Am 7. Januar erstürmte eine Handvoll Soldaten in Gabun die Radiostation der Hauptstadt und riefen einen Putsch gegen den kranken Präsidenten Bongo Ondimba aus, der das kleine ölreiche Land von seinem Krankenbett in Marokko aus regiert. Nach ein paar Stunden gaben die von loyalen Soldaten umzingelten Putschisten auf.
Im ausgehenden 20. Jahrhundert ereignete sich fast wöchentlich ein Putsch in einem der 54 Staaten Afrikas. Rund die Hälfte dieser Staatsstreiche stürzte die bisherige Regierung. Seit dem Jahr 2000 waren nur noch 15 Staatsstreiche erfolgreich – rund einer pro Jahr. Staatschefs in Afrika sterben nicht mehr durch Kugeln, sondern durch Altersschwäche – auch weil sie ihre Macht in Wahlen nicht abgeben wollen.
Sieben der amtierenden Staatschefs in Afrika sind mehr als 20 Jahre im Amt. Auch Mister Bongo regiert in Gabun seit 1967. Nigerias Präsident Buhari errang zwar sein Amt 2015 durch Wahlen, ist jedoch schon 77 Jahre alt und hatte nach langer Krankheit mit Gerüchten zu tun, dass er verstorben und durch einen Doppelgänger ersetzt worden sei. Er steht dennoch zur Wiederwahl im kommenden Februar.
Robert Mugabe, Unabhängigkeitskämpfer und langjähriger Regierungschef von Zimbabwe wurde erst im zarten Alter von 93 Jahren durch einen unblutigen Putsch aus dem Amt entfernt. Seit dem Jahr 2000 ließen 10 afrikanische Regierungschefs die Landesverfassung ändern, die ihre Amtszeit begrenzte, damit sie ganz legal länger im Amt bleiben können.
Der Rückgang der Staatstreiche in Afrika ist jedoch keineswegs verbesserter Regierungspolitik geschuldet, als vielmehr der wachsenden Komplexität des wirtschaftlichen Alltags, die nicht mehr durch ein paar Gewehre beherrscht werden kann.
Deshalb macht es auch keinen Sinn, von „Staatszerfall“ in Afrika zu sprechen. Moderne Staatsstrukturen sind in Afrika nicht „zerfallen“, sondern haben sich kaum ausgebildet.
Moderne staatliche Strukturen, die neben dem Gewaltapparat (Polizei, Armee, Justiz) auch Dienstleistungsfunktionen zunächst für das Kapital (Infrastruktur, Verkehr, Energieversorgung etc.), dann auch für die Lohnabhängigen (Bildung, Gesundheit, Armutsfürsorge) übernehmen, bleiben in Afrika fast überall verkümmert und rudimentär. Gleichzeitig durchdringt der Kapitalismus den afrikanischen Kontinent und zerstört die traditionellen Bindungen und sozialen Netze von Familie und Clan. Das Alte stirbt, aber nichts tritt an seine Stelle. Das produziert die Hoffnungslosigkeit und das gegenwärtige Elend Afrikas.