"Die Pariser Kommune sollte selbstverständlich allen großen gewerblichen Mittelpunkten Frankreichs zum Muster dienen. Sobald die kommunale Ordnung der Dinge einmal in Paris und den Mittelpunkten zweiten Ranges eingeführt war, hätte die alte zentralisierte Regierung auch in den Provinzen der Selbstregierung der Produzenten weichen müssen. In einer kurzen Skizze der nationalen Organisation, die die Kommune nicht die Zeit hatte, weiter auszuarbeiten, heißt es ausdrücklich, daß die Kommune die politische Form selbst des kleinsten Dorfs sein, und daß das stehende Heer auf dem Lande durch eine Volksmiliz mit äußerst kurzer Dienstzeit ersetzt werden sollte. Die Landgemeinden eines jeden Bezirks sollten ihre gemeinsamen Angelegenheiten durch eine Versammlung von Abgeordneten in der Bezirkshauptstadt verwalten, und diese Bezirksversammlungen dann wieder Abgeordnete zur Nationaldelegation in Paris schicken; die Abgeordneten sollten jederzeit absetzbar und an die bestimmten Instruktionen ihrer Wähler gebunden sein." Der Bürgerkrieg in Frankreich (1871)
(Marx-Engels-Werke Bd.17, S. 339 bis 340)
Ein elementarer Fehler der Arbeiterbewegung war die Unterstellung eines proletarischen Subjekts als institutionalisierte Verfügungsgewalt (Einheitspartei) in einem Arbeiter- und Bauernstaat (siehe Diktatur des Proletariats). Dieser kann niemals zu einem gesellschaftlichen Verhältnis gelangen, in welchem die Menschen selbst sich zur Befriedigung und Sinnbildung ihrer Bedürfnisse über die Arbeit politisch bestimmend versammeln und auseinandersetzen. Von daher blieb ein solcher Staat hierzu weitgehend abstrakt und schon deshalb an das Wertgesetz gebunden und wurde zu einem staatlich sanktionierten Diktat der Arbeit über die Bedürfnisse der Menschen, das dem Diktat des Kapitals politisch nicht nur gleichkam, sondern es als politischer Wille einer volkswirtschaftlichen Gewalt noch überbot. Im Staat wird auf diese Weise die Macht der abstrakt allgemeinen Substanz des Verwertungsinteresses an Mensch und Natur (siehe abstrakt menschliche Arbeit) verdoppelt und totalitär. Nur jenseits von Staat und Markt lässt sich ein erneuertes gesellschaftliches Verhältnis der Menschen gründen, das keinem Diktat über die Arbeit folgen muss, weil und sofern es sich dem Verwertungszwang des Geldes widersetzen und diesen überwinden kann.
Jede Marktwirtschaft ist politische Ökonomie, also die Rechtsform eines ökonomisch isolierten Willens und beruht auf einer gesellschaftlichen (politischen) Elementarform (siehe Warentausch), die den organischen Grundlagen der Ökonomie (Arbeitsersparnis) widerspricht, weil sie die Trennungvon Bedürfnis und Arbeit verlangt und bestärkt (siehe Teilung der Arbeit), also deren Existenzformen bildet und vollstreckt. Eine Kritik der politischen Ökonomieverlangt nicht nur den Nachvollzug, wie, warum und wo diese Formen über die organischen Zusammenhänge des menschlichen Lebens Macht ergreifen, sondern auch die praktische Aufhebung aller Fremdbestimmungen (siehe Entfremdung) des Menschen, also all seiner Lebenszusammenhängen fremden Formbestimmungen in der Bildung und Verwirklichung seiner Arbeit und seiner Bedürfnisse. Praktisch verlangt eine solche Aufhebung also nicht nur die Kritik der Arbeitsform, sondern die Ausbildung und Ausentwicklung eines ganzen gesellschaftlichen Verhältnisses der Menschen, das durch eigene Sinnbildungdie Macht hat, die überkommenen Existenzformen des Warentauschs so wie der Geldverhältnisse überhaupt zu überwinden. Und so impliziert eine Kritik der politischen Ökonomie auch die Kritik der politischen Kultur.
