Jerusalem, Jerusalem

  • Jerusalem ist ein Stück Erde mit Bebauung. Sollte man um ein Stück Erde Krieg führen? Sollte man um ein Stück Erde fremdes oder eigenes Blut vergießen? Ich denke nicht.

    In Jerusalem ist den einen wie den anderen einmal Unrecht geschehen. Das eine ist ebenso Vergangenheit wie das andere. Warum sollten wir uns in einen Streit einmischen, wo die einen an „heilige Mauern“ und die andere an „heiligen Boden“ glauben? Die Vermischung von Glaube mit Politik führt nie und nirgends zu einem guten Ergebnis.


    Und Hauptstadt? "Hauptstadt" ist eine Ämteradresse. Hauptstädte kann man verlegen. Die Westdeutschen haben ihre Hauptstadt innerhalb eines Menschenlebens zweimal verlegt. Wer hat sich darüber aufgeregt? Ein paar privilegierte Beamte mit Eigenheim.


    Jerusalem ist längst von (fast) allen Regierungen der Welt als Hauptstadt Israels anerkannt. Bei jedem ausländischen Staatsbesuch, den die israelische Regierung in Jerusalem empfängt, wird die Stadt als Regierungssitz Israels anerkannt. In der israelischen wie in der ausländischen Praxis ist Jerusalem die Hauptstadt des Staates Israel.


    Wer heute Jerusalem als Hauptstadt der Palästinenser fordert, der fordert erneuten Krieg und erneutes Blutvergießen - ohne Aussicht auf Erfolg.

    Wer jetzt gegen die „israelische Hauptstadt Jerusalem“ protestiert, kämpft gegen ein Faktum und für eine Fiktion. Das setzt die unselige Tradition einer panarabisch-nationalistischen Palästinenser-Bewegung fort, die seit 1945 alle geschaffenen Fakten und alle ihre Niederlagen ignoriert. Schon zweimal in der Vergangenheit hatte die palästinensische Bewegung einen Friedensschluss mit Israel abgelehnt, weil sie meinte, sie bekäme in der Zukunft einen besseren Deal. Je länger sie auf einen besseren Deal hoffen, desto mehr für sie unerfreuliche Fakten müssen sie akzeptieren.



    Siehe auch:

    http://www.marx-forum.de/geschichte/islam/israel.html

  • Dass mit den "großen Fragen der Politik" (heißt auf Deutsch: mit und in der Konkurrenz der (Groß)Mächte) die Emanzipationsbewegungen keinen Blumentopf gewinnen können, zeigt sich auch in dieser "Jerusalem-Frage". Da wurde jetzt die Zwickmühle aufgemacht: Bist du für Trump oder für Erdogan?


    Genauso spaltend und vernebelnd wirkt auch die "Katalonien-Frage": Bist du für Rajoy oder für Puigdemont? Die Liste lässt sich beliebig verlängern: Bist du für eine Ukraine plus EU oder eine Ukraine als "Tochter Russlands"? Bist du für CDU oder SPD? Mit diesen und anderen "Entweder-Oder-Fallen" fangen die Herrschenden das Volk ein.

  • Mein obiger Kommentar über den Status von Jerusalem sah in der Entscheidung Trumps keinen Wechsel in der (westlichen) Politik, sondern nur einen Wechsel in der (westlichen) Rhetorik – also kein Grund zu großer Aufregung.

    Auch die Reaktionen in Palästina und der arabischen Welt waren vergleichsweise gering. Papierene Proteste von arabischen Regierungen und ein paar tausend protestierende Jugendliche auf den Straßen von Israel. Dass dabei sechs Menschen ihr Leben ließen, ist um so bedauernswerter. Die Palästinenser haben (nach eigenem Gutdünken) mehr und wichtigere Probleme als den künftigen Ort ihrer künftigen Regierung.




    Was die Zukunft Palästinas angeht, haben die Palästinenser keinen gemeinsamen Plan. In einer Umfrage von August 2017 sprachen sich 43 % für eine Zwei-Staatenlösung aus, ein Drittel war für einen multiethnischen Staat Palästina (unter palästinensischer Führung) und ein weiteres Drittel war für einen palästinensischen Apartheitsstaat, der Juden und alle Nichtpalästinenser verjagt. Solche Leute sind unfähig für Frieden.

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