Abstiegsangst in Deutschland

  • Unsere Politiker. Staatsvertreter und Meinungsmacher spüren immer deutlicher, dass sie immer weniger respektiert und geachtet werden. Sie ziehen immer mehr Ärger auf sich und machen sich deshalb berechtigte Sorgen um ihre Zukunft.

    Auf der Suche nach Gründen haben sie vor allem die „Abstiegsangst“ ausgemacht. Eine Untersuchung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung brachte zu Beginn des Jahres Folgendes zu Tage:




    Zwar machen sich 25% der Deutschen Sorgen um ihren Arbeitsplatz (erster Balken), aber mit geringerem Einkommen rechnen nur rund 19% (zweiter Balken).


    Erfahrungsgemäß machen sich die unteren Lohnempfänger bis 1500 Nettolohn (3. Balken) mehr Sorgen um den Erhalt ihres Lebensstandards, als die mittleren Lohnempfänger (4. Balken) oder die höheren Lohnempfänger (5. Balken).


    Falls diese Zahlen aussagekräftig sind, dann blicken immer noch 75 Prozent der Deutschen ohne großen Sorgen in die Zukunft. Ich beurteile unsere gemeinsame Zukunft da sehr viel skeptischer.


    Ich denke, uns stehen in Deutschland nicht nur wirtschaftliche Schwierigkeiten ins Haus, sondern auch vermehrt solche Katastrophen wie der gestrige Brückeneinsturz von Genua - in Deutschland sind offiziell 13 % aller Brücken marode.

    Uns erwarten noch mehr Wetterkapriolen mit noch größeren Folgen – mit Verkehrschaos, mit Stromausfällen, mit lokalem Trinkwassermangel, mit Epidemien, vielleicht sogar mit Engpässen in der Lebensmittelversorgung.


    Ich glaube nicht, dass „Abstiegsangst“ eine wichtige Rolle spielt bei dem Vertrauensverlust gegenüber unserem Staat und seinen Vertretern. Unsere Staatsvertreter und Meinungsmacher haben wohl Abstiegsängste, die stehen ja auch weit über uns - aber wir?


    Ich denke, eine Rolle bei dem Vertrauensverlust spielt, dass die Leute das leere Geschwätz vom „Sozialstaat“, der uns angeblich vor allen Übeln des Kapitalismus schützt, nicht mehr hören können.

    Ich denke, eine Rolle bei dem Vertrauensverlust spielt, dass die Leute merken, dass im Krisenfall die Banken gerettet werden, aber wir Lohnabhängige im Regen stehen.

    Ich denke, dass die Leute merken, dass sie von Chemie- und Autokonzernen vergiftet werden, ohne dass der Staat etwas unternimmt.

    Es ist nicht „Abstiegsangst“, was die Leute wütend macht, sondern die wachsende Einsicht, dass unsere Staatsvertreter weder willens noch in der Lage sind, unsere Interessen als Lohnabhängige zu wahren und zu schützen.

    Siehe dazu den untersten Balken der Grafik.


    Wal Buchenberg, 15.08.2018

  • Es gibt ja immer noch die Meinung, die AfD sei die Partei der „Abgehängten“.

    Neuere Befragungen zeigen: Menschen mit niedrigem Einkommen oder geringem Bildungsgrad wählen nicht häufiger die AfD als „Durchschnittsbürger“.

    Nur 19 Prozent der Niedrigverdiener (unter 70% des mittleren Einkommens) sagen, sie könnten sich vorstellen, die AfD zu wählen. 30 Prozent dieser Niedrigverdiener äußert dagegen Sympathien für die anderen Parteien.

    Knapp vierzige Prozent der AfD-Wähler geben ein Einkommen an, das um 50% über dem mittleren Einkommen liegt. Bei den Wählern aller anderen Parteien liegt dieser Wert nur bei 22 Prozent.


    Es sind also „überproportional viele Gutverdiener“, die AfD wählen, weil sie eine Affinität zu Rassismus und Ausländerfeindlichkeit haben.

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