Kurt Eisner und die Revolution 1918

  • Die von wohlhabenden Bürgern selbstverwalteten Städte des Mittelalters waren Glanzpunkte der deutschen Geschichte. München gehörte nicht dazu. München war von Anfang an fürstliche Residenz und seine Bürger verdienten lieber bequemes Geld durch die Hofleute und den Hof, als für städtische Freiheit und Unabhängigkeit zu kämpfen. In der Revolution von 1848 protestierten die Münchner Bürger heftiger gegen die bürgerliche Geliebte des Königs, als gegen den König und seine Herrschaft.


    Um die Wende zum 20. Jahrhundert beherbergte der Universitäts-Vorort Schwabing, der erst 1890 nach München eingemeindet worden war, die avantgardistischste Künstlerszene und die liberalsten Zeitschriften- und Buchverlage in Deutschland. Zensur und politische Überwachung durch die königlichen Behörden war lax, denn Kunst und Künstler waren das Hobby des Prinzregenten Luitpold (1886 – 1912).
    Für die Münchner Spießbürger waren die Schwabinger Boheme die Narren des Hofes.


    Für wirkliche und eingebildete Genies, für Alternative und Gescheiterte aller Art wurde Schwabing zum Anziehungspunkt. So auch für den Berliner Kurt Eisner, ein marxistischer Sozialdemokrat, der sich zu Kriegsbeginn 1914 noch für die „Verteidigung des Vaterlandes“ ausgesprochen hatte. Im Laufe des Krieges entwickelte er sich jedoch zum Pazifisten und zum Revolutionär. Seit Dezember 1916 organisierte Eisner strömungsübergreifende, wöchentliche Diskussionstreffen im Gasthaus „Zum goldenen Anker“ in der Ludwigs-Vorstadt mit bis zu 150 Teilnehmern. Im Januar 1918 organisierte er den Streik der Münchner Munitionsarbeiter und ging dafür ins Gefängnis.


    Nachdem in München die Nachricht vom Kieler Matrosenaufstand (1. - 4. November 1918) angekommen war, organisierte Eisner am 7. November zusammen mit Teilen des „Bauernbundes“ eine große Anti-Kriegs-Kundgebung außerhalb des Stadtgebiets. Im Anschluss an die Kundgebung zog er an der Spitze eines anwachsenden Demonstrationszuges zu den Münchner Kasernen und dann in die Innenstadt.


    König Ludwig III. kam an diesem Nachmittag von seinem täglichen Spaziergang zurück und stellte fest, dass der Großteil seiner Wachen und seiner Diener davongelaufen waren. Noch am selben Tag floh König Ludwig III. mit seinen Ministern aus München. Offiziell erklärte er seinen Rücktritt am 13. November.


    Als die Demonstranten erfuhren, dass die königliche Regierung geflohen war, rief Kurt Eisner noch am Abend die Republik aus und ließ sich von den Demonstranten zum „Ministerpräsidenten“ wählen.
    In den nächsten Tagen wurde folgende Proklamation in den Straßen Münchens verklebt:



    Was ist von dieser Proklamation zu halten?
    Die Proklamation beginnt mit zwei Lügen. Das Volk hatte nichts und niemanden gestürzt und nichts in die Hand genommen. Die königliche Regierung wurde nicht gestürzt, sondern war in Panik geflohen. Das Volk hatte keine „Regierung in die Hand genommen“, das hatten Kurt Eisner und seine Freunde und Genossen getan.


    Das Regierungspersonal war ausgewechselt, die Regierungsmacht bestand aber unverändert weiter. Dass die Regierungsmacht unverändert weiterbestand, mündete in die großmäulige Drohung: „Generalkommando (des Heeres, w.b.) und Polizeidirektion stehen unter unserem Befehl.“


    Kurz: Volk und Bürger erfuhren von „ihrer“ Revolution von Plakaten und aus der Zeitung und wurden gleichzeitig mit der Mitteilung, dass notfalls auf sie geschossen würde, unter Generalverdacht gestellt.


    Die Münchner Bürger und die Einwohner Bayerns tauschten also in dieser „Revolution“ die Regentschaft eines selbstherrlichen Königs durch die selbstherrliche Herrschaft einer Boheme, die sich selbst als „Avantgarde“ verstand.
    Die politische Bewusstwerdung und Selbstbestimmung der Bevölkerung in München konnte und musste also damit beginnen, dass sie sich gegen eine selbstherrliche Regierung von arroganten Außenseitern zur Wehr setzten.
    Genau das wurde meines Erachtens zum Keim und Ausgangspunkt des reaktionären Sumpfes, der sich in den Folgejahren in München als „Hauptstadt der (faschistischen) Bewegung“ entwickelt hat.


    Gruß Wal Buchenberg


    Hinweis zur Diskussion:
    Die damalige Konstellation halte ich für unverändert aktuell:
    - die Marginalisierung der Linken,
    - das Leben der Linken am Rand der Gesellschaft. Was damals Boheme war, ist heute Prekariat,
    - die Arroganz der selbsterklärten Avantgarde,
    - die gegenseitige Ignorierung bis gegenseitige Verachtung zwischen der (radikalen) Linken und dem Volk.

