"Alle rennen wie die Lemminge nach China"

  • titelt die FR vom 22.04.2013, indem sie Peter Fuß von der Unternehmensberatung Ernst&Young zitiert.
    http://www.fr-online.de/wirtsc…na-,1472780,22550152.html
    „Doch haben sie eine Alternative?“ fragt der Autor des Artikels resigniert.
    Nein, haben sie natürlich nicht … weder die großen Automobilproduzenten, um die es in diesem Artikel geht, noch viele andere warenproduzierende Einzelkapitale.
    Das hochakkumulierte Kapital, in dessen Werkhallen mit ebenso hoch entwickelter Arbeitsproduktivität gefertigt wird, ist angewiesen auf eine in großen Raten wachsende kaufkräftige Nachfrage. Sie können ihre Kapazitäten nur gewinnbringend auslasten, um noch größere Kapazitäten zu schaffen und damit im Konkurrenzkampf bestehen, wenn die Absatzmärkte für ihre Waren entsprechend wachsen. Die BRIC-Länder, allen voran China, sind solche rasch wachsenden Märkte, in denen sich Investitionen und Endnachfrage gegenseitig Anstoß geben. Ohne diese Länder befände sich die kapitalistische Weltwirtschaft in einer dramatischen Situation, wäre es um die Verwertung von Kapital in den alten Zentren kapitalistischer Akkumulation weit aus schlechter bestellt, als dies gegenwärtig der Fall ist.
    Besorgt stellt aber der Auto fest:
    „Doch der Zug der Lemminge birgt auch enorme Risiken. Unberechenbar sind Eingriffe der kommunistischen Regierung. ...Was heckt die Regierung als nächstes aus?“
    Es war nicht anders zu erwarten! Die Risiken kapitalistischen Wachstums lauern, in der Politik, den staatlichen Eingriffen, den „bürokratischen Rahmenbedingungen“ für Kapitalverwertung. Dass „der Zug der Lemminge“ ganz andere und entscheidendere Risiken mit sich bringt, davon will „ökonomischer Sachverstand“ nichts wissen. Je rascher das Kapital in Ländern wie China wächst, desto rascher werden wir das Ende der „traumhaften“ Wachstumsraten des BIP erleben. Je höher auch hier die Akkumulation des Kapitals, desto geringer die Wachstumsraten, desto ausgeprägter die zyklischen Krisen. Dass es so kommen wird, hat weniger mit unberechenbaren Eingriffen einer „kommunistischen“ Regierung, aber umso mehr mit kapitalistischen Produktionsverhältnissen und kapitalistischer Produktionsweise zu tun. Es hat damit zu tun, dass jedes Einzelkapital eben ein „Lemming“ des Marktes ist, das blind dem Zweck der Verwertung folgt.


    Robert Schlosser

Kommentare 1

  • Hallo Robert,
    nein, die Kapitalisten haben keine Alternative (wir schon!).
    Im neuen Economist ist ein aufschlussreiches Bildchen, das den Automarkt in den kapitalistischen Metropolen bis ins Jahr 2020 zeigt: überall Stagnation.
    Nur China leuchtet rot und auch der Rest der Welt gibt den Kapitalisten Hoffnung:

    marx-forum.de/grafik/kapital/auto.gif

    Gruß Wal
    (Hier im Kommentar kann ich die Grafik nicht verlinken. Ich setze sie in unsere Bildgalerie!)