Lohnen sich Streiks?

  • Obwohl es Streikbereitschaft bei den Lohnabhängigen gibt, wird in Deutschland vergleichsweise wenig gestreikt.
    Siehe die Grafik:





    Pro 1000 Lohnarbeiter gab es im Zeitraum zwischen 2004 und 2010 rund 15 Streik- und Streikausfalltage in Deutschland (nach anderen Berechnungen waren es nur 4 Tage).
    Andererseits ist Deutschland in dieser Übersicht das einzige Land mit negativer Lohnentwicklung seit 2000 (inflationsbereinigter durchschnittlicher Nettolohn -4,5 % ).


    Gibt es da einen Zusammenhang? Andersherum gefragt: „lohnen“ sich Streiks?


    Die hier vorliegenden Daten zeigen für den Zeitraum 2000 bis 2009 einen Zusammenhang zwischen größeren Lohnverbesserungen bei vermehrten Streiktagen.


    Im Einzelnen:
    - Bis 5% Lohnerhöhung wurden in dem betrachteten Zeitraum mit durchschnittlich mit 43 Streiktagen erreicht.


    - Zwischen 5% und 10% Lohnerhöhung wurden mit durchschnittlich 112 Streiktagen erreicht.


    - Zwischen 10% und 15% Lohnerhöhung wurden durchschnittlich mit 51 Streiktagen erreicht.


    - Über 15% Lohnerhöhung wurden mit durchschnittlich 70 Streiktagen erreicht.


    Heißt: Geringe Streiktage bringen in der Regel auch nur geringe Lohnerhöhungen.

    Allerdings: Wer nur ein bisschen mehr erreichen will, muss sehr viel mehr Einsatz bringen. Lohnerhöhungen von bis zu 10%, erforderten im Vergleichszeitraum fast eine Verdreifachung der Streikanstrengungen gegenüber Lohnerhöhungen unter 5%.


    Ich erkläre diese Streik-Lohn-Schwelle damit, dass die Panik der Medienmeute und der Kapitalseite bei steigender Streikbereitschaft der Lohnarbeiter sehr schnell ansteigt. Ihr Widerstand gegen die Streikenden vervielfacht sich.
    Schon für geringfügig bessere Lohnverhältnisse sind daher ziemlich große Streikanstrengungen nötig,
    meint Wal Buchenberg

  • Hallo Wat.,
    Die Streiktage steigen nicht linear mit der Höhe des Lohnabschlusses. Die Fakten sind so und daran kann ich nichts ändern. Wir können sie nur versuchen zu verstehen.
    Ich denke, Abschlüsse von bis zu 5% sind mit geringem Aufwand (43 Streiktage pro 1000) zu erreichen. Wer mehr will (10%), muss besonders große Anstrengungen machen (112 Streiktage). Wenn dann die Kapitalisten realisiert haben, dass die Lohnarbeiter hohen Durchhaltewillen haben, dann geben die Kapitalisten vielleicht schneller nach und man kann mit geringerem Aufwand (70 Streiktage) auch höhere Abschlüsse (15%) erreichen.


    Gruß Wal

  • Sorry Wal, ich meinte es genau umgekehrt:


    Warum nur 5 -10 % fordern, wenn dazu 112 Streiktage nötig sind, wenn es 15 % schon nach 70 Streiktagen gibt. Ich meinte, einen Fehler in Deinem Text zu sehen...

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