  • Es gibt aber wenigstens einen entscheidenden Unterschied zu der Zeit vor 100, ja selbst der Zeit vor 50 oder 40 Jahren, in Deutschland sowohl als allen alten westlichen Industrieländern: Die relativ homogenen Milieus sind verschwunden, hinter ihnen die Werte, Rollen, kulturellen Kanons und Curricula, Ausbildungsgänge, Biographien von "Generationen" synchronisierenden Ereignisse und Erlebnisformen. Die moderne Gesellschaft zerfällt und zerfällt immer weiter, fast möchte man meinen, dieses Zerfallen macht vor dem wörtlich Nichtzerfällbarem, dem In-Dividuum, lang nicht mehr halt.
    Warum sollte "die radikalen Linken", ihr verbliebene Staats-Sozialismus-kritischer Bodensatz, davon verschont bleiben. Die in sich zerfallene Linke wendet sich also, wenn überhaupt, an eine ebensolche Gesellschaft: Wer dort ist denn heute noch so tonagebend, dass er nicht-marginal, und wer so festinstalliert, dass seine Stellung nicht-prekär wäre? Antiquiert, und auch ein bisschen bedrohlich, aber selbst das nicht allzusehr (eben wegen der Marginalität und sofern es nicht in allzuviel Krawall umgesetzt wird) wirkt diese radikale Linke, weil sie dieser zeitgenössischen Realität sich entgegenstellt, statt sie zum selbstverständlichen Ausgangspunkt der Lebenseinrichtung zu machen: In ihren Befunden sowohl (die von so unendlich viel Besonderheiten abstrahieren und von der ganzen unsagbaren Pluralität an Merkmalen bloss zwei übriglassen, auf die es ankommt: Kapitalist, lohnabhängig), als auch ihren Zielsetzungen - EIN Plan von allen für alle... Wenn das nicht totalitär und per se arrogant ist; vor allem aber unzeitgemäss; nämlich, wie ich glaube, im Sinne pionierhafter Fortgeschrittenheit (also das, was von Avantgarde bleibt, wenn der Anspruch verschwindet, jederzeit allen diese Fortgeschrittenheit vermitteln, wenn nicht aufzwingen und oktroyieren zu können; vielleicht sogar der, sich der Art und des Ausmasses dieses Fortschritts ganz bewusst zu sein, den man, ohne recht zu wissen, wie man selber dahinkam, verkörpert).
    Die radikale Linke in dieser Lage hat die Aufgabe, neu nachzudenken über:
    1. ihren Befund: Wie entsteht angesichts der eingangs genannten Alltagserfahrung der Anschein, nein, allem Anschein vorweg, der GLAUBE, die völlig zerfallene Gesellschaft überhaupt, ja sogar noch zu ihrem Vorteil organisieren zu können?
    2. ihre Kritik: Was verschwindet mit dieser halt- und bodenlosen Illusion? Was am gegenwärtigen Elend aber würde bleiben?
    3. ihre Strategie: Wenn alle so verschieden sind, kann unmöglich allen dasselbe gesagt werden. Sind nun alle gleich (un)geeignet, um (je zu ihnen passend; wie wäre das?) angesprochen zu werden (womit?)? (Könnten nicht Einsichten zur Art des Zustandekommens der eignen Fortgeschrittenheit dazu etwas beitragen?)
    4. ihre Zielsetzung: Wie kann denn nach Vorstellung der radikalen Linke GENAU die völlig zerfallene Gesellschaft sicih, also ihre (Re)Produktion, überhaupt und zu ihrem Vorteil organisieren?


    PS: Ein Teil des Moderatorenteams hat die zumindest starke Vermutung, dass "Sachlichkeit" schon für sich völlig ausreicht. Wenn man jemandes Fehler/Mangel klar durchschaut, kann mans ihm auch erklären (oder lässt es, wenn man begreift, dass er - womöglich grad aufgrund des erkannten Mangels - nicht wird folgen können).

  • Es gibt aber wenigstens einen entscheidenden Unterschied zu der Zeit vor 100, ja selbst der Zeit vor 50 oder 40 Jahren, in Deutschland sowohl als allen alten westlichen Industrieländern: Die relativ homogenen Milieus sind verschwunden, hinter ihnen die Werte, Rollen, kulturellen Kanons und Curricula, Ausbildungsgänge, Biographien von "Generationen" synchronisierenden Ereignisse und Erlebnisformen. Die moderne Gesellschaft zerfällt und zerfällt immer weiter, fast möchte man meinen, dieses Zerfallen macht vor dem wörtlich Nichtzerfällbarem, dem In-Dividuum, lang nicht mehr halt.).


