In seinem Abgesang in die Minipartei DKP stellt Herbert Steeg treffend fest:
“In einer Gesellschaftsordnung, in der sich die Wirklichkeit als eine riesige Sammlung von Waren darstellt, erscheinen auch die Beziehungen der Menschen zueinander seltsam dinghaft. Diese grundlegende Verdinglichung führt dazu, dass auch die Kommunistische Partei als ein Ding aufgefasst wird, ein Ding, das Befreiung verspricht. Die Partei gilt nun ihren Mitgliedern nicht mehr als ein Zusammenschluss von Subjekten, von Menschen mit Einsichten, Leidenschaften und Verstand, von konkreten Personen mit Vor- und Nachteilen, die sich austauschen, verständigen, zusammenwirken. Nein, die Partei wird als Ding verstanden, dass definierte Eigenschaften hat, denen mensch sich anpassen muß, will er/sie Befreiung.“
Ich denke, das ist gut gesehen: Nicht die Mitglieder, nicht die Subjekte regeln ihre Kooperation in und mit einer leninistischen Partei – vielmehr ist die leninistische Partei ein Machtinstrument über die Mitglieder. Noch schlimmer: Sobald die Partei auch staatliche Machtmittel errungen hat, wird die Partei auch zum Machtinstrument über die Gesellschaft. Das ist nicht einem Stalin geschuldet, sondern dem Organisationsprinzip der Partei. So eine Partei steht der Emanzipation der Werktätigen im Wege.
Während die einen ein Partei-Fragment zu Grabe tragen, heben andere ein neues Fragment aus der Taufe. Das kommunistische Gründungsfieber nimmt kein Ende:
„Mit dem ‚Kommunistischen Aufbau’ gründen wir eine Organisation, die es sich zur Aufgabe macht, für die Einheit der Kommunisten auf der Grundlage gemeinsamer Prinzipien zu kämpfen.“
Das Kindchen liegt noch im Wochenbett und hat schon ausgewachsene „gemeinsame Prinzipien“. Diese Parteiprinzipien sind schon vor den Mitgliedern vorhanden und stehen über ihnen.
Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll.
Gruß Wal Buchenberg
Siehe auch: Karl Marx über „Partei des Proletariats“
Siehe auch: "Parteien sind out!"
oder: „Wer sich als Avantgarde sieht....“