Krisenland Venezuela

  • Oscar Torres berichtet aus Venezuela:


    „Der unbeschwerte Umgang mit den Einkommen des Staates aus den täglichen Exporten von nahezu zweieinhalb Millionen Fass Öl, die bis vor einigen Jahren im Durchschnitt 100 Dollar pro Fass überstiegen, hat nicht zu einem nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklungsmodell geführt, das unabhängig von den Öl- und Erzvorkommen wäre. Die Landwirtschaft wiederum wurde stiefmütterlich behandelt. Trotz der 912.050 Quadratkilometer großen kultivierbaren Nutzfläche des Landes müssen nahezu alle Nahrungsmittel importiert werden. Dafür stehen immer weniger Einnahmen zur Verfügung.

    Für den Import von ­Nahrungsmitteln stehen immer weniger Einnahmen zur Verfügung

    Die offizielle Zahl der Arbeitslosen ist geschönt. (,,,) Bettelei und Elend sind unübersehbar.(...) Der Tourismus ist aufgrund der herrschenden Kriminalität nahezu verschwunden, (...) Bei der Jugend hat eine Migrationswelle eingesetzt, die auf dem Kontinent ihresgleichen sucht.

    Am dramatischsten ist die Situation im Gesundheitssektor. Der Medikamentenmangel hat ein beeindruckendes Ausmaß erreicht. Viele Labors pharmazeutischer Tochterfirmen sind geschlossen, weil die Regierung den Umtausch und Transfer von Devisen an die Muttergesellschaften im Ausland nicht zusicherte. Medizinische Geräte stehen nutzlos herum, da die für Reparatur und Wartung nötigen Ersatzteile wegen Devisenmangel nicht gekauft werden können. Das Gleiche gilt für den Automarkt und die restliche Industrie.

    (...) Die Regierung kontrolliert in hohem Maße die im Land zirkulierenden Informationen. Seit zehn Jahren betreibt sie eine Politik, die die These der kommunikativen Hegemonie in die Praxis umsetzt.“


    Ich meine zur Lage in Venezuela:

    Der Chavistische marktkonforme „Ölsozialismus“ ist krachend gescheitert. Aber die linke Regierung übernimmt für ihre Misswirtschaft nicht die Verantwortung. Sie blockiert alle legalen Mittel zu ihrer Abwahl und bereitet den Bürgerkrieg vor. Es drohen Verhältnisse wie in Syrien.

    Das alles fügt der Bevölkerung im Land sowie dem Ansehen der Linken in aller Welt größten Schaden zu.


    Gruß Wal Buchenberg

  • Venezuela beweist ein weiteres Mal in der Geschichte, dass ein Aufbau sozialistischer Gesellschaftsorganisation über und durch die Staatsapparate, sowie per Ausweitung derer Kompetenzen, nicht gut ausgehen kann. In Venezuela scheint sich das als Farce zu wiederholen was der Idee des Staatssozialismus bereits im 20. Jahrhundert als Tragödie widerfahren ist. Zurecht. Nur leider abermals ein tiefer Schlag für den Mut postkapitalistische Wege zu gehen und auch ein Imageschaden für einen bisher noch nicht bzw. nur im Ansatz gewesenen komunitär-libertären Sozialismus.

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