Sorgen des "deutschen Sparers"

  • Der Spiegel-Ökonom Wolfgang Münchau sorgt sich um den „deutschen Sparer“: Die aktuelle Prognose des IWF, dass die Zinsen weltweit niedrig bleiben werden, sei eine „Hiobsbotschaft für deutsche Sparer“, meint W. Münchau.
    Wer von uns ist denn ein „Sparer“? „Sparer“ sind die, die mehr Geld haben, als sie brauchen und ausgeben können. Und solchen Leuten machen niedrige Zinsen Sorgen, weil sie weder als Industriekapitalisten noch als Finanzkapitalisten zusätzlichen Profit erwirtschaften können.


    Das bereitet auch Herrn Münchau Sorgen und er fragt sich: „Warum ist der Marktzins so tief? Wenn der Zins niedrig ist, dann ist das Angebot an Ersparnissen größer als die Nachfrage nach Investitionskapital“.
    Das ist die klassische Erklärung eines Kapital-Ökonomen. „Ersparnis“ ist für sie der Restbetrag nach Ausgabe aller privaten und investiven Auslagen. Die kapitalistischen Investitionsausgaben stagnieren oder gehen zurück. Damit steigen automatisch die „Ersparnisse“ der Kapitalisten. Alles ist immer im schönsten Gleichgewicht, was auf der Investitionsseite weniger wird, wird halt auf der Ersparnisseite mehr. Nullo Problemo.


    Das Problem wird deutlicher, wenn wir den Sachverhalt in Normalsprache übersetzen: Die Kapitalisten wissen nicht wohin mit ihrem Geld! Das geht schon eine Weile so, und diese Weile zieht sich weiter in die Länge.


    Die Erklärung von Karl Marx heißt dafür: Bei uns herrscht ein Überfluss an Kapital.


    „Die ungeheure Produktivkraft, im Verhältnis der Bevölkerung, die innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise sich entwickelt und, wenn auch nicht im selben Verhältnis, das Wachsen der Kapitalwerte (...), die viel rascher wachsen als die Bevölkerung, widerspricht der, relativ zum wachsenden Reichtum, immer schmaler werdenden Basis, für die diese ungeheure Produktivkraft wirkt, und den Verwertungsverhältnissen dieses schwellenden Kapitals. Daher die Krisen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 277.


    „Die Überproduktion speziell hat das allgemeine Produktionsgesetz des Kapitals zur Bedingung, zu produzieren im Maß der Produktivkräfte (d. h. der Möglichkeit mit gegebener Masse Kapital größtmöglichste Masse Arbeit auszubeuten) ohne Rücksicht auf die vorhandenen Schranken des Markts oder der zahlungskräftigen Bedürfnisse, und dies durch beständige Erweiterung der Reproduktion und Akkumulation, daher beständige Rückverwandlung von Revenue in Kapital auszuführen, während andererseits die Masse der Produzenten auf das durchschnittliche Maß von Bedürfnissen beschränkt bleibt und der Anlage der kapitalistischen Produktion nach beschränkt bleiben muss.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 535.


    Die große Industrie „produziert ... einerseits eine sich immer steigernde Proletarisierung der gesamten großen Volksmasse, andererseits eine immer größere Masse unabsetzbarer Produkte.Überproduktion und Massenelend, jedes die Ursache des anderen, das ist der absurde Widerspruch, worin sie ausläuft ...“. F. Engels, Ludwig Feuerbach, MEW 21, 300.


    Münchau macht sich nur Sorgen um den „deutschen Sparer“. Wir Lohnabhängigen haben jedoch noch viel mehr Grund, uns Sorgen zu machen,
    meint Wal Buchenberg

    Ich schaue mit Optimismus in die Zukunft, auch wenn sie ohne mich stattfindet.

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