US-Mindestlohn 1938 - 2016

  • Seit 2009 blieb der nationale Mindestlohn in den USA unverändert bei 7,25 Dollar. Das liegt um 2/3 unter dem Niveau der reichen kapitalistischen Kernstaaten (OECD).
    Die US-Arbeiterbewegung fordert seit längerem einen Mindestlohn von 15 Dollar. Weiße US-Bürger lehnen 15 $