Buchenwald-Manifest (1945)

  • Manche Leute erzählen die Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland als Roman einer missglückten Kindererziehung.

    In ihrer Erzählung stand das Arbeiterkind zunächst ganz in der Obhut seiner Mutter namens Revolution, während der böse sozialdemokratische Vater der Revolutions-Mutter ständig in die Erziehung hineinpfuschte, das gemeinsame Kind mit Bonbons seiner Mutter entfremdete, es schließlich entführte und der Mutter ganz wegnahm. Die Mutter zog sich in den Osten zurück, während der böse Vater im Westen weiter dafür sorgte, dass die Mutter von ihren eigenen Kindern verlassen schließlich einsam im Jahr 1989 starb.

    Die politischen Programme, die hier im Forum gesammelt sind, zeigen ein anderes Bild.

    Beginnend mit den Arbeiterforderungen von 1848, dem Revolutionsaufruf der Münchner Räterepublik von 1918 bis zum „Anti-Hitler-Programm“ der „Sozialistischen Aktion“ von 1943 zieht sich ein dicker roter, sozialdemokratischer Faden durch die Geschichte der Arbeiterbewegung, der mit dem folgenden Buchenwald-Manifest von 1945 weitergesponnen wurde:





    Manifest von Buchenwald

    Kommentar

    Als „Vertreter des demokratischen Sozialismus ... halten wir uns ... für berechtigt und verpflichtet, dem deutschen Volke zu sagen, welche Maßnahmen notwendig sind, um Deutschland aus diesem ... Zusammenbruch zu retten und ihm wieder Achtung und Vertrauen im Rate der Nationen zu verschaffen.“

    Diese Leute, eben erst aus KZ-Haft befreit, beanspruchten sofort einen Führungsanspruch gegenüber dem „deutschen Volke“. Nicht um die Menschen in Deutschland und Europa sind sie besorgt, sondern um den deutschen Staat und dessen Ansehen in der Welt. Ihr Ziel ist es „Deutschland zu retten“.

    Wer waren diese „Vertreter des demokratischen Sozialismus“?

    Heinz Baumeister, gelernter Drogist, trat 1920 mit 18 Jahren der SPD bei. Er stieg zum bezahlten „SPD-Gausekretär des Reichsbanner“ in Westfalen auf.

    1933 wurde er sofort verhaftet und fand anschließend keine Anstellung mehr. Er beteiligte sich am Widerstand, wurde 1937 wieder festgenommen und bis 1945 in Buchenwald inhaftiert.

    Gottlieb Branz, kaufm. Angestellter, seit 1912 in der SPD. Nach 1918 hatte er einen Parteiposten in der Münchner Gewerkschaftsbibliothek. 1933 verhaftet, blieb er arbeitslos und beteiligte sich am illegalen Widerstand mit regelmäßigem Kontakt zur SPD-Exilführung in Prag. 1939 festgenommen und bis 1945 in Buchenwald inhaftiert.

     

    Dr. Hermann Brill, der Initiator des Buchenwald-Manifests, war Volksschullehrer und trat 1918 in die USPD ein und wurde zum Landtagsabgeordneten in Sachsen-Gotha gewählt. 1922 wechselte er von der USPD zur SPD und wurde mit Posten im Thüringischen Innenministerium belohnt. Er ließ sich beurlauben und machte den Doktor in Jura. Ab 1932 war er auch Mitglied des Reichstags. Im Mai 1933 trat er enttäuscht über die Nachgiebigkeit der SPD gegenüber den Nazis aus der Partei aus. Er gründete in Berlin eine eigene Widerstandsgruppe, zur der auch Ernst Thape gehörte. Brill wurde mehrfach von der Gestapo verhaftet und schließlich wegen Hochverrats zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach vier Jahren Zuchthaus wurde 1943 er ins KZ Buchenwald eingeliefert. Dort gründete er im Juli 1944 das geheime Widerstandskomitee der SPD. Ein KPD-Komitee gab es im KZ schon.