    Hallo Franziska,
    du unterstellst, dass die Situation von Damals und nicht weiter zu diskutieren wäre, und kommst in einem Sprung in die Gegenwart.
    Die Ereignisse von 1918 habe ich hier deshalb vorgestellt, um vielleicht herauszufinden, was Eisner und seine Genossen damals hätten anders oder gar besser machen können.
    Du stellst die Milieu- oder Klassenfrage in den Mittelpunkt. Das wird in meinem Bericht nicht thematisiert. Ich bin ja nur auf den einfachen Gegensatz von Boheme und (Spieß)Bürger eingegangen. "Bürger" umfasst die gesamte Gesellschaft, ohne Rücksicht auf ihre soziale Gliederung. Auch "Boheme" ist auch kein Klassenbegriff. Der Gegensatz "Boheme" - "Bürger" bestimmte aber das Denken der Zeitgenossen. Und von welcher "Klassentheorie" Eisner ausgegangen ist, ist mir nicht bekannt. Die Proklamation spricht alle mit "Volksgenossen" an. Auch das ist eine Einheitskategorie, - und eine Lüge: Eisner sprach die Leute mit "Genossen", als gleichberechtigt Mitwirkende an, tatsächlich behandelte er sie als Untertanen.


    Die radikale Linke in dieser Lage hat die Aufgabe, neu nachzudenken über: ....


    Dieser Satz klingt aus deinem Mund und in diesem Zusammenhang, wo es um die Schädlichkeit von Avantgarde-Denken geht, doch sehr, sehr befremdlich.
    Wer von uns ist denn in der Position, dass er für andere Leute Aufgaben formulieren kann? Und dann gleich Aufgaben für eine so unübersichtliche Gruppe wie die "radikale Linke"?
    Und angenommen, die radikale Linke würde deiner Aufgabenstellung folgen: Was kann dabei denn anderes herauskommen, als ein neue, - wenn auch geläuterte - Avantgarde?


    Fragt sich und dich Wal

  • Hallo Wal..
    ich hab nicht mehr zur Historie behaupten wollen, als für die erste von zwei Behauptungen (im Anschluss an deinen Text) nötig schien, nämlich: Die Gesellschaft, an die sich die Linke, so wie du sie beschreibst, richtet, ist heute nicht mehr so anders als diese Linke - die Beschreibung trifft auch auf die Adressaten der radikalen Linken zu. Das Traurige ist, dass diese Gemeinsamkeit erstmal einen neuen Gegensatz eröffnet und so richtig scharf hervortreten lässt, und das war die zweite Behauptung: Allein durch die bei allen Linksradikalen (wie gross auch sonst ihre Unterschiede sein mögen) anzutreffende Befürwortung von Eigentumsfreiheit auf gesellschaftlicher Stufenleiter, bringen sie sich alle zusammen zu genau dieser zeitgenössischen Gesellschaft (so anders als die vor 100 Jahren sie auch sein mag) auf Anhieb (erneut) in einen Gegensatz. Wenn nun die radikale Linke ihr Projekt nicht aufgeben will, dann stelle nicht ich ihr die genannten Aufgaben, sondern (so meine ich) diese Aufgaben stellen sich ganz von selbst, angesichts des Gegensatzes und des Programms.

  • Hallo Franziska,
    das will ich nicht in Frage stellen, dass wir über den Zusammenhang von heutiger Linke und der (Rest)Gesellschaft diskutieren. Und meine erste Antwort an Dich wäre: Erstens sehe ich nicht, dass die radikale Linke (mehrheitlich oder insgesamt) sich die "Befürwortung von Eigentumsfreiheit auf gesellschaftlicher Stufenleiter" zu eigen gemacht hätte (Alle Zweistufenmodelle operieren mit staatlichem Eigentum). Und zweitens, falls sich die radikale Linke die Eigentumsfreiheit auf gesellschaftlicher Stufenleiter zu eigen machen würde, wäre das gar kein wirklicher Gegensatz zu Gesellschaft, weil diese Eigentumsfreiheit für 90 Prozent der Menschen längst schon verwirklicht ist.
    Ich verweise nur auf die Verteilung des Reichtums:


    Die eigentumslosen 90 Prozent gewännen durch die Vergesellschaftung des Reichtums (= Beseitigung von abhängiger Arbeit) ihre Selbstbestimmung. Die anderen 10 Prozent hätten materiell was zu verlieren, behielten aber ihre Würde. Sie wären ja nicht ausgeschlossen von der kollektiven Planung und der kollektiven Produktion.


    Nur ist das ein ziemlich anderes Thema als die historische Frage, die ich hier angeschnitten habe:
    Kurt Eisner ist gar nicht mit einem Programm der Münchner Gesellschaft gegenübergetreten. Er hat sich selbst als Regierung gesetzt. Weg mit dem König! Ich bin jetzt Regierung.
    Das ist quasi der Avantgarde-Gedanken pur - ohne jeden weiteren Inhalt, ohne jedes Programm.
    Hier sehe ich die Gemeinsamkeit zu vielen Linken heute, die den Kapitalismus beseitigen wollen, ohne zu wissen oder zu sagen, wie Wirtschaft und Gesellschaft denn anders funktionieren könnte.
    Weg mit dem Kapitalismus! Wir Linke bestimmen jetzt!
    Das ist ihr ganzes Programm und das ist mein Thema hier.
    Deine Antwort verstehe ich als pädagogischen Versuch, der heutigen Linken beizubringen, was ihr zur inhaltlichen Avantgarde fehlt.
    Ich bin auf der Suche nach Lösungen, wo keine Avantgarde nötig ist bzw. wo jede "Avantgarde" schädlich ist.

