Linkes Wundermittel: Aus Nichts Geld schaffen

  • Es gibt eine neue Idee, wie Linke ihre schönen Ideen zur Beseitigung von Armut und zur Rettung unserer Umwelt finanzieren können. Bisher behaupteten Linke tapfer:„Die Kapitalisten sollen zahlen!“


    Jetzt gibt es scheinbar eine noch elegantere Methode: Die „Schaffung von Geld aus dem Nichts“, auf Englisch „Modern Money Theory“ (MMT).

    Der aktuelle “Economist” schreibt: „Adherents of MMT note the lack of inflation seen since the financial crisis, despite big deficits and governments printing money to buy bonds through ‚quantitative easing‘.“ QUELLE


    Ich glaube nicht, dass die Anhänger der MM-Theorie verstanden haben, wovon der Wert des Gelds abhängt. Aber sie sind davon fasziniert, dass das Quantitative Easing der US-Notenbank (wie auch in Japan und der EU) nicht zu einer allgemeinen Inflation geführt haben.

    Die Erklärung dafür ist einfach: Dieses zusätzliche Geld ist gar nicht in der Realwirtschaft angekommen. Das zusätzliche Geld von QE erreichte nicht die Realwirtschaft und löste deshalb keine Inflation aus. Ohne Zugang zur Realwirtschaft endete dieses Geld in den Büchern von Banken und Unternehmen und landete weder im Staatssäckel noch in unseren Geldbeuteln.

    Weder ist durch QE die Staatsverschuldung in irgendeinem Land zurückgegangen, noch sind die Investitionen und die privaten Konsumausgaben nennenswert gestiegen.

    Das Quantitative Easing ist in die Aktienmärkte geflossen, und hat dort eine Inflation (Preisanstieg) bewirkt, und es ist in die Aktiva der Banken geflossen, so dass die Banken ihre faulen Bilanzen sanieren konnten.

    Weder der Staat noch die Lohnabhängigen sind durch QE reicher geworden. Weder der Staat noch die Lohnabhängigen können durch QE reicher werden. Das ist die simple Schlussfolgerung aus der Geldflut der Notenbanken.


    Noch wichtiger ist aber, dass die Anhänger dieser „moderne Geldtheorie“ meinen, sie könnten ohne zusätzliches Kapital und ohne zusätzliche Produktion „aus dem Nichts“ zusätzliches Geld und zusätzliche Werte schaffen.


    Damit löst die Modern Monetary Theory das Geld vollständig vom Wert und glaubt, der Staat könne den Wert des Geldes willkürlich festlegen.


    Für Marx ist Geld eine bestimmte Form des Wertes. Geld hat Wert, weil Geld Warenwert repräsentiert, und Geld hat soviel Wert, wie viel Warenwert es tauschen oder kaufen kann.

    Karl Marx: "Aber was ist Geld? Geld ist keine Sache, sondern eine bestimmte Form des Werts..." K. Marx, Kapital III, MEW 25, 870.

    Karl Marx: „Der Austauschprozess produziert eine Verdopplung der Ware in Ware und Geld, ... In diesem Gegensatz treten die Waren als Gebrauchswerte dem Geld als Tauschwert gegenüber. Andererseits sind beide Seiten des Gegensatzes Waren, also Einheiten von Gebrauchswert und Wert.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 119.

    Es stimmt, dass Karl Marx im 1. Band des Kapitals nur mit Goldwährung rechnet. Aber er machte das aus Gründen der Vereinfachung, nicht weil Papiergeld ganz neue Verhältnisse in die Sache bringen würde.

    „Ich setze überall in dieser Schrift (dem ,Kapital I‘), der Vereinfachung halber, Gold als die Geldware voraus.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 109.

    Das Papiergeld bringt keine wesentliche Änderung:

    „Papierzettel, denen Geldnamen ... aufgedruckt sind, werden vom Staat äußerlich in den Zirkulationsprozess hineingeworfen. Soweit sie wirklich an der Stelle der gleichnamigen Goldsumme zirkulieren, spiegeln sich in ihrer Bewegung nur die Gesetze des (Metall-)Geldumlaufs selbst wider. Ein spezifisches Gesetz der Papierzirkulation kann nur aus ihrem Repräsentationsverhältnis zum Gold entspringen. Und dies Gesetz ist einfach dies, dass die Ausgabe des Papiergelds auf die Quantität zu beschränken ist, worin das von ihm symbolisch dargestellte Gold (resp. Silber) wirklich zirkulieren müsste. ... Nur sofern das Papiergeld Goldquanta repräsentiert ... ist es Wertzeichen. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 141f.


