Die Grafik akkumuliert in jeder Altersstufe einheimische und zugewanderte Bevölkerung in Deutschland, getrennt nach Frauen (oben, rosa) und Männern (unten, hellblau) im Jahr 2013.
Einheimische sind im Allgemeinen die, deren Eltern in Deutschland geboren wurden. Flüchtlinge, die nach 1945 aus den ehemals deutschen Ostgebieten in den Westen geflohen sind, gelten jedoch als Einheimische.
Bei den Zugewanderten unterscheidet die Grafik zwischen den Immigranten der erster Generation, die im Ausland geboren sind, und Immigranten der zweiten Generation, deren Eltern im Ausland geboren wurden, die selbst aber hier in Deutschland geboren und aufgewachsen sind.
Die Höhe der Balken zeigt die Anzahl der Bewohner von Deutschland in einem Jahrgang. Der größte Jahrgang im Jahr 2013 waren die 49jährigen mit über 1,5 Millionen.
Was ich aus den Daten ersehe:
1. Bevölkerungszahlen sind hochpolitisch. Die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Geschlecht (Frauenüberschuss, Männerüberschuss), nach geografischer Herkunft und nach Alter folgt genauestens den politischen und wirtschaftlichen Katastrophen und Auseinandersetzungen, die die Menschen in Deutschland durch- und mitgemacht haben.
2. Die absoluten Zahlen der Migrationsbevölkerung ist quer durch die Altersstufen weitgehend gleich.
Dass trotzdem fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen einen Migrationshintergrund haben, liegt nicht an einer Zunahme der Migration, sondern an der Abnahme der einheimischen Bevölkerung (Geburtenrückgang). Dieser Geburtenrückgang ist aber eine direkte Folge der kapitalistischen Lebens- und Arbeitsverhältnisse und vor allem dem Anstieg der Frauenlohnarbeit geschuldet.
3. Es ist eine Ermessungsfrage der Staatsverwaltung, wen sie als „Ausländer“ oder als „Inländer“ definiert. Menschen, die in Sibirien aufgewachsen sind, aber eine Großmutter haben, die mal „Reichsbürgerin“ war, gelten als „deutsch“. Menschen, die hier in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, gelten als „nicht deutsch“, bloß weil ihre Eltern irgendwo anders in der Welt geboren wurden.
Eine weitere Verschärfung der bestehenden strengen Zuwanderungsgesetze würde Deutschland nur schneller entvölkern, könnte aber die zunehmend globale Herkunft der in Deutschland lebenden Menschen nicht zurückdrehen.
4. Der kapitalistische Staat beansprucht über alle Menschen, die innerhalb seiner Staatsgrenzen wohnen ein Macht- und Gehorsamsmonopol. Alle hier lebenden Menschen sind den hier geltenden Gesetzen und den hier mit Staatsmacht ausgerüsteten Personen unterworfen und müssen hier durch Steuern und Abgaben den hiesigen Staat anerkennen und mitfinanzieren.
Dass die Staatsmacht innerhalb ihrer Untertanen noch einmal rechtliche Unterschiede macht, und bestimmte Menschen als „Ausländer“ ausgrenzt und ihnen alle sonst üblichen Rechte vorenthält (Wahlrecht, Wahl des Wohnortes, Wahl der Arbeit, Stütze etc.) ist ein Skandal.
Konservative und Rechte klammern sich an die längst unhaltbar gewordene Fiktion von einem „rassisch reinen“ Deutschland und fordern noch härtere Gesetze gegen Ausländer.
Wir radikale Linke fordern die Abschaffung des Ausländerrechts und die Beseitigung der besonderen Unmündigkeit, in der die „Ausländer“ in Deutschland gehalten werden.
Gruß Wal Buchenberg