     

    Benedikt Kautsky, der Sohn des marxistischen Parteitheoretikers Karl Kautsky, war von 1921 bis 1938 Sekretär der Wiener Arbeiterkammer. 1938 verhaftet war er bis 1945 in Dachau, Buchenwald und Auschwitz interniert.

     

    Karl Mantler trat 1906 der Fleischergewerkschaft bei und amtierte ab 1913 als Gewerkschaftssekretär. 1935 wurde er Vorsitzender der illegalen „Freien Gewerkschaft“ in Wien. 1936 festgenommen, wurde erst in Wöllersdorf, dann in Buchenwald interniert.

     

    Erich Schilling, gelernter Bauschlosser, trat 1906 der SPD bei. Aber 1913 war er Geschäftsführer des Metallarbeiterverbandes in Leipzig und blieb Gewerkschaftsvorsitzender bis 1933. 1939 wegen Hochverrats verurteilt, wurde er nach Buchenwald verbracht.

     

    Ernst Thape, Maschinenschlosser, SPD-Mitglied seit 1910. Emigrierte 1913 in die Schweiz und kehrte 1921 zurück. 1924 wurde er hauptamtlicher Redakteur einer SPD-Zeitung. 1933 verhaftet und gefoltert, blieb er lange arbeitslos und gehörte zur Widerstandsgruppe von Dr. Brill. 1939 verhaftet, war er bis 1945 in Buchenwald interniert.

     

    All diese Leute entstammten der Arbeiterklasse und waren langjährige Mitglieder der SPD. Sie stiegen im SPD-Apparat auf, übernahmen Beamtenfunktionen in der Partei, der Gewerkschaft und im Staatsapparat und „emanzipierten“ sich so von ihrer Lohnarbeit. Wenn irgendwo die Bezeichnung „Arbeiteraristokratie“ zutrifft, dann auf diese Leute.

    1. Vernichtung des Faschismus

     

    Alle Gesetze, Erlasse, Verordnungen Verfügungen, Urteile, Bescheide und sonstigen Rechtsvorschriften, die zur Begründung, Förderung und Behauptung der Diktatur gedient haben, sind aufzuheben.

    Nicht alle Nazi-Bestimmungen, sondern nur die, „die zur Begründung, Förderung und Behauptung der Diktatur gedient haben“ sollen annulliert werden. Wer soll da durchblicken?


    Es bleibt offen, welcher Personenkreis und welche Staatsmacht diese Annullierung übernehmen soll. Die alliierten Siegermächte werden in dem Manifest nicht erwähnt.

    Die NSDAP mit allen Gliederungen und angeschlossenen Verbänden ist zu verbieten und aufzulösen.

    Haben die Alliierten erledigt.

    Ebenso ist die hitlerische Wehrmacht mit allen ihren Institutionen aufzulösen.

    Haben die Alliierten erledigt.

    Alle Beamte, die als Träger der Diktatur tätig gewesen sind, müssen unverzüglich den öffentlichen Dienst verlassen.

    Wieder so eine Gummi-Bestimmung. Welche Beamte des Dritten Reiches waren denn nicht „als Träger der Diktatur tätig“?

    Kriegsverbrecher und Kriegsverlängerer sind nach den Geboten des internationalen Rechtes von deutschen Gerichten zu bestrafen.

    Was ist denn ein „Kriegsverlängerer“? Ein 14jähriger, der zum Volkssturm eingezogen wurde?


    Insgesamt wurden von Gerichten der Siegermächte in Deutschland und anderen Ländern wegen NS-Verbrechen etwa 50.000 bis 60.000 Personen verurteilt.


    In den drei Westzonen hatten die Siegermächte für 806 Nazis Todesurteile ausgesprochen, von denen 486 vollstreckt wurden.

    2. Aufbau der Volksrepublik

     

    „...erstreben wir einen neuen Typ der Demokratie, die ... den breiten Massen in Stadt und Land eine effektive Betätigung in Politik und Verwaltung ermöglicht.