    Wenn die VW-Kapitalisten Autos für 15.000 Euro verkaufen, dann ist das ein Austausch zwischen zwei Besitzern von Wert: Der Verkäufer besitzt einen Wert von 15.000 Euro in Ware, der Käufer besitzt einen Wert von 15.000 Euro in Geld. In diesem Austausch steht auf beiden Seiten dieselbe Wertgröße und nach dem vollzogenen Verkauf, besitzen beide Akteure immer noch dieselbe Wertgrößte. Was wechselte, war nur die Form des Wertes.

    Falls nun die Geldmenge in der Zirkulation verdoppelt würde, dann würde VW für seine PKW nicht 15.000, sondern 30.000 Euro verlangen. Der gestiegenen Geldmenge stünden keine gestiegenen Warenwerte gegenüber. Das Resultat ist Inflation. Durch bloße Vermehrung von (Papier)Geld entstehen keine zusätzlichen Waren- und Dienstleistungswerte. Die vorhandenen Waren- und Dienstleistungswerte verlangen dann nach zusätzlichem Geld. Das Geld verliert an Wert.


    Aber schaffen nicht Banken „Geld aus dem Nichts“?

    Eine Bank verwaltet, sammelt und verteilt und vermehrt so die ungenutzten Sparguthaben aller Kapitalisten - Sparguthaben, die je für sich zu unbedeutend sind, um als (industrielles) Kapital zu wirken.

    Die Bank schafft kein Geld, sondern sammelt und verwaltet fremdes Geld, das im kapitalistischen Produktionsprozess entstanden ist. Nur dieser Produktionsprozess schafft und vermehrt Werte, die teils die Gestalt von Waren und auch die Gestalt von Geld annehmen.

    Könnte eine Bank Geld aus dem Nichts schaffen, dann gäbe es Millionen Banken und jeder von uns würde sich zum Banker erklären.

    Ja, die Bank vergibt mehr Kredite als die Summe Geldes, die sie verwaltet. Aber dieses "mehr" ist keineswegs beliebig. Alle Kredite, die eine Bank vergibt, stehen im bestimmten Verhältnis zu den Geldern, die eine Bank verwaltet. Dieser "Hebel" liegt bei gutgeführten Banken bei 1 : 10, bei Spekulationsbanken bei 1 : 20.

    Dieser "Hebel" errechnet sich aus dem Zufluss der verwalteten Gelder und dem Rückfluss der vergebenen Kredite. Wenn eine Bank "zusätzliches Geld" verleiht, das sie noch gar nicht hat (angebliches "Geld aus dem Nichts"), dann tut sie das im Vorschuss und im Vorgriff auf die ihr in Zukunft voraussichtlich zufließenden Gelder. Kommt das Geld zurückgeflossen, wie vertraglich versprochen, dann bleibt die Bank solvent. Kommt das Geld nicht zurückgeflossen, wie vertraglich zugesichert, dann hat die Bank Probleme und geht schließlich pleite. Hat eine Bank keinen Zugriff auf fremde Gelder, kann sie auch keine Kredite vergeben.

    Der Kredit, den die Banken an Kapitalisten vergeben, ist gleichsam ein Vorschuss aller "Sparer", also der gesamten Kapitalistenklasse, an einen einzelnen Kapitalisten, der bei Erhalt dieses Vorschusses zusichern muss, dass er das erhaltene Kapital zu einem bestimmten Satz verzinst und in bestimmter Frist zurückzahlt.

    Von jedem Kredit wird erwartet, dass er eine Gewinnbeteiligung abwirft. Der Konsumentenkredit, der an Lohnarbeiter, aber auch an den Staat gegeben wird, ist daher eine eigene Sache.


    Die Kapitalistenklasse als Ganzes kontrolliert und verwaltet alles Geld einer Volkswirtschaft. Die Banken sind nur Dienstleister des Kapitals, keinesfalls die Herren des Kapitals.



    Siehe auch:

    Horst Schulz: Geldschöpfung aus dem Nichts? (Doku)


    Die Zirkulation des Geldes


    Wie machen Banken Geld?


    Entstehung des Geldes im antiken Griechenland

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