    Gruß Wal

  • Hinweis zur Diskussion:
    Die damalige Konstellation halte ich für unverändert aktuell:
    - die Marginalisierung der Linken,
    - das Leben der Linken am Rand der Gesellschaft. Was damals Boheme war, ist heute Prekariat,
    - die Arroganz der selbsterklärten Avantgarde,
    - die gegenseitige Ignorierung bis gegenseitige Verachtung zwischen der (radikalen) Linken und dem Volk.


    Das habe ich so verstanden, als wolltest du durch den Vergleich auf etwas heute nach wie vor aktuelles hinweisen.
    Die zumindest bundesdeutsche radikale Linke (von letzten Resten DKP MLPD und den kleinen Trotzkisten-Zirkeln abgesehen) will keinen Staatssozialismus und hat auch kein Zwei-Stufen-Konzept. "Arrogant" und rechthabersiche "Avantgarde" scheint sie zu sein, weil sie überhaupt noch "kommunistisch", mithin auf zwangfreie Einigung und Übereinstimmung orientiert geblieben ist - angesichts der modern-gesellschaftlich herausgebildeten Überzeugung, dass sowas ohne Gewalt nicht geht. Nicht die radikale Linke ist da offensiv - sie sieht sich eher unter Generalverdacht gestellt, und muss sich rechtfertigen; sondern die Restgesellschaft. Die lässt ihr nur die Wahl zwischen zwei gleicih unmöglichen Positionen, und kann sich einfach nichts Drittes vorstellen: Entweder, ihr Linken seid eben doch verkappte terroristen, Gewalttäter, rückwärtsgewandte Spinner, vor denen man sich fürchten muss; oder... ihr wollt wirklich was, das so noch nicht dawar - dann seid ihr realitätsfremde Utopisten: Schaut euch doch mal um, schaut euch doch mal an, wer wir hier sind, wir die Nichtlinken: Glaubt ihr etwa, wir würden sowas für möglich halten, dass WIR uns hier einigen? Gottseidank... müssen wir das in wesentlichen Hinsichten nicht, denn..wir haben ja den Markt. Und.. zu seiner Beaufsichtigung und Zähmung, Gestaltung und zur Not Korrektur, den demokratischen Staat. Am Markt sind wir alle beteiligt durch Kaufen... und am Staat durch Abstimmen und Wählen (übrigens auch das Recht, selber zu kandidieren).
    Das funktioniert doch... Also was wollt ihr denn?
    Was hat denn die radikale Linke im allgemeinen, und wir im besonderen darauf zu erwidern (an Befund, Kritik, Durchführungs- und Ziel
    vorstellungen)?
    Wenn sie dem Satz: WIR haben die historisch unüberbietbar beste Form von Vergesellschaftung erreicht, widerspricht, definiert sie sich selbst als Avantgarde - nicht im machttechnischen, nicht im Sinne der Eisnerschen Revolutionsregierung oder gar der Leninschen oder maoistischen Staats-Partei. Wohl aber im Sinne derer, die behaupten, was Besseres als das Bestehende zu kennen. Als Gegensatz reicht das unter heutigen Bedingungen schon mal.

  • Die zumindest bundesdeutsche radikale Linke (von letzten Resten DKP MLPD und den kleinen Trotzkisten-Zirkeln abgesehen) will keinen Staatssozialismus und hat auch kein Zwei-Stufen-Konzept.


    Hallo Franziska,
    ist das so? Was ist denn mit den Linken in der Partei DIE LINKE und in deren Umfeld? Sind die ganz irrelevant??
    Und wie sich in Frankreich und Griechenland zeigt, ist der Trotzkismus keineswegs tot, sondern wird ständig neu erfunden und ständig neu wiederbelebt. Außerdem dominieren die "Staatslinken" weiterhin die Gewerkschaftsbewegung. Die Staatslinken dominieren in Attac. Können wir die alle einfach als irrelevant beiseite wischen?
    Ich denke, das sind die Linken, die der Öffentlichkeit bekannt sind, und die das Bild der Linken bestimmen.


    "Arrogant" und rechthabersiche "Avantgarde" scheint sie (die radikale Linke) zu sein, weil sie überhaupt noch "kommunistisch", mithin auf zwangfreie Einigung und Übereinstimmung orientiert geblieben ist -


    Wo bitteschön, sind denn diese netten Linken, die Kommunismus zwangfrei verstehen, und auch wirklich einen Kommunismus für Alle meinen? Wo diskutieren sie? Wo treten sie an die Öffentlichkeit? Ich glaube, diese "netten" Kommunisten sind in der Gesellschaft nicht bekannt und deshalb für die Gesellschaft irrelevant. Da sie irrelevant sind, bilden sie keinerlei "Gegensatz zur Gesellschaft". Das "Bild der Linken" in unserer Gesellschaft wird von den Staatslinken bestimmt.


