Brasiliens Kluft zwischen Arm und Reich zählt zu den größten der Welt. Die Hälfte der brasilianischen Bevölkerung muss mit einem Monatseinkommen von 130 Euro pro Kopf auskommen.
Der sozialdemokratische Präsident Lula da Silva hatte mit seiner Sozialpolitik die Not der Armen spürbar verringert. Seine Regierung erwies sich jedoch hilflos angesichts der globalen Krise von 2008. Nach einer kurzen Erholung sank das Wirtschaftswachstum wieder. Seine Nachfolgerin Rousseff war in dieser Situation noch ratloser und hilfloser als er. „Korruption!“ ist der allgemeine Vorwurf, wenn eine herrschende Klasse ungeliebte oder unfähige Politiker schnell loswerden will. Dass Bolsonaro als Kandidat der Mittel- und Oberschicht gewählt worden ist, lag vor allem an der allgemeinen Enttäuschung über die Hilflosigkeit der sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Folge der Großen Krise von 2008.
Der neue Präsident Bolsonaro trägt die Hoffnung, dass es mit der brasilianischen Wirtschaft wieder aufwärts und mit den gestiegenen Arbeitslosenzahlen von gegenwärtig 12 Prozent wieder abwärts gehen soll. Bolsonaro besitzt aber kaum politische und noch weniger wirtschaftliche Erfahrung und er muss mit einem zersplitterten Parlament regieren, in dem 30 konkurrierende Parteien vertreten sind. Das wird fast zwangsläufig zu einem autoritären Regierungsstil führen.