Totaler Krieg in Jemen

  • Im Jemen kämpfen seit Jahren Bürgerkriegsparteien um die Macht und Nachbarstaaten um regionale Hegemonie. Dahinter helfen die alten Kolonialmächte mal dieser und mal jener Seite, sind aber selbst nicht mehr einflussreich genug, um den Konflikt in ihrem Interesse beenden zu können.


    Der „Economist“ kommt zu dem Schluss: „But no single force has emerged that is strong enough or competent enough to hold the entire country together, making the prospects for peace dim.“ (Deutsch: Es ist keine Kraft entstanden, die stark genug oder kompetent genug wäre, um das ganze Land zusammenzuhalten. Darum bleiben die Aussichten für Frieden gering.)


    Ich denke, dieser Schluss folgt einer falschen, totalitären Logik. Es ist die Logik des „Alles oder Nichts“.

    Es ist eine totalitäre Logik, der Kaiser Wilhelm II. und Adolf Hitler gefolgt sind: Deutschland über Alles – oder Nichts!

    Es ist eine totalitäre Logik, der ein Stalin gefolgt ist: Die Sowjetunion als Vorbild für die ganze Welt – oder Nichts!

    Und es ist die imperialistische Logik, an der die USA immer noch ihre Strategie ausrichten: Democracy and Freedom – oder Nichts!

    Modernen Kriege bis ins ideologische 20. Jahrhundert wurden immer um begrenzte Ziele geführt: um einen Hafen, um einen Handelszugang, um eine Provinz. Insofern waren diese Kriege noch „rational“. Die kriegführenden Machthaber schlossen Frieden, sobald sich herausstellte, dass sich weiterer Aufwand nicht mehr lohnte, dass die möglichen Erfolge in keinem bezahlbaren Verhältnis zu den noch nötigen Mitteln stand.


    Wer „ums Ganze“ kämpft, der findet in seinem Kampf keine rationellen Ziele. Also findet er auch kein vernünftiges Ende. Wer nicht neben und mit seinen Feinden leben will und kann, der findet keine Ruhe, bis alle Feinde „vernichtet“ und „ausgerottet“ sind.


    Auch die Arbeiterbewegung hat nie „ums Ganze“ gekämpft. Die Arbeiterbewegung – solange sie nicht in Dogmatismus erstarrte – hatte immer Teilzeile und Etappen angestrebt, für die es sich auch lohnte, zeitweilig Frieden mit den politischen und ökonomischen Gegnern zu schließen. Sicherlich gab es dann Leute, die sich auf diesen Lorbeeren ausruhten. Das bleibt immer ein Risiko. Aber eine vernünftige Alternative für einen Kampf in Etappen und für Teilziele gibt es nicht.

    Eine „permanente Revolution“ ist nicht besser als ein „totaler Krieg“, der nur mit Allem oder mit Nichts enden darf,

    meint Wal Buchenberg

    Ich schaue mit Optimismus in die Zukunft, auch wenn sie ohne mich stattfindet.

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