Claas Relotius

  • Claas Relotius räumte alle Journalistenpreise ab, weil er den Journalismusnerv unserer Zeit getroffen hatte. Der Journalismus bis in unsere Zeit vermeldete, was WIMs (wichtige Männer) sagten, dachten oder machten. Der Relotius-Journalismus ist ein Blogger-Journalismus. Relotius flocht ins WIG (wichtige Geschehen) ein, was ULs (unwichtige Leute) sagten, dachten oder machten. Das passt hervorragend in unsere populistische Epoche. Wir ULs haben es satt, nur von hohen Herren zu hören. Wir wollen endlich wissen, was unsere Nachbarn und die Leute auf der anderen Straßenseite denken und sagen!

    Pech nur, dass Relotius außerhalb der Lebenswelt der ULs lebt und arbeitet. So musste er unser Denken, Sprechen und Tun (nach)erfinden.

    Erfolgreich war Relotius mit seinen Bento-Lügen deshalb, weil die anderen Herren Journalisten ebenfalls außerhalb unserer Lebenswelt leben, und weil Relotius seine Lügengeschichten so erfand, dass sie in die Vorstellungswelt passten, die sich die feinen Journalistenherren von uns ULs so machen.

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