Nochmals zur Sozialdemokratie...

  • Der von mir geschätzte Flatter hat in seinem Blog zum x-ten Mal ein "Sozenbasching" aufgemacht.


    Dazu schrieb ich meinen Dissens zum Opener und zu der gesamten Debatte:


    "Ich denke, es gibt nichts „zu klären, wohin das führt mit der Sozialdemokratie“ (flatter). Sozialdemokraten haben niemals einen Hehl daraus gemacht, dass die Arbeiter Lohnarbeiter bleiben sollen, aber unter „erträglicheren“ Bedingungen. Das schloss ein, dass dem Lebensstandard der Arbeiter auch mit „ein bisschen Imperialismus und Krieg“ aufgeholfen wird. Denn: Wenn es den eigenen Kapitalisten gut geht, fallen für die Arbeiter mehr Brosamen ab.

    Wer den Sozialdemokraten „Verrat“ vorwirft, unterstellt, dass sie in der Praxis andere Ziele verfolgten als vorher versprochen. Das kann nur glauben, wer nette Phrasen für bare Münze nimmt.


    „Bis dahin war sich die Arbeiterbewegung einig gewesen, dass Arbeiter nicht mehr auf Arbeiter schießen.“ (flatter). Solche Sprüche waren gut für linke Stammtische.

    Es gab nie eine „einige Arbeiterbewegung“. Die Arbeiterbewegung war nie „einig“, sondern allenfalls eine „Familie“ oder nur eine „Verwandtschaft“ mit feindlichen Brüdern und zerstrittenen Vettern.

    Marx hatte in der von ihm mitgegründeten Internationalen Arbeiterassoziation nur eine (aktive) Minderheit auf seiner Seite. Bei der ersten politischen Krise (Massenmord an den Pariser Kommunarden) hatte Marx, der die Kommune verteidigte, die große Mehrheit der IAA gegen sich. In der SPD sind nicht einmal die befreundeten Führer Bebel und Liebknecht den Vorschlägen von Marx und Engels gefolgt.

    Der Einfluss von Marx in der historischen Arbeiterbewegung wird sowohl von Marxisten wie von Antimarxisten grotesk, aber absichtsvoll überzeichnet.

    Im übrigen lässt die Debatte hier die Integrationskraft der kapitalistischen Gesellschaft (ergänzt durch staatlichen Terror in Krisenzeiten) völlig außer Betracht.

    Wenig Gedanken, viel linker Verdruss."


    Mein "Kurzer Lehrgang" zur deutschen Arbeiterbewegung:


    Arbeiterforderungen von 1848


    Kurt Eisner und die Revolution 1918


    Kommunistischer Widerstand im 3. Reich


    Anti-Hitler-Programm der "Sozialistischen Aktion" 1943


    Buchenwald-Manifest (1945)


    Deutsches Wirtschaftswunder und folgende Massenarbeitslosigkeit. Klassenverhältnisse zwischen 1950 und 2013.


    Gruß Wal

  • Newly created posts will remain inaccessible for others until approved by a moderator.