A fabrica de nada

  • Ich gehe nur noch selten ins Kino, aber dieser Film war es wert.

    Es geht um eine Pleitefabrik in Portugal während der Krise von 2008. Als die Arbeiter feststellen, dass die Geschäftsführung in einer Nacht- und Nebelaktion die Maschinerie aus den Fabrikhallen abtransportieren will, besetzen und bewachen sie das Fabrikgelände. Die dann folgenden Tage und Wochen werden fast wie eine Doku vorgeführt – immer zwischen Ratlosigkeit, Langeweile, Depressionen und kämpferischem Trotz.

    Leider entwickelt sich daraus nichts, auch wenn die Kamera den Arbeitern bis ins Schlafzimmer folgt.


    Irgendwann, - der Film dauert schon einige Zeit -, kommt von außerhalb ein linker Bartträger, der in diesen Arbeitern eine „Botschaft an die gesamte europäische Linke“ sieht. Mit Argument und List will er erreichen, dass die Arbeiter den Betrieb in Selbstverwaltung übernehmen und weiterführen.

    Ich dachte, jetzt würde die Geschichte Fahrt aufnehmen, aber statt dessen wurden uns abstrakte intellektuelle Debatten über Kapitalismus im Allgemeinen und Neoliberalismus im Besonderen vorgetragen – Debatten, an den die Arbeiter keinen Anteil nehmen, und die in irgend einem bürgerlichen Wohnzimmer stattfinden.


    Den Arbeitern ging es darum, eine Alternative zu finden gegen Vereinzelung und gegen ihren Absturz in Arbeitslosigkeit. Da wäre die Fortführung des Betriebes in Selbstverwaltung ein möglicher Ausweg.

    Für einen Ausweg aus dem Kapitalismus jedoch taugt diese Firma und ihre Besetzung durch die Arbeiter nicht. So geht es im Folgenden auch nicht mehr um ganz brennende Fragen: Wie sieht es mit den Finanzen der Firma aus? Welche Maschinen und welche Halbzeuge stehen zur Verfügung? Welche Qualifikationen hat die übriggebliebene Belegschaft? Welche Waren können sie damit produzieren und verkaufen? Auf diese Fragen gäbe es vielleicht Antworten.

    Statt diese überlebenswichtigen Fragen zu diskutieren und zu klären, diskutieren linke Intellektuellen in ihrer Wohnstube über Wertproduktion im Kapitalismus, über Ausbeutung und Marktbeherrschung. Diese Diskussion findet keine Antworten. Spätestens hier wird der Film lang und ermüdend.


    Irgendwann läuft die Produktion in der Fabrik wieder an, aber nur, weil ein kapitalistischer Konkurrent, die Firma Otis, den Laden übernommen hat.

    Gewollt oder nicht: Dieser Film über die Krise von 2008 demonstriert, dass die antikapitalistische Linke Arbeiter nicht aus ihrer Notlage befreien kann.


    P.S.

    "Als bester internationaler Nachwuchsfilm wurde »A Fábrica de Nada« von Pedro Pinho über Fabrikarbeiter, die ihre Jobs verlieren, mit dem CineVision Award im Wert von 12 000 Euro gewürdigt." ND

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