Niedergang der Gewerkschaften

  • Seit 1960 ist der gewerkschaftliche Organisierungsgrad (das heißt, die Anzahl der Gewerkschaftsmitglieder als Prozentsatz aller Lohnarbeiter) von rund 30 oder 40 Prozent auf 10 bis 15 Prozent zurückgegangen.




    Die Gründe für diesen Rückgang können nicht in einem „Verrat“ einzelner Gewerkschaftsführer liegen, denn überall in der kapitalistischen Kernzone zeigt sich der gleiche Trend.

    Ich denke, die Entwicklungslinien zeigen folgendes:

    Unsere DGB-Gewerkschaften sind keine weltanschaulichen Organisationen, sondern eine Art Versicherung für Lohnabhängige. Gewerkschaften verbessern unsere Situation als Lohnarbeiter. Wie viel sie unsere Lage verbessern, das lässt sich an der folgenden Grafik ablesen:




    In deutschen Unternehmen mit Betriebsrat und mit Tarifbindung liegt der durchschnittliche Monatslohn um 850 Euro höher als in Betrieben, die weder Tarifbindung, noch eine Arbeitervertretung besitzen.

    Das liegt natürlich nicht allein an der Gewerkschaftsarbeit, sondern ebenso sehr an den Strukturen der kapitalistischen Wirtschaft. Dennoch zählt für Gewerkschaftsmitglieder vor allem der messbare Erfolg. Das bedeutet:

    So lange Gewerkschaften erfolgreich sind, und Verbesserungen für die Lohnabhängigen erkämpfen, so lange sind die Mitgliedszahlen hoch oder steigen. Wenn Gewerkschaften kaum Erfolge aufweisen, sinken die Mitgliedszahlen. Gewerkschaftliche Erfolge und Niederlagen folgen jedoch dem kapitalistischen Zyklus von Konjunktur und Krise. Die Entwicklungsschwäche der Gewerkschaften entstammt der Wachstumsschwäche des Kapitalismus in den Metropolen.


    Aber der gewerkschaftliche Organisierungsgrad ist nicht der einzige Gradmesser für den Einfluss von Gewerkschaften. Obwohl in den USA der Organisierungsgrad auf 11% gesunken ist, hat die deutliche Mehrheit der US-Bürger eine positive Meinung über ihre Gewerkschaften.

    In Frankreich liegt der aktuelle gewerkschaftliche Organisierungsgrad bei nur 7 Prozent, und dennoch sind die französischen Gewerkschaften in Machtfaktor in der französischen Innenpolitik.


    Siehe auch:

    Ein verlorenes Jahrzehnt





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