    Deshalb glaube ich: In Summe haben sich die heutigen Linken ihr geringes Ansehen und ihr negatives Image redlich verdient. ...
    Und der Anfangspunkt davon war die Münchner Räterepublik.


    Gruß Wal

  • Darum hab ich ja von RADIKALER Linke gesprochen (und die gleichnamige Partei ausgeschlossen, die ist nämlich zu wirklich allergrössten Teilen reformistisch); und von der gegenwärtigen BRD-Szene. Also ausser den genannten üblichen Verdächtigen kenn ich da niemand, der nicht - so wie wir hier auch - drauf beharrt, dass ein Übergang der Gesamtgesellschaft zwangfreie Zustimmung sehr grosser Teile ebendieser Gesellschaft voraussetzt (und darum vermutlich gewaltfrei stattfindet).
    Das Bild der radikalen, nicht-reformistischen Linken in westlichen Bevölkerungen und auch der (fern)östlichen wird noch lange Zeit unauslöschlich bestimmt sein von den diversen realen Staats-Sozialismen. Verglichen mit denen... ist Eisners Räterepublik eine Tragikomödie. Und davon (so wie zB auch von der Pariser Kommune) wissen, wenn überhaupt, ausser Historikern und politisch hochgebildeten älteren Mitürgern allenfalls einige sehr wenige und SEHR fleissige Abiturienten aus dem Leistungskurs Klasse 13.
    Zum Thema "Eigentümer oder 'eigentumsfrei' " gab es vor kurzem im Rahmen einer (wie immer dort) umfangreicheren Diskussion einen Nebenstrang . Er liefert nebenbei einige für UNSERE Diskussion über Polemik (deren zusammenhang mit Unsachlichkeit) besonders einschlägige Passagen... Aber - ich will nicht zuviel Fässer gleichzeitig aufmachen (sind ja im Moment schon genug offen).


  • Das Bild der radikalen, nicht-reformistischen Linken in westlichen Bevölkerungen und auch der (fern)östlichen wird noch lange Zeit unauslöschlich bestimmt sein von den diversen realen Staats-Sozialismen. Verglichen mit denen... ist Eisners Räterepublik eine Tragikomödie. Und davon (so wie zB auch von der Pariser Kommune) wissen, wenn überhaupt, ausser Historikern und politisch hochgebildeten älteren Mitürgern allenfalls einige sehr wenige und SEHR fleissige Abiturienten aus dem Leistungskurs Klasse 13.


    Hallo Franziska,
    da sind wir uns also einig, dass das Bild der Linken in der Gesellschaft von den Staatslinken bestimmt wird, das ist ganz normal, denn die waren historisch am wirkungsvollsten von allen Linken.
    Wenn das so ist, dann ist dein obiger Gegensatz zwischen (nichtstaatlichen) Linken und der Gesellschaft nicht existent, weil eben diese Linken für die Gesellschaft nicht existent sind.


    Dass die Münchner Räterepublik irrelevant und unbekannt sei, da bin ich entschieden anderer Meinung.
    Wie ich oben ausgeführt habe, wurde sie zum Ausgangspunkt der faschistischen Bewegung.
    Und meine ganze Generation von (Alt)Linken ist mit romantischen Vorstellungen von der deutschen Revolution 1918 groß geworden.
    Und der linke Opfer-Mythos, der mit dieser Revolution erzählt wird, heißt: pures Fremdverschulden. Fremdverschulden durch Sozialdemokraten. Fremdverschulden durch präfaschistische Banden. Fremdverschulden durch die Heeresführung.
    Das eigene Verhalten der radikalen Linken in dieser Revolution wurde und wird nirgends hinterfragt.
    Hier wird vielleicht ein Anfang gemacht.


    Gruß Wal

  • Ich will dir da nicht ins Wort fallen, Wal..
    Aber die Frage kriegen wir doch auch so: Wie soll euer komischer Kommunismus, oder wie immer ihr das nennt (was ihr wollt), denn funktionieren OHNE Staat? Und wie... mit Staat anders als brutal und diktatorisch? Das kann sich doch ein bundesdeutscher Normalbürger (lohnabhängig oder nicht) garnicht anders vorstellen, und das illustriert er doch höchstens, veranschaulicht er, als etwas aus seiner Sicht UNVERMEIDLICHES, mit der Geschichte ("die mussten doch...").
    Vielleicht würde er für so einen Eisner, wenn er davon erfahren würde, sogar mehr Verständnis (wenn auch darum keine Sympathie) aufbringen als wir, Wal.
    Es ist diese Überzeugung: Sowas GEHT doch garnicht anders!, die sich durch den historischen Verlauf nur bestätigt fühlt, die die Ablehnung GLEICH WELCHEN Linksradikalismus begründet. Sag nicht, dass die marginalisierte Linke GARNICHT präsent ist: Als vermummte Steinewerfer in Hamburg eben schon... Und... da passts ja schon wieder. Nichts ist für Nicht-Radikallinke selbstverständlicher als: dass die "Abschaffung" des Eigentums (selbst durch sie selbst, in einem Anfall von Raserei oder Verzweiflung) in Chaos und/oder diktatorische Gewalt führen MUSS. Und was am altlinken Verklären vergangener Aufstände so ungut aufstösst, ist doch: Dass man sich dabei über DIESEN Gegensatz zur damaligen wie heutigen Normalbevölkerung hinwegsetzt. (Das gilt, nebenbei, auch für die Steinewerfer...) Und, schlimmer... dass man dem zugrundeliegenden Verdacht derzeit nichts entgegenzusetzen hat.