    Die „breiten Massen“ sind Menschen ohne Gesicht, ohne eigenen Verstand und ohne eigenen Willen

    Die „breiten Massen“ sind Menschen zweiter Klasse, denen eine Elite sagen muss, was sie zu machen haben.

    Zuerst sind in allen Orten antifaschistische Volksausschüsse zu bilden...

    Diese lokalen Ausschüsse werden „gebildet“, nicht gewählt.

    Aus diesen Volksausschüssen ist für das ganze Reich ein Deutscher Volkskongress zu berufen, der eine Volksregierung einzusetzen und eine Volksvertretung zu wählen hat.

    Die nichtgewählten Ausschüsse „berufen“ einen „Volkskongress“, der die „Volksregierung“ einsetzt und eine „Volksvertretung zu wählen hat“. Da ist ständig vom Volk die Rede, das aber nichts, gar nichts, zu bestimmen hat. Nicht einmal die „Volksvertretung“ darf es wählen.

    Dieses Konstrukt ist zutiefst undemokratisch und von Misstrauen gegen alle Lohnabhängigen in Deutschland beseelt.

    Die bürgerlichen Freiheiten der Person, des Glaubens, des Denkens, der Rede und Schrift, der Freizügigkeiten des Koalitionsrechtes sind sofort wieder herzustellen.

    Hier erfahren die Lohnabhängigen zum ersten Mal eine gewisse Verbesserung ihrer Lebensumstände.


    Gleich stehen aber die Interessen des Staatsapparates wieder im Vordergrund:

    Das privilegierte Berufsbeamtentum ist abzuschaffen und durch ein hochqualifiziertes, sauberes, sozial modernes Volksbeamtentum zu ersetzen.

    „Volksbeamtentum“ ist ein vegetarischer Wolf.

    3. Befreiung der Arbeit

     

    Aufbau und Führung der Volksrepublik sind nur möglich, wenn die Massen der Werktätigen in Stadt und Land in ihr ihren Staat sehen, ihn bejahen und immer bereit sind, für diesen Staat einzustehen.

    Werktätige sind Untertanen und sollen das gerne sein. Wo ist der Unterschied zur Nazi-Devise „Kraft durch Freude“?

    Sie werden das nur tun, wenn die Volksrepublik die Arbeit ... befreit und ein menschenwürdiges Dasein aller Arbeitenden schafft und garantiert.

    Alle Arbeitenden sollen „menschenwürdig“ ausgebeutet werden – noch ein vegetarisches Raubtier.

    Deshalb sind die Sozialpolitik und die Sozialversicherung den Bedürfnissen der Arbeiterschaft entsprechend zu gestalten.

    Die Staatsbürokratie bestimmt, aber sie bestimmt „entsprechend den Bedürfnissen der Arbeiterschaft“ – das legt den Grund für das gute Gewissen aller Sozialbürokraten in Ost und West. Sie handeln nur „im Interesse der Arbeiterschaft“.

    Der Achtstundentag ist sofort wieder einzuführen und eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit vorzubereiten.

    Erst im Juni 1956 erreichte die Metallgewerkschaft in Bremen eine Arbeitszeitverkürzung von 48 Stunden auf 45 Stunden die Woche.

    Schlichtung von Arbeitsstreitigkeit und die Arbeitsgerichtsbarkeit haben Gesetz und Recht im Arbeitsleben zu gewährleisten.

    Interessenkonflikte zwischen Lohnarbeit und Kapital sind Machtfragen, keine Rechtsfragen.

    Mit „Gesetz und Recht“ wird nur garantiert, dass die Kapitalisten die Ruder fest in Händen halten.

    4. Sozialisierung der Wirtschaft

     

    ... fordern wir, dass den Gesellschaftskrisen durch eine sozialistische Wirtschaft ein absolutes Ende gesetzt wird.

    Nicht Kapitalismus und Lohnarbeit sollen „absolut beseitigt“ werden, sondern die kapitalistischen Krisen. Eigentlich easy – oder nicht? Und selbst daran ist die Sozialdemokratie immer wieder gescheitert.