Der Gedanke zu einer internationalen Kommunalwirtschaft gründet auf der Gewissheit, dass die gesellschaftliche Basis aller menschlichen Beziehungenihre Vermittlung in der Erzeugung ihrer konkreten Lebensverhältnisse zu einer menschlichen Kultur ist, auf der sich ihre allgemeineren Verhältnisse entwickeln und rückbeziehen, insbesondere in der Bildung ihrer Bedürfnisse (siehe auch Sinnbildung) und der Gestaltung ihrer Arbeit (siehe hierzu auch Historischer Materialismus und Marxismus). Nicht über abstrakt allgemeine Verhältnisse wie z.B. Markt, Kapital und Staat, sondern in direkten Vermittlungen von Naturstoffen und Arbeitsprodukten bildet sich menschliche Geschichte als wirklichgesellschaftliche Naturmacht des Menschen, also die Erhaltung und Fortentwicklung des gesellschaftlichen Lebens durch die Synergien ihrer Lebenstätigkeit und Lebensmittel in der Form einer Ergänzungswirtschaft.
Es sind die lebendigen Zusammenhänge und Verbindungen in einer Gesellschaft, die sich aus den konkreten Lebenszusammenhängen der Menschen ergeben und sich darin wirtschaftlich und kulturell in ihrer Ergänzungals Ganzes bestätigen und bestärken. Keine politische Macht und keine mächtigen Wirtschaft kann dies bewirken, nicht über abstrakt allgemeineZwecke, z.B. nationale Interessen oder internationale Notwendigkeiten der Märkte und Geldbeziehungen kann man dies erreichen, sondern der direkte Verkehr innerhalb und zwischen den Kommunen in der wechselseitigen Ergänzung ihrer natürlichen und menschlichen Potenzialen, in einem konkreten Prozess der Auseinandersetzung über die Notwendigkeiten und Freiheiten des menschlichen Lebens. Nicht politische Ökonomie sondern eine wirtschaftlichePolitik wird sich in den Auseinandersetzungen innerhalb und über die Komunen hinaus entwickeln, und darüber entscheiden, was deren gesellschaftliche Formen ausmachen sollte. Darüber hinaus sollen alle überregionalen Beziehungen und Aktionen oder Projekte an diese gebunden und rückvermittelt bleiben. Die horizontale Vernetzung der Kommunen wird dann auch durch kontrollierte vertikale Administrationen wahrgenommen, die im Dienst dieser Vermittlung fungieren (siehe z.B. qualifizierte Delegation).
Im Kapitalismus vermittelt sich nur die Wertform der Produkte gesellschaftlich, weil sie über den Warentausch der Marktwirtschaft nur abstrakt allgemein über ihren Geldwert aufeinander bezogen werden können. Diese Vermittlung wird überall dort aufgehoben, wo Menschen ihre Produktion im Maß der Aufwendungen ihrer menschlichen Arbeit konkret aufeinander beziehen und ihre Subsistenz durch einen wirtschaftlichen, den minimalisierten Arbeitsaufwand gesellschaftlich gesichert ist. Ausbeutung beruht auf der privatenAneigungsmacht des Geldbesitzes über die gesellschaftlichenLebensbedingungen, über die konkreten gesellschaftlichen Notwendigkeiten und Nöte der Menschen. Um diese erpresserischen Verhältnisse des Marktes aufzuheben muss die politische Ökonomie der Marktwirtschaft in eine ökonomische Politik übersichtlicher Arbeitszusammenhänge in den Lebenräumen überführt werden, in denen sich der gesellschaftlicher Lebenszusammenhang ihrer Bedürfnisse zu ihrer Arbeit darstellt und mit anderen dem entsprechenden Regionen zum Wohl aller wirtschaftlich verbinden und politisch entwickeln lässt: Durch das internationale Netzwerk einer Vertragswirtschaft der Kommunen (siehe auch Kommunalismus), in denen die gesellschaftliche Auseinandersetzung der Menschen über ihre Lebensbedingungen (siehe Politik) ihre Geschichte entscheidet.