  • Hallo Franziska,
    du bist ja ziemlich hartnäckig bei deinem Thema. Ich lasse mich also auf Deine Sichtweise ein und betrachte den Gegensatz Volk/Normalbürger - Linke mal als gegeben. In München 1918 war er jedenfalls SEHR präsent (um auch wieder auf mein Thema zurückzukommen ).
    Wie geht man nun mit diesem Gegensatz um? Man kann diesen Gegensatz dadurch vertiefen, indem man ihn beiderseitig bestätigt: Die Normalbürger sind halt doof, und wir sind die Avantgarde.
    Und umgekehrt: Wir sind normal, und diese Boheme/Linke sind Spinner!
    Damit ist dieser Gegensatz fix und damit hat sich die Linke selbst ins Abseits gestellt.


    Oder man geht als Linker davon aus: Irgendwo und irgendwie muss es (wichtige) Gemeinsamkeiten zwischen uns den Normalos geben. Diese Gemeinsamkeiten suchen wir jetzt: Stichwort: Sie und wir leben in der kapitalistischen Gesellschaft. Sie und wir sind Leidtragende, nicht Nutznießer des Kapitalismus. Und: Kein Mensch kann total im Irrtum leben, es sei denn im Irrenhaus.
    Also wäre mit Respekt (!) zu fragen: Was können und wissen die Normalos, was ich als Linker nicht kann und nicht weiß.
    In der Regel sind es die Normalos, die alle die Sachen herstellen, die auch Linke zu schätzen wissen: Gemüse, Hühnerbeine, PC, Internet, schicke Kappen etc.pp.


    Das erste, was nach so einer linken Bewusstseinsbildung :thumbup: wegfallen kann und wegfallen muss, wäre die linke Arroganz, das linke Avantgardedenken: Die Normalos können und wissen viel, ohne das kein Linker leben und auskommen kann.
    Ob die Linken auch was können und wissen, ohne das die Normalos nicht auskommen können, das ist die große Frage. Die meisten Normalos würden hier antworten: Nein! und ich fürchte, sie haben recht.


    Man kann nicht einfach als geächteter Linker um die Ecke kommen, und sich plötzlich zum "Ministerpräsident" erklären. Ebenso hohl wie der "Ministerpräsident" ist der "Doktortitel" bürgerlicher Politiker und der Avantgarde-Anspruch der Linken. Dieser Avantgarde-Anspruch ist nicht mehr wert als ein geklauter "Dr."


    Zurück zu München 1918:
    Überall sonst in Deutschland haben sich die revoltierenden Soldaten und Arbeiter nicht zu Regierungsbeamten erklärt, sondern als "Arbeiter- und Soldatenrat" bezeichnet. Mit dieser Wahrhaftigkeit spielten sie eine bescheidenere, aber auch viel längere und viel positivere Rolle als dieser unglückselige Kurt Eisner. Er hat seinen kurzen Auftritt als Ministerpräsident ja nicht überlebt.


    Gruß Wal

  • Aaach Wal, ich wollt eigentlich bloss was nützliches zu deinem ersten Beitrag assoziieren, und komm jetzt aus dem Film nicht mehr raus, von wegen hartnäckig :D
    Wal, die meisten Linken sind AUCH berufstätig, haben AUCH was irgendwo Verwertbares gelernt, und es nicht nicht das, was sie von Normalos unterscheidet (die ihr berufliches Können ja auch nicht von vornherein zum Nicht-Linkssein prädestiniert). (Was prädestiniert dann? Genau die Frage stell ich ja gern immer wieder mal...)
    Ich hatte oben deinen Avantgarde-Begriff umgedeutet: In eine objektive Ausgangssituation der Linken - vorausgesetzt nämlich, die behandelt ihr Beharren auf dem Wissen, dem auch du Ausdruck gibst (("Kapitalismus ist schädlich und ohne schlimme Folgen durch was deutlich Besseres zu ersetzen - durch was genau, ist leider unter uns nicht-staatssozialistischen Linksradikalen umstritten.")), nicht als Respektlosigkeit oder Arroganz gegenüber denen, die derzeit die Argumente für eine solche Beurteilung entweder nicht kennen, oder soweit sie sie kennen, Einwände dagegen haben.
    "Guten Tag, ich bin ab jetzt ihr neuer Ministerpräsident, wer mir widerspricht wird erschossen" ist als Start für eine gedeihliche Diskussion noch nichtmal dann besonders geeignet, wenn man eine Waffe hat. - Aber was dann? Linke kümmern sich ja oft ungern um den Bewusstseinsstand andre Linke, aber mein Eindruck ist: Noch schlimmer ist für sie die Auseinandersetzung mit den Mentalitäten der Nichtlinken. Dabei ist nicht so sehr bloss Kenntnis dieser Mentalitäten und der verschiedenen Sorten, die man vielleicht sinnvoll unterscheiden könnte, gefragt - in der "zerfallenden" Gesellschaft mag die Vielfalt wuchern.. ob darum die Grundmuster dessen, was der Einzelne im Kopf hat, so ganz anders sind als bei andern, ist dabei offen. Aber wie man Einfluss nimmt, ob man das überhaupt kann, ist ja mindestens genauso wichtig. Das scheint alles absolutes Neuland zu sein für Linksradikale. Wo sind die Theorien, die uns darüber Aufschluss geben? Es gibt derzeit keine. Und das... halte ich für einen mörderischen Mangel.

  • ich wollt eigentlich bloss was nützliches zu deinem ersten Beitrag assoziieren ...


    Hallo Franziska.
    das ist auch okay, aber so wird das kein Dialog. Du hast dein Thema durchgezogen, auf mein Thema und meine Fragestellungen hast du dich nicht eingelassen.

    ... die meisten Linken sind auch berufstätig, haben auch was irgendwo Verwertbares gelernt, und es nicht nicht das, was sie von Normalos unterscheidet...


    Das ist wahr, aber nicht mein Punkt.
    Die heutige Produktions- und Lebensweise ist so verflochten und vielseitig, dass die Kenntnisse von einem Einzelnen oder einer kleinen Gruppe nie ausreichen, um ohne Kooperation mit allen anderen was Vernünftiges zustande zu bringen.


    Für mich heißt es: Ohne Kooperation mit allen Normalos erreichen die Linken nichts. Nichts Politisches, nichts Produktionsmäßiges, nichts Schönes.
    Der Kapitalismus erzwingt diese allseitige Kooperation durch den Warenaustausch, durch Geld. Dieser allseitige Austausch kann nur ersetzt werden durch eine allseitige, freiwillige Kooperation. Und dazu scheinen mir die Linken bisher weder willens noch fähig.
    Unter den gegebenen Bedingungen halte ich es für möglich, dass die "Normalos" sich an die Beseitigung des Kapitalismus machen, und die Linken gucken zu und sagen: Bäh! X(
    Gruß Wal

  • Hallo Wal,


    „- die Marginalisierung der Linken,- das Leben der Linken am Rand der Gesellschaft. Was damals Boheme war, ist heute Prekariat,“


    Soweit ich das überschaue, kann man in diesem Zeitraum nicht von einer Marginalisierung der Linken sprechen


    "- die Arroganz der selbsterklärten Avantgarde",


    Es ist normal dass die Avantgarde arrogant ist, denn zur Avantgarde gehören zu w o l l e n ist halt mal blöd. In der Kunst, na ja, da können die Leute halt rumspinnen, da richtet dieser Anspruch weiter keinen Schaden an. In der Politik wird aus Blödheit allerdings Gefährlichkeit, weil sich dort aus diesem Anspruch die Begründung zum Führen, zur Macht und zur Gewalt ableitet. Ich denke aber, so was wollen heute höchstens nur noch ein paar linke Spinner, wie ein Teil der NAO. Dass, nebenbei, heute so was nicht gut ankommt, sieht man (im Gegensatz zu deiner Feststellung) gerade am N i e d e r g a n g zur völligen Bedeutungslosigkeit der trotzkistisch beeinflussten NPA in Frankreich.


    Man darf Avantgarde jedoch nicht mit Menschen verwechseln, die, aus welchen Gründen auch immer, einen Wissensvorsprung haben. Wissen lässt sich ja von jedermann studieren, überprüfen und, falls es falsch ist, argumentativ oder empirisch widerlegen. Wissen ist das Gegenteil von Blödheit und richtet sich gegen die politische Avantgarde und deshalb gegen Macht und Gewalt. Wissende werden versuchen ihr Wissen zu verbreiten - und falls es richtig ist und nicht unterdrückt wird, wird es sich irgendwann wie ein Schneeball von selbst verbreiten.


    „- die gegenseitige Ignorierung bis gegenseitige Verachtung zwischen der (radikalen) Linken und dem Volk.“


    Verachtung entspringt ja auch dem Avantgardeanspruch. Verachtung gegenüber Menschen kann nur jemand empfinden, der sich besser, höher, überlegener f ü h l t. Wissenden geht so ein Gefühl ab. Ich persönlich kenne keinen (wissenden) Linken, der andere Menschen verachtet. Andererseits verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht deine positive Einstellung für die Antifa. Gerade dort ist Verachtung Gang und Gäbe, es sei denn Faschisten gelten nicht als Menschen.


    Beste Grüße
    Kim

  • Hallo Wal,
    „- die Marginalisierung der Linken,- das Leben der Linken am Rand der Gesellschaft. Was damals Boheme war, ist heute Prekariat,“
    Soweit ich das überschaue, kann man in diesem Zeitraum nicht von einer Marginalisierung der Linken sprechen


    Hallo Kim,
    ja, diesen "Diskussionsanhang" habe ich unsauber formuliert. Die Boheme in München war nicht deckungsgleich mit der damaligen Linken. Aber die Münchner Boheme war den Münchner (Spieß)Bürgern jedenfalls unsympathisch und suspekt. Von da ziehe ich die Parallele zur marginalen Rolle der heutigen Linken. Das ist nicht viel mehr als ein Diskussionsanstoß, keine abgesicherte Parallele. Und gibt es überhaupt Parallelen in der Geschichte?


    Man darf Avantgarde jedoch nicht mit Menschen verwechseln, die, aus welchen Gründen auch immer, einen Wissensvorsprung haben.


    Verwechsle ich das? Ich wüsste nicht wo.
    Ich glaube jedoch:
    Individuelles Wissen ist wenig wert. Wichtig sind verfügbare Kenntnisse innerhalb eines Arbeitszusammenhangs. Jedes funktionierende Kollektiv hat einen Kenntnis- und Wissensstand, den kaum ein Individuum erreichen kann.
    In den heutigen Arbeits- und Lebenszusammenhängen spielt ein "Wissensvorsprung" eine geringe Rolle.
    Nehmen wir an, für eine Problemlösung werden kombinierte Kenntnisse im Umfang von 100 benötigt.
    1 Person habe Kenntnisse = 40
    1 Person habe Kenntnisse = 20
    5 Personen haben Kenntnisse je = 10.
    In diesem Kollektiv hat eine Person einen Wissensvorsprung vor anderen von 30 oder 20, eine andere Person von 10. Das hilft ihnen nichts und das hilft der Problemlösung nicht. Erst, wenn alle Personen ihr Wissen/ihre Kenntnisse zusammentragen wird die kritische Wissens-Menge von 100 überschritten.


    Heißt: Eine Linke, die auf ihren Wissensvorsprung stolz ist, ist nutzlos. Ich kenne kein politisches, soziales oder produktionstechnisches Problem der heutigen Zeit, das allein mit dem linken Wissen zu lösen wäre.


    In modernen Unternehmen wird ein individueller "Wissensvorsprung" oft als "Kopfmonopol" kritisiert und möglichst abgebaut.
    Überall wo Linke ein "Kopfmonopol" besitzen, sollten wir dringend dafür sorgen, dass es verschwindet.


    Gruß Wal

  • Bei meinen Recherchen zur Vorgeschichte der deutschen Revolution bin ich auf folgendes Fundstück gestoßen: Was der theoretische Kopf der SPD im beginnenden 20. Jahrhundert vom einfachen Volk hielt.

    „Was weiß uns Kautsky ... über die ‚deutsche Methode‘ des Massenstreiks zu sagen? Hier lehnt er vor allem mit Entrüstung jeden Hinweis auf die ausschlaggebende Wirkung der Nichtorganisierten ab. Wer bildet denn diese unorganisierte Masse? ruft er. Sie setzt sich zusammen aus kraftlosen, gedrückten, isolierten, verkommenen Elementen, aus unwissenden, gedankenlosen, in Vorurteilen befangenen oder gesinnungslosen Subjekten.“ R. Luxemburg, Ges. Werke 3, 308 (1913).

    Kurz: Wer kein beitragszahlender Sozialdemokrat ist, ist ein Arschloch.

  • Und das sagte Rosa Luxemburg im Mai 1914:

    „Heute ist der Imperialismus ... die Religion der bürgerlichen Gesellschaft. Ein imperialistischer Taumel hat die ganze bürgerliche Gesellschaft gepackt. Deshalb ist auch jede Opposition gegen die Regierung und gegen die Junker und Scharfmacher verschwunden. ... Vor allen Dingen ... ist es erforderlich, die Aktionsfähigkeit der Massen zu steigern. .... Wir dürfen auf keine Hilfe des Bürgertums bauen. Zweitens ist auch eine gewisse Korrektur auch in den Organisationsverhältnissen erforderlich. Es muss eine stärkere Demokratisierung des ganzen Parteilebens und auch des Gewerkschaftslebens eintreten. Drittens müssen wir wieder etwas mehr Selbstkritik üben und nicht wie unser Zentralorgan ewig in Zufriedenheit uns gefallen. Die oberste Aufgabe auch im Kampfe gegen den Imperialismus ist die Steigerung der Aktionsfähigkeit der Massen.“ R. Luxemburg, Ges. Werke 3, 451.


    Das ist von Rosa Luxemburg völlig richtig gesehen, aber sie stand mit ihrer Meinung ziemlich allein in der SPD. Der Parteivorstand hatte faktisch über sie ein Publikationsverbot in allen SPD-Zeitungen und -Zeitschriften verhängt.




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