    Wir erklären feierlich, dass niemand von uns an eine Enteignung des bäuerlichen Besitzes denkt. Er soll im Gegenteil garantiert und vermehrt, zur Höchstleistung geführt .... werden.

    So wenig verstehen diese Sozialdemokraten von kapitalistischer Wirtschaft. Für die Enteignung des bäuerlichen Besitzes sorgt schon die kapitalistische Konkurrenz. 1950 waren noch 22 % aller Erwerbstätigen in Deutschland in der Landwirtschaft beschäftigt, 2016 waren es noch 1,4 %.

    Eine neue Währung, ein von den Lasten der Diktatur bereinigter Haushalt und eine Sozialisierung der Banken ....

    Dass der Staatshaushalt von allen Schulden befreit wird, ist ihnen wichtig, auf wessen Kosten dieser Staatsbankrott gehen soll, sagen sie nicht.

    Zur Befriedigung des dringenden Massenbedarfs sind alle Verbrauchsgüterindustrien staatlich zu lenken. ... Ein Planwirtschaftsamt hat den sozialistischen Wiederaufbau zu leiten.

    Das „staatliche Lenken“ kennen wir aus dem Sowjetsystem.

    5. Frieden und Recht

     

    Wir bekennen uns vor der Welt aus tiefster, ehrlicher Überzeugung zu der schuldrechtlichen Verpflichtung der Wiedergutmachung der Schäden, die das deutsche Volk durch den Hitlerismus angerichtet hat.

    Erst ist viel von der Diktatur die Rede, die „vernichtet“ werden muss. Hier wird „das deutsche Volk“ für die Verbrechen der Nationalsozialisten verantwortlich gemacht.

    Nur die Unterzeichner, „WIR“, sind offenbar schuldlos.

    ...werden wir nicht auf eine eigene sozialistische Außenpolitik verzichten...

    Das schwülstige WIR-Gerede geht weit an den Realitäten der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands vorbei.

    6. Neue Humanität

     

    Dazu brauchen wir einen neuen Geist. Er soll verkörpert werden durch den neuen Typ des deutschen Europäers.

    Noch mehr WIR-Schwulst.

    ... wollen wir das humanistische Gymnasium modernisieren, den Typ eines deutschen Gymnasiums neu schaffen....

    ... wollen WIR dem konservativen Bürgertum in den fetten Hintern kriechen.

    7. Sozialistische Einheit

    Begründet auf die Gedanken des Klassenkampfes und der Internationalität und auf das Bewusstsein, dass die Verwirklichung des Sozialismus nicht eine Frage des Zukunftsstaates, sondern die unmittelbare Gegenwartsaufgabe ist...


    Es lebe...!

    Es lebe...!

    Es lebe...!

    Es lebe...!

    Eben war es nur Schwulst. Hier ist es linker Schwulst.

    Das Komitee

    Das Komitee, das sich selbst ernannt und selbst ermächtigt hat, und das besser als alle „breiten Massen“ weiß, was alle nun zu tun haben.

    Wir haben‘s gesagt, nun packt ihr mal an!

    Was ist aus dem Buchenwalder Manifest geworden? Aus späterer Sicht hat es - zu unserem Glück -keine Rolle gespielt.

    Die alliierten Truppen übten die gesamte Staatsmacht im Nachkriegsdeutschland aus. Die deutschen Staatsbehörden versuchten sie mehr schlecht als recht zu „entnazifizieren“. Für die Lohnabhängigen galten jedoch alle unterdrückerischen arbeitsrechtlichen Bedingungen, die Lohnhöhe, das Streikverbot, die Bezahlung mit Lebensmittelmarken usw. weiter, die die Nazis zur Ruhigstellung der Lohnabhängigen eingeführt hatten. Die von den Nazis eingefrorenen Stundenlöhne wurden erstmals nach drei Jahren, 1948, etwas erhöht.


