durch Anlehnung an (Unterordnung unter) eine Staatsmacht könne man die eigene Emanzipation fördern.
    Das hat nicht geklappt mit der Anlehnung an die Sowjetunion.
    Das hat nicht geklappt mit der Anlehnung an die Staaten der Dritten Welt.


    Und dass heute durch Anlehnung an Putins Russland irgendwie was Gutes erreicht werden soll, das geht nicht in meinen Kopf.



    Siehe hier: https://www.jungewelt.de/2015/05-11/055.php


    Gruß Wal

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