Die Tabakindustrie ist nicht totzukriegen

  • Immer mehr Menschen geben das Rauchen auf. Das ist eine positive Entwicklung. Seriöse Schätzungen sagen, dass Tabakkonsum die Hauptursache für gut 10 Prozent aller Todesfälle bei Erwachsenen ist.


    Man könnte nun annehmen, dass es den Tabakkonzernen um so schlechter geht, je gesünder wir leben. Leider ist das nicht so.
    Letzte Woche gab die British American Tobacco (BAT) bekannt, dass sie für knapp 50 Milliarden Dollar eine Hälfte von Reynolds American kauft – die andere Hälfte hatte BAT schon in ihrem Besitz. Damit entsteht der weltgrößte Tabakkonzern.
    In Europa ging der Anteil der Raucher an der Gesamtbevölkerung von 38 auf 30 Prozent zurück. Auch in Asien und in beiden Amerikas ist der Raucheranteil gesunken:



    In Nahost und Afrika ist der Anteil der Raucher jedoch gestiegen. Dort gilt Rauchen als sichtbares Zeichen von Wohlstand. In Indonesien rauchen noch drei Viertel aller Männer. Der Anstieg der Raucher in Afrika bewirkte zusammen mit dem globalen Bevölkerungswachstum, dass die absolute Zahl der Raucher der Welt in den letzten 15 Jahren nicht zurückging. Im Jahr 2000 gab es weltweit rund 906 Millionen RaucherInnen, im Jahr 2015 waren es mit 946 Million 40 Millionen mehr.


    Die Konzerne reagieren auf diesen nur noch langsam wachsenden Gesamtmarkt mit drei Strategien:
    Wo die Verkaufszahlen zurückgehen, erhöhen die Konzerne die Preise. In Europa stieg der Einzelhandelsumsatz mit Zigaretten in den letzten zehn Jahren um fast 30 %.
    Zum Zweiten intensivieren die Tabakkonzerne ihre Absatzzahlen in Weltregionen, die sie bisher vernachlässigt hatten.
    Zum Dritten verstärkt sich die Monopolbildung. Wo der Gesamtmarkt nicht mehr viel wächst, kann ein Konzern seinen Umsatz nur dadurch steigern, dass er Konkurrenten aufkauft und so aus dem Markt wirft.
    E-Zigaretten sind ein Marktsegment, an dem dieTabakkonzerne zunehmend interessiert sind. Je stärker der Verkauf von E-Zigaretten reglementiert wird, desto schneller werden kleinere Firmen aus diesem „Neuland“ entfernt. Selbst das generelle Verbot von Zigarettenwerbung wirkt in Richtung Monopolisierung des Tabakgeschäfts: Es erschwert Startups in diesen Markt einzudringen.
    Schließlich sind die Tabakkonzerne dabei „neue Produkte“ zu entwickeln, bei denen der Tabak nicht mehr verbrannt, sondern nur aufgeheizt wird. Für „neue Produkte“ gelten die alten Rauchverbote und -Beschränkungen möglicherweise nicht. „Neue Produkte“ – das war auch die Antwort, die die Finanzwirtschaft für stagnierende Verkaufszahlen fand.
    Vorreiter für aufgeheizte Tabakprodukte ist gegenwärtig die Firma Philip Morris, die letzten Dezember ihre „Heizstengel“ den amerikanischen Gesundheitsbehörden vorstellte. Philip Morris erwartet, dass sie mit diesen Heizstengeln ihren Profit bis 2020 um 1 Milliarde steigern kann.
    Gruß Wal


    Siehe auch:
    Eine Kapitalismuskritik löst sich in Rauch auf

  • Die gesundheitlichen Schäden, die durch Rauchen entstehen, sind ebenso individuelle Schäden an der eigenen Gesundheit wie soziale Kosten/Schäden, die tabakbedingte Krankheiten einer großen Menge von Leuten verursachen.
    Der Kampf gegen das Rauchen ist ebenso ein innerer Kampf des Rauchenden gegen seine eigene schädliche Angewohnheit wie ein (Klassen)Kampf aller Nicht-mehr-Rauchenden gegen die Tabakindustrie.
    Wie bei allen anderen Themen des Klassenkampfes hilft es nichts, wenn etwas befohlen oder verboten wird. Emanzipiertes Verhalten muss von jedem/jeder Einzelnen verstanden und gewollt werden.


    (Individuelle) Veränderungen nach der letzten Zigarette:

    Zeit Veränderung
    sofort Der Blutdruck sinkt. Die Durchblutung von Händen und Füßen verbessert sich.
    8 Stunden später Der Kohlenmonoxidgehalt der Blutes sinkt auf Normalwert.
    24 Stunden später Das Herzinfarktrisiko sinkt.
    2 – 12 Wochen später Die Durchblutung ist verbessert. Die Lungenkapazität ist bis zu 30% höher.
    1 -9 Monate später Der Hustreiz verschwindet. Die Lunge ist leistungsfähiger und weniger anfällig für Infektionen.
    1 Jahr später Das Risiko von Erkrankungen der Herzkranzgefäße ist nur noch halb so groß wie bei Rauchern.
    5-10 Jahre später Das Schlaganfallrisiko sinkt auf das Niveau der Nichtraucher.
    10 Jahre später Die Gefahr an Lungenkrebs zu sterben sinkt auf die Hälfte. Das Risiko von Krebserkrankungen von Mund, Hals, Speiseröhre, Blase, Niere und Bauchspeicheldrüse ist verringert.
    15 Jahre später Alle Gesundheitsrisiken sind auf das Niveau von Nichtrauchern gesunken.
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