    Aufschlussreich ist jedoch, was mit den Erstunterzeichnern des Buchenwald-Manifests geschehen ist:

    Heinz Baumeister

    wurde Präsident der Thüringer Handwerkskammer und ab 1946 auch Mitglied des Thüringer Landtags und Mitglied der SED. 1948 verließ der die Sowjetische Besatzungszone und gründete im Ruhrgebiet eine Speditionsfirma.

    Gottlieb Branz

    war von 1945 bis 1948 Stadtrat in München. Von 1950 bis 1962 war er gutbezahlter Direktor der Münchner Stadtbüchereien.

    Dr. Hermann Brill

    wurde 1945 in Thüringen zunächst Regierungspräsident und von den Sowjets abgesetzt. Er floh nach Hessen und war 1946 bis 1949 Chef der Hessischen Staatskanzlei. 1948 arbeitete er in Herrenchiemsee am Entwurf des deutschen Grundgesetzes mit. 1949 bis 1953 Mitglied des deutschen Bundestags. Dann Professor an der Uni Frankfurt im Fach Staatslehre.

    Benedikt Kautsky

    Lebte 1945 bis 1950 als Schriftsteller in Zürich. 1958 stellvertretender Generaldirektor des Creditanstalt-Bankvereins. Er wirkte 1958 am Parteiprogramm der SPÖ und 1959 am Godesberger Programm der SPD.

    Karl Mantler

    1945 bis 1949 Mitglied des österreichischen Bundesrates, dann Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Präsident der Arbeiterkammer Wien.

    Erich Schilling

    Wurde Mitglied der SED und übernahm verschiedene Ämter, nach einer Verhaftung floh er 1949 nach Westberlin und wurde dort Ortssekretär des Internationalen Freien Gewerkschaftsbundes.

    Ernst Thape

    Nach 1945 war Thape SPD-Vorsitzender in Magdeburg und wurde Minister in der Sächsischen Regierung. 1948 floh er in den Westen und arbeitete von 1949 bis 1957 in der Pressestelle der Niedersächsischen Landesregierung.

    Für ihren Widerstand gegen den Faschismus in Deutschland verdienen alle diese Leute unseren größten Respekt. Aber nach der Niederlage des Hitlerfaschismus haben sie (mit Ausnahme von H. Baumeister) nahtlos dort weitergemacht, wo sie von Hitler verjagt worden waren: in bequemen Partei- und Staatsämtern. Partei und Staat waren ihr Ein und Alles, von Antikapitalismus keine Spur.

    (Quellen für die Personendaten: Wikipedia und Friedrich-Ebert-Stiftung. Alle Angaben ohne Gewähr!)


    Wal Buchenberg, 5. November 2017

  • Hallo Wal,

    der sozialdemokratische Einfluß auf die Arbeiterbewegung ist m. M. nicht unbekannt.

    Wen beschuldigst Du hier eigentlich als Geschichtenerzähler?

    Gruß Jens

  • Hallo Jens als Einleitung zur Kritik am Buchenwald-Manifest hatte ich geschrieben:"

    Quote

    Manche Leute erzählen die Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland als Roman einer missglückten Kindererziehung.

    In ihrer Erzählung stand das Arbeiterkind zunächst ganz in der Obhut seiner Mutter namens Revolution, während der böse sozialdemokratische Vater der Revolutions-Mutter ständig in die Erziehung hineinpfuschte, das gemeinsame Kind mit Bonbons seiner Mutter entfremdete, es schließlich entführte und der Mutter ganz wegnahm. Die Mutter zog sich in den Osten zurück, während der böse Vater im Westen weiter dafür sorgte, dass die Mutter von ihren eigenen Kindern verlassen schließlich einsam im Jahr 1989 starb.

    Die politischen Programme, die hier im Forum gesammelt sind, zeigen ein anderes Bild.

    Mit dieser Erzählung wurde ich zum Beispiel politisch sozialisiert. Wenn niemand sonst sich in dieser Erzählung widerfindet, ich finde meine politische Sozialisation darin wider.

    Und mein Eindruck ist: sämtliche Texte, die in der DDR zum Thema verfasst wurden, sind nach diesem Muster gestrickt.


    Gruß Wal

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