(Dieser Beitrag stand ursprünglich als kurze Notiz am Ende des Know-how-threads, und war als schlicher Beitrag zum DORT angesprochnen Thema gedacht. Er wurde dann hierher verschoben, und der thread mit einem Titel versehen, den ich aber für meinem Beitrag nicht passend fand, sodass ich ihn in "Wer bildet eigentlich heute die "herrschende Klasse"?" abgeändert habe.)
Wir sollten nicht vergessen: Die Ablösung der Verfügung über Kapital vom Eigentumstitel betrifft keineswegs oder nur zu geringeren Teilen die Ebene der Unternehmensleitung. Darüber hat sich längst eine viel bestimmendere Sphäre etabliert, in der die gesamtwirtschaftlich bedeutsamen, die strategischen Entscheidungen getroffen werden: jene, in der der Kredit und das angelegte Vermögen der Gesamtgesellschaft (auch hier: weitgehend abgelöst vom Eigentumstitel oder Anlagemotiv) verwaltet wird - und die zukunftsträchtigen ebenso wie die abzuschreibenden Projekte beurteilt werden. Die "bezahlten Angestellten" dieser Sphäre (ebenso wie die der grossen Unternemen*)) sind nicht nur am Erfolg der von ihnen gestalteten Geschäfte beteiligt (und das unterscheidet sie eben von Lohnabhängigen, abgesehn von den Grössenordnungen ihrer (oftmals schon längst für lebenslanges Auskommen sorgenden früheren) Einkünfte, weshalb sie sich schon auch mal bloss mit symbolischen Gehältern zufriedengeben); sie entscheiden, darüberhinaus, über das Schicksal von Nationen, Regionen, Belegschaften grosser Unternehmen. Die Einkünfte der Kapitalgeber sind bei dem allen nur noch störende Kost - die Geschäftstäigkeit gibt sich explizit selbst den Zweck vor als: aus Geld mehr Geld machen - und nichts andres. SIE sind es, die die Zukunft der globalisierten Welt in Händen halten, und diesem ihrem Zweck unterordnen; sie - und die Regierungen der wenigen massgeblichen Staaten, in deren Territorium die Reichtumsproduktion und Verfügung darüber sich konzentriert.
DAS ist die herrschende Klasse. Und DAS sind keine bezahlten Lohnabhängigen.
Und DAS sind die Leute, die sich selbst zutrauen, den globalisierten Produktionsprozess mithilfe ihrer Konkurrenz um zukünftige Profitabilität und "Standorte" auf einem optimalen Fortschrittspfad halten zu können.
Es ist unsere Aufgabe (eine unserer vielen Aufgaben), zu zeigen, dass ihnen das, mit ihren Mitteln, nicht gelingen KANN. - Und das vielleicht darum: weil dieser (Fortschritts)Prozess nicht steuerbar ist. Von niemand.
*) die grossen internationalen Unternehmen bringen aus eigener Kraft solche Massen verfügbaren Kapitals hervor, dass ihre Investitionstätigkeit (die ja durchaus nicht an der ursprünglichen Branche des Unternehmens und seinem "Kerngeschäft" klebenbleiben muss, sondern Diversifizierung und Konzern-Umbau einschliessen kann) mit derjenigen der Investoren verfügbarer Anlagevermögen (Versicherungen, Banken, Vermögensverwaltungen/Finanzdienstleister, Pensionskassen ua) vergleichbar ist.