Absturz von Air Berlin

  • Gerade eben meldete das Statistische Bundesamt noch: „Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs“, da zerplatzt der amtliche Optimismus durch die Insolvenz von AIR Berlin. Rund 80.000 Fluggäste am Tag hat Air Berlin befördert, für deren Transport arbeiten 8.600 Mitarbeiter.

    Was lässt sich aus dieser Pleite lernen?

    Unsere Medien hauen in zwei Kerben: Das Management sei schlecht gewesen,

    und: der Hauptsponsor, der Staatskonzern Etihad von Abu Dhabi, sei böse.

    Schon öfter hatte Etihad die Fluggesellschaft am Leben erhalten. Jetzt, wo Etihad die finanzielle Unterstützung einstellt, heißt es: „Hier zeigen die Investoren vom Golf ihr wahres Gesicht.“ Der Böse sitzt immer im Ausland.

    Und zum angeblich schlechten Management ist zu sagen: Viele Chefmanager, die in Deutschland Rang und Namen haben, haben ihr Glück und ihr Können bei Air Berlin versucht und sind gescheitert. In den letzten sechs Jahren hatte Air Berlin fünf Chefs verschlissen.

    Statt zu sagen: "Das Management war schlecht!", muss man sagen: Dieses Unternehmen war zu komplex, zu ambitioniert und zu groß, um von einer Handvoll Manager gesteuert zu werden. Air Berlin ist ein weiteres Beispiel dafür, dass der Kapitalismus an vielen Stellen aus der Übersichtlichkeit, Steuerbarkeit und Planbarkeit herauswächst.

    Und Air Berlin ist ein Beispiel dafür, dass Größe nicht vor Pleiten schützt.

    Was an Air Berlin noch bemerkenswert ist: auf wie dünnem finanziellem Eis deutsche Großunternehmen agieren. Schon 2011 stand Air Berlin vor der Pleite, da wurde Etihad als Finanzier gewonnen. Nur mit seinen Finanzspritzen hielt sich Air Berlin in der Luft. Die Verluste wurden größer und größer, aber nach außen hin trat die Fluggesellschaft immer selbstbewusst auf und scheute keinen Konflikt mit ihrer eigenen Belegschaft.



    Nun will Etihad sich nicht weiter aussaugen lassen. Da entledigt sich Air Berlin durch die Insolvenz aller Schulden. „Dieses Szenario ist für die Lufthansa ideal“, sagt ein Insider. Denn die Lufthansa will Air Berlin schlucken, aber ohne die 1,2 Milliarden Schulden von Air Berlin. Der Konkurrent Ryanair hat schon Klage eingereicht, denn der „Insolvenzantrag sei mit dem Ziel arrangiert worden, dass die deutsche Lufthansa eine schuldenfreie Air Berlin übernehmen könne“.

    Die Bundesregierung schiebt hinter den Kulissen mit, und gibt der klammen Fluggesellschaft, der kein Finanzinstitut auch nur einen Cent leihen will, einen „Überbrückungskredit“ von 150 Millionen Euro, der „bis November reichen“ soll. Das sind Wahlkampfausgaben der Regierung, um Bilder von Tausenden gestrandeten deutschen Urlaubern kurz vor der Bundestagswahl zu verhindern.


    Wal Buchenberg, 16.08.2017

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