Lehren aus dem syrischen Krieg

  • Indem die syrische Kurdenpartei YPG sich vor Jahren mit den US-Militärs verbündete, hoffte sie auf internationale Anerkennung durch die Nato-Mächte als Partner gegen die türkische Bedrohung und Unterdrückung. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Statt dessen ließ sich die YPG von den USA für den Kampf gegen den Islamischen Staat instrumentalisieren. Der Kampf gegen den IS lag mehr im Interessen der Westmächte als im Interesse der Kurden, denn der IS war nur stark in sunnitisch geprägten Regionen. Indem die Kurdenmiliz in solche Gebiete einmarschierte, wurde sie von der dortigen Bevölkerung als Aggressor gesehen. Was die Kurdenpartei in Syrien durch die lokalen Selbstverwaltungsorgane für das friedliche Zusammenleben aller Bevölkerungsteile in Syrien Positives durchsetzte, hat sie durch ihren Kampf gegen Sunniten und gegen den IS aufs Spiel gesetzt. Die YPG hat vielleicht die Kämpfer des IS besiegt, aber die Herzen der sunnitischen Syrer verloren.

    Nun hat US-Präsident Trump den Abzug aller (rund 2000) US-Militärs aus Syrien angekündigt. Die 200 französischen Soldaten im Land werden diesem Beispiel folgen müssen. Statt diesen Rückzug imperialistischer Armeen in Nahost zu begrüßen und auch den Abzug aller anderen fremden Soldaten zu fordern, verlangte die YPG mehr oder minder offen einen Verbleib der US-Soldaten in Syrien. Als jüngste Wendung rief die YPG sogar den Schlächter Assad in der Stadt Manbij zu Hilfe.

    Das kommt einem politischen Bankrott gleich.

    Jana Freilinghaus (Partei Die Linke) schrieb im „Neuen Deutschland“ : Sie sehe „die Bemühungen der Kurden um eine fortschrittliche Entwicklung hin zu einer sozialistischen, demokratischen Gesellschaft durch den Rückzug der US-Soldaten bedroht“. Wie wenig militärischer Machtpoker und nationalistische (Befreiungs)Kriege zu einer „sozialistischen, demokratischen Gesellschaft“ beitragen, das haben viele andere nationale Befreiungsbewegungen vorgemacht. Können wir nach diesen ernüchternden Erfahrungen immer noch solche idealistischen Hoffnungen und Parolen ernst nehmen?


    P.S. Man kann die von der YPG eingerichteten lokalen Selbstverwaltungsorgane in Syrien von ganzem Herzen unterstützen, ohne sich blindlings mit allen Winkelzügen der YPG-Führung "solidarisch" zu erklären. Das ist kritische Solidarität anstelle von unbedingter Solidarität.


    Siehe auch:

    Schlacht um Idlib


    Afrin und der Syrienkrieg


    Syrische Kurden: Kommunalismus mit internationalen Handelsrouten?


    Sind PKK-Forderungen für Kurden nationalistisch?

  • Hallo,


    die Kurden befürchten, dass nach Abzug der US-Truppen die Türkei in Syrien einmarschiert. Die türkische Staatsführung droht ja ständig damit. Bislang hat sie die Präsenz der US-Streitkräfte davon abgehalten. Wenn du die Nachrichten verfolgt hättest, dann wüsstest du, dass es da Streit zwischen den USA und der Türkei gibt.


    Viele Grüße

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