Good bye, Linke!

  • Demonstrieren ist Volkssport geworden und Linke haben in diesem Wettbewerb, wer die meisten Demonstranten auf die Beine bringt, kaum noch Chancen.
    Zur deutschlandweiten (!!) Luxemburg-Liebknecht-Demo in Berlin kamen an diesem Sonntag vielleicht 10.000 Linke zusammen.
    Rund doppelt so viele Berliner (!) Demonstranten versammelten sich am gleichen Tag „gegen Terrorismus“. War nicht die Ermordung von Rosa Luxemburg und von Karl Liebknecht auch eine terroristische Aktion? Warum wuchs dieser Protest gegen Terrorismus nicht zusammen?


    Rund 99 Prozent der Menschen sind gegen Terrorismus. Aber sind nicht auch 95 Prozent der Menschen „gegen Krieg“? Wer sich fragt, wen die "Demo gegen Terror" beindrucken sollte, der muss sich auch fragen, welchen Sinn eine "Demo gegen Krieg" macht.


    Aber Demo muss sein. Demonstrieren ist Volkssport geworden.
    Demo muss sein, das meinten auch die europäischen Staatschefs in Paris, die eine Demo mit einer Million Menschen anführten. Wie sich herausstellte, ließen sie sich dazu separat in einer Seitenstraße ablichten und verschwanden dann wieder. Weiter als bis in den Blätterwald reichte ihr "Führertum" nicht.
    Das Volk soll auf die Straße und das Volk will auf die Straße. Bisher haben sich Linke immer beschwert, dass sich nichts bewegt. Nun bewegt sich was, nur die Linke bewegt nichts.

    Doch halt! - in Griechenland bewegt die Linke was. In Griechenland scheint das linke Konzept aufzugehen - das Konzept, linken Einfluss im Staat und durch den Staat zu gewinnen.
    Syriza ist der letzte Strohhalm, an den sich die Linken in Europa klammern. Ich sehe Syriza als linkes Strohfeuer. Selbst wenn Syriza die Wahlen gewinnt, sehe ich die Auswirkungen pessimistisch. Was kann eine linke Regierung mit einem bankrotten und korrupten Staatsapparat erreichen? Die naiven, unerfüllbaren Hoffnungen, die Syriza fördert und weckt, werden den Linken in Griechenland und in ganz Europa bitter auf die Füße fallen.

    Ich denke, die Linken in Europa werden erst dann wieder an Einfluss bei den Menschen gewinnen, wenn sie aufhören, Einfluss im Staat und Einfluss durch den Staat zu suchen. Ich denke, die Linken in Europa werden erst wieder etwas bewegen können, wenn sie sich um die Probleme kümmern, die die Menschen „vor Ort“ haben: In den Betrieben und in den Kommunen.

    Der aufgerüstete und zentralisierte Staatsapparat ist eine kapitalistische Veranstaltung. Nicht nur der griechische Staat, auch der deutsche Staatsapparat ist politisch gescheitert und finanziell bankrott. Der zentralisierte Staat ist ein Problem und keine Lösung. Zusätzliche Staatsdiener sind ein zusätzliches Problem und keine Lösung. Trotzdem fordert Syriza für Griechenland mehr Staatsstellen, die Linkspartei und die Grünen fordern für Europa mehr Polizisten. Wie die Linken in Nordeuropa hofft Syriza darauf, dass durch stärkeres Wachstum der kapitalistischen Profite die griechischen Staatsschulden ebenso verschwinden wie die Massenarmut im Land. Was die reicheren kapitalistischen Staaten in Nordeuropa nicht hinkriegen, das werden Staatsbürokraten im ärmeren Südeuropa noch weniger schaffen.
    Good bye, Linke!

    Gruß Wal Buchenberg


    Siehe auch: Die Krise der (Staats)Linken ist unheilbar!


    Update zu Syrizia, die immer noch die Umfragen anführt:
    Jannis Milios, der „Chefökonom“ von Syriza, sagt über seine „alternative“, staats- und profitorientierte Wirtschaftspolitik:
    “Das Geld muss ins Wachstum investiert werden, statt an die Gläubigerbanken zu fließen. ... Wir müssen die Wirtschaft durch Realinvestitionen ankurbeln, die Zukunftstechnologien fördern. Was wir nicht wollen, ist ein Wettlauf um niedrigere Löhne.“
    Quelle: http://www.heise.de/tp/news/Sy…igere-Loehne-2519470.html


    Was ist das anderes als das sozialdemokratische Modell eines "sozialverträglichen Kapitalismus"? Dieses Modell ist in Nordeuropa längst gescheitert. Dieses Modell funktioniert nur bei hohen Wachstumsraten. Dieses Modell versagt in jeder Krise.



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