"Die Mannigfaltigkeit der Deutungen, denen die Kommune unterlag, und die Mannigfaltigkeit der Interessen, die sich in ihr ausgedrückt fanden, beweisen, dass sie eine durch und durch ausdehnungsfähige politische Form war, während alle früheren Regierungsformen wesentlich unterdrückend gewesen waren.
Ihr wahres Geheimnis war dies: Sie war wesentlich eine Regierung der Arbeiterklasse, das Resultat des Kampfs der hervorbringenden gegen die aneignende Klasse, die endlich entdeckte politische Form, unter der die ökonomische Befreiung der Arbeit sich vollziehen konnte ... Die politische Herrschaft des Produzenten kann nicht bestehen neben der Verewigung seiner gesellschaftlichen Knechtschaft. Die Kommune sollte daher als Hebel dienen, um die ökonomischen Grundlagen umzustürzen, auf denen der Bestand der Klassen und damit der Klassenherrschaft ruht.
Einmal die Arbeit emanzipiert, so wird jeder Mensch ein Arbeiter, und produktive Arbeit hört auf, eine Klasseneigenschaft zu sein." (Der Bürgerkrieg in Frankreich (1871) (Marx-Engels-Werke Bd.17, S. 342)
Internationale Kommunalwirtschaft ist zunächst nur die Vorstellung eines weltweiten Netzwerks von Kommunen und Regionen, die ohne nationale Hierarchien über die Staaten unmittelbare wirtschaftliche Verhältnisse eingehen, einander ergänzen und Synergieen bilden, ohne ihre Autonomie aufgeben zu müssen. Nicht Marktwirtschaft und Geld als Wertträger soll darin als gesellschaftliche Macht und Vermittlung die Wirtschaft politisch bestimmen, sondern ein politisches Verhältnis der wirtschaftenden Menschen, die ihre Gesellschaft über die Befriedigung und Entwicklung ihrer Bedürfnissebestimmen und ihre Arbeit entsprechend ausgestalten. In sich sollen sie ihre eigenen Wirtschaftskreisläufe nach den Möglichkeiten ihrer Landschaft und Kultur gestalten und politisch klar umschriebene Gemeinwesen sein. Durch ihre Überschüsse treten die Kommunen zueinander in Vertragsbeziehungen (siehe Vertragswirtschaft), die sich am Aufwand ihrer Produktion, vor allem an der Arbeitszeit und Ressourcenbeschaffung bemessen.
Kommunalwirtschaft ist die Bewirtschaftung einer Kommune, Gemeinde und Region in der Bestimmung durch die regionalen und übergreifenden Interessen ihres Gemeinwesens. Diese sind sachlich und politisch nicht zu trennen und müssen bei ihrer Entstehung auch durch eine politische Form begründet sein, z.B. durch kommunale politische Gremien, die sich auf allgemeinere politische Interessen wie auf andere Kommunen und auch größere Zusammenschlüsse beziehen und per imperativem Mandat politisch (z. B. durch eine Rätedemokratie) vertreten werden und durch Verträge rechtlich befestigt sind. Durch die hierbei vorausgesetzte und notwendige politische und wirtschaftlicheAuseinandersetzung soll eine Einheit von wirtschaftlicher und politischer (rechtlicher) Beziehung gesellschaftlich gewährleistet werden. Das steht gegen Marktwirtschaft (politische Ökonomie) und staatlich gelenkte Planwirtschaft und Nationalwirtschaft überhaupt und will ökonomische Politik statt politische Ökonomie sein. Es beruht auf der politischen Bestimmung nach den Gebotenheiten einer Region und verhandelt Arbeitsaufwand und Bedürfnisse der Selbsterhaltung und Fortentwicklung (siehe Geschichte) nach den konkreten Maßstäben der Vertragswirtschaft (konkrete Arbeitszeit und konkreter Naturbedarf pro Bevölkerungsdichte).
Wal Buchenberg