C. Wimmer, internationaler Sekretär der KPVenezuelas (PCV) behauptet:
„Die PCV sieht zwei Hauptwidersprüche, die gleichzeitig im heutigen Kampf berücksichtigt werden müssen: Imperialismus gegen Nationalstaaten und Kapital gegen Arbeit. Wir kämpfen weiterhin für die nationale Unabhängigkeit.“ (Quelle)
Aber C. Wimmer sagt nicht, wie der eine Widerspruch mit dem anderen Widerspruch zusammenhängt.
Ich meine, „Imperialismus“ (das heißt: Großmachtpolitik, die andereStaaten und Regionen unterwerfen und in Abhängigkeit halten will) ist eine Organisationsform des Kapitals. Mehr oder minder selbständige Nationalstaaten sind auch eine Organisationsform des Kapitals.
Im übertragenen Sinn kann man sagen: Imperialismus ist die Organisationsform des kapitalistischen Monopols, selbständige (National)Staaten sind die Organisationsform der kapitalistischen Konkurrenz. Im Großen und Ganzen entwickelte sich die Weltpolitik seit 1914 von wenigen Monopolen weg zur allgemeinen Konkurrenz – von einigen Großreichen weg zu vielen unabhängigen Staatsgebilden.
1815 existierten in Europa nur zehn selbständige Staaten, 1900 waren es 22, heute sind es nur in Europa rund 70.
In der ganzen Welt gab es 1900 nur 50 Staaten, derzeit sind 193 Staaten Mitgliederin der UNO.
Die Vervielfältigung der (National)Staaten hat das unterdrückerische und monopolistische Kolonialsystem aufgebrochen und zerstört. Das war sicherlich ein großer Fortschritt.
Doch der Kapitalismus wurde dadurch keineswegs zerstört oder nur geschwächt. Ganz im Gegenteil, mit den Nationalstaaten und in den Nationalstaaten hat sich der Kapitalismus über die ganze Welt verbreitet und überall Wurzeln geschlagen. Diese Entwicklung war gewissermaßen unvermeidlich, deshalb brauchen wir darüber nicht lange jammern. Die Imperialisten und der Imperialismus in der Welt ist bei weitem nicht mehr so stark wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Dennoch: Imperialismus und Nationalstaaten sind auch heute noch ein Widerspruch, weil die heutigen Großmächte immer noch und immer wieder versuchen, Staaten und Regionen in Abhängigkeit zu bringen: Die USA im Nahen und Fernen Osten, China im Südchinesischen Meer, Russland in Osteuropa und in Fernost, usw.
Was aber haben diese Widersprüche zwischen Imperialisten und der nationalen Unabhängigkeit mit dem Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital zu tun?
Diese Antwort bleibt der Sekretär der KP Venezuelas schuldig, und diese Antwort bleiben gewöhnlich Antiimperialisten schuldig.
Unser zentrales Interesse als Linke und Kommunisten sind unsere Lebensbedingungen und unsere Zukunftsperspektiven als Lohnabhängige. Wir leben und handeln aber in einer umkämpften, unfriedlichen Welt, in der es zunehmend schwieriger wird, den Durchblick und den Überblick zu behalten. Wer in diesem internationalen Hauen und Stechen behauptet:
Diese fremde Regierung ist unser Feind (die USA, die EU, Russland, China oder Israel) und diese fremde Regierung ist unser Freund (Kuba, Venezuela, Griechenland, Syrien, Israel etc.) der soll bitteschön genau erklären, was dieser äußere Konflikt zwischen Regierungen und Staaten mit dem Widerspruch zwischen uns Lohnabhängigen und dem Kapitalismus zu tun hat.
Wer diesen Zusammenhang nicht erklären kann, darf sich nicht wundern, wenn ihm unterstellt wird, er wolle uns Lohnarbeiter in einen potentiell kriegerischen Konflikt zwischen Staaten und Regierungen verwickeln.
Wer diesen Zusammenhang nicht erklären kann, darf sich über mangelnde „internationale Solidarität“ nicht wundern,
meint Wal Buchenberg
Zur Schwächung des Imperialismus:
... und tschüss Imperialismus!
Es geht mit dem "Imperialismus" zu Ende
Zum Nationalismus:
Doku: Ukrainischer Nationalismus - eine Analyse