Arbeiten rund um die Uhr?

  • Im Auruf der superrevolutionären NAO zum 1. Mai heißt es im ersten Satz


    „Wer von uns kennt das nicht? Arbeiten rund um die Uhr.“


    http://www.nao-prozess.de/blog…der-berliner-nao-gruppen/


    Spontan war mein erster Gedanke. Die sind bekloppt! Ich kenn das nicht! Normal war nach 8 Stunden Schluss. Dann war ich mal positiv denkend und hab mir gedacht, die meinen, dass die Produktion rund um die Uhr läuft, was nicht jeden von uns so betrifft. Ich arbeitete nie rund um die Uhr. In Kapital Bd. 2 unterscheidet im übrigen Marx sehr grundsätzlich sowieso zwischen Arbeitszeit (nicht nur der individuellen) und Produktionszeit und macht daran allerhand deutlich bezüglich der Funktionsweise kapitalistischer Ökonomie. (Aber Kapital Bd.2 kennt man vermutlich sowieso nicht unter "subjektiven Revolutionären" von heute.) Damit will und kann ich euch in diesem Blog jedoch nicht langweilen und ermüden. Fest steht, dass man sich einen solchen Satz, wie oben zitiert, erstmal gründlich zurechtlegen muss, um ihn nicht als kompletten Nonsens abzutun. Keinesfalls arbeitet jeder von uns rund um die Uhr!! Und diese Behauptung gleich im ersten Satz des beglückenden Dokuments!
    Über diesen Satz und den ganzen Aufruf haben aber verschiedene Organisationen beraten -geradezu gebrütet - , die sich allesamt als "avantgardistisch" betrachten. Da muss doch was dran sein! Was haben diese Führer der Arbeiterklasse sich nur dabei gedacht? Nonsens fällt denen offenbar nicht auf! Da kann man eigentlich schreiben, was man will, im Rahmen ihrer Ideologie, weil man ja "ideologisch" sowieso richtig liegt, in seiner grundsätzlichen Kapitalismusmuskritik. Im Kontext richtiger Ideologie, herrscht Freiheit der Meinung (schon heute, vor der Machtergreifung durch die Partei)! Auch absoluten Nonsens, dem man nur mit einiger Anstrengung einen Sinn geben kann, darf man da schon heute - vor der Machtergreifung - formulieren. Das verspricht erneut einiges!
    Die NAO - wie andere "Avantgarden" auch - produziert geradezu in Reihe solche verblüffenden Sätze, die man sich wohlwollend übersetzen muss. Mich gruselt es dabei, aber mich gruselt es auch, wenn ich auf purer Ideologie basierende Nonsenssätze im Marxforum lese.
    naja, etwas Geduld noch! Vermutlich sind meine ermüdenden Kommenare hier bald Geschichte.
    Robert

Kommentare 10

  • Ich denke diese Gruppierung meint, dass "wir Lohnarbeiter" 24 Stunden arbeiten, was ja auch korrekt ist, schliesslich arbeiten über 40 Millionen Lohnabhängige in verschiedenen Schichten und Berufsgruppen für den Lohn. Da gibt es Bahnfahrer, Tankwarte, Ärzte, die Nachts Dienst schieben, oder Bäcker, die um 3 Uhr morgens anfangen, genauso wie es Büroangestellte gibt, die um 5 oder 7 anfangen usw. Insofern muss man den Blick auf alle Lohnabhängigen weiten, und nicht nur auf die 8 Stunden Lohnarbeit, die man selbst mal vollzogen hat. Wobei 8 Stunden für einen Vollzeitjobber noch recht angenehm ist. Ich musste bereits als Azubi regelmäßig meine 10 Stunden machen, obwohl es gesetzlich nicht erlaubt war.

    Mit den 8 Millionen die "prekär" beschäftigt sind, meinten die einfach, dass es 8 Millionen gibt, die weniger verdienen als die anderen Beschäftigten. Klar, eigentlich sind alle Lohnabhängigen prekär unterwegs, denn sie sind nie reich genug um mit der Arbeiterei aufhören zukönnen. Dieser Begriff vom Prekären kommt halt aus der Soziologie, die sich seit Adorno kaum noch um eine Problematisierung und Überwindung des Kapitalismus kümmert.
  • Ich fänd's echt klasse, wenn ihr ALLE wieder ein bisschen "runterkommen" könntet.

    cu
    renée
  • Hallo Mattis,
    du lässt die Uhr ticken für deinen Ausstieg, aber meldest dich doch immer wieder zu Wort. Vielleicht möchtest du eine persönliche Einladung, um hier weiter mitzudiskutieren. Gebe ich dir gerne:
    Von mir aus bist du eingeladen, im Forum zu bleiben. Ich bitte dich die Terminierung des Accounts zu stoppen.
    Mir ist bewusst, dass die Schärfe des Tons nicht von dir ausgegangen ist. Eine ausgesprochene Verwarnung gilt selten einem Einzigen. Und sowieso wurde diese Verwarnung nach wenigen Tagen gelöscht. Es gibt also keinen Grund mehr für dein Ausscheiden,
    meint Wal
  • Oh doch @Mattis, ich reflektiere durchaus, was Du nach eigener Ansicht schon zur Genüge über 'Deinen' Sozialismus geschrieben hast...
    ... dadurch kommt ja dann die Reaktion, die Dir nicht gefällt von mir.
    Das 'ehemalige' ist nicht wegen ein paar Fehlern oder einer falschen Doktrin odda so an die Wand gefahren.

    Daß es eine Doktrin gab/geben konnte, daß Fehler von wenigen solche Auswirkungen hatten und nicht korrigiert werden konnten(!), da ist der Hund begraben.

    Sozialismus hat mE nichts, aber auch gar nichts mit besserer Verteilung zu tun - wohl aber was mit gemeinsam füreinander machen.

    Und noch einmal, weil Du das so gern überliest: Ich habe nichts gegen die Koordination von Tätigkeiten, wohl aber was dagegen, wenn das einer Struktur übertragen wird, die die Tätigkeiten selbst schon festlegen muß, daß es den 'Laden' zusammen hält.
    ... und das muß sie, wenn wir das nicht selbst können und dann 'nur' noch Verbindungen koordinieren brauchen.

    Ohne daß wir uns dieses Können 'erarbeiten', kommt da tatsächlich immer wieder das gleiche heraus.
    Es muß sogar herauskommen, wenn wir dann nicht im Chaos 'ersticken' wollen.
  • Jaja, der Robert, „um die Ohren hauen“ wollte er es mir ... emanzipative Kommunikation lässt grüßen.

    Robert assoziiert doch mit dem Vorwurf „Staatssozialismus“ (an mich) das ‚was man schon zur Genüge kennt’ (so äußert sich auch Wat. jedesmal dazu), und nicht das, was ich zum Thema Sozialismus geschrieben habe. Das ist nämlich was völlig anderes.

    Eigentlich schade, dass keine ordentliche Replik dazu zustandekam - ich hatte das eigentlich erwartet - man tat da jedoch lieber seine Zeit mit Tiraden gegen „Sektierer“ und „eitle“ Linken verplempern, statt zielorientiert darüber zu streiten, wie Sozialismus überhaupt funktioniert und welche Varianten in sich stimmig erscheinen oder wie ein Kommunen-Verbund organisiert sein könnte.

    Aber das überlässt ja Robert sowieso der Zukunft (so wie übrigens der GSP), und darum macht die Debatte mit ihm (und manchem anderen hier) eh keinen Sinn.
  • @ Mattis
    endlich les ich von dir das Stichwort: "vernünftig"
    Vernünftige Arbeitsteilung, überhaupt alles "vernünftig". Ich bin sicher, dass du morgen beim "Gegenstandpunkt" vernünftiges liest, über die LohnarbeiterInnen, die sich wie Arschlöcher des Kapitals benehmen, darüber das man schon allein deshalb für Kommunismus ist, weil man "das Proletariat nicht leiden kann" usw.
    Aber wenn du hier im Blog wirklich noch kurz durchhältst, dann werde ich dir deinen "Staatsozialismus" noch einmal an Hand von Zitaten um die Ohren hauen. Ich bin das zwar leid, aber machen würd ich es ... nicht für dich sondern für andere, die hier lesen.
    Ohne jeden Gruß und unfreundlich
    Robert
  • Halllo Mattis,
    nur ein Satz noch:
    "Von 41 Millionen Erwerbstätigen in der BRD sind mittlerweile 8 Millionen prekär beschäftigt."
    Soso! Die anderen sind also nicht "prekär beschäftigt". Diese Leute haben immer noch nicht begriffen, dass die Agenda alle LohnarbeiterInnen betrifft und "Prekarität" alle betrifft. Mindestens als Bedrohung, die auch als solche allgemein empfunden wird.
    Ich könnte dir noch allerhand Sätze zitieren, die den Nonsens dieses Dokuments zeigen. Erreichen würde ich dich damit aber sowieso nicht, weil du doch sowieso anderes vor hast und von einem sozialistischen Staat träumst, der z. B. ür ökologische Produktion sorgt. (Lies mal deine Texte hier nach. Oder muss ich dich tatsächlich mit der Nase drauf stoßen, was für ein "Staatssozialist" du bist?) Ich bin es auch leid hier mit Leuten zu diskutieren, die nicht mehr wissen, was sie gestern geschrieben haben und sich dann empören, dass sie in eine Ecke gesteckt werden.
    Polemisch
    Robert
  • Ich warte jetzt nur noch auf deine Feststellung, im Kapitalismus stünden Entlassungen durchaus nicht auf der Tagesordnung, weil es ein paar Tage gibt, an denen keiner entlassen wurde.

    Schon leicht ermüdet -
    Mattis
    - und morgen les ich wieder mal was Vernünftiges.
  • Halllo Mattis,
    nur ein Satz noch:
    "Von 41 Millionen Erwerbstätigen in der BRD sind mittlerweile 8 Millionen prekär beschäftigt."
    Soso! Die anderen sind also nicht "prekär beschäftigt". Diese Leute haben immer noch nicht begriffen, dass die Agenda alle Lohnarbeiter
  • Hallo Robert,

    kannst du außer diesem Aufhänger ("rund um die Uhr"), an dem du dich so aufhängst, in dem NAO-Beitrag auch nur einen einzigen weiteren Satz zur Lage der Lohnarbeiter kritisieren?

    "Keinesfalls arbeitet jeder von uns rund um die Uhr."

    Sich an so einer Aufhänger-Formulierung abzuarbeiten, ist ungefähr so beknackt, wie wenn jemand Armut bestreitet mit dem Hinweis, für Brot und Pfefferminztee täts doch immer noch reichen.

    Wenn man übrigens wie ich ein Smartphone in die Hand gedrückt bekam, um über Nacht in Rufbereitschaft zu sein, und dies nur mit einer kleinen Pauschale abgegolten wurde - darf man sowas dann auch nicht "rund um die Uhr" nennen?

    Und ist ständige Nachtarbeit auch gar nicht so schlimm, weil man ja tagsüber schlafen kann?

    Kennst du wirklich nicht den Proletenspruch "denen da oben wärs am liebsten, wir würden rund um die Uhr malochen"? Du hast doch dein Ohr angeblich so nah an den Lohnabhängigen! Meine Güte.

    Ja, kämpft hier nur alle wacker weiter mit den doofsten Argumenten gegen die bösen Sektierer und eitlen Linken, man muss ja glauben, diese seien kurz davor, die Mehrheit der Lohnabhängigen zu gewinnen, wo deren wahre Interessen doch nur die 'Bochumer' kennen ...

    Und jetzt sag ich Gute Nacht, damit die NAOler nicht behaupten können, im marx-forum würde "rund um die Uhr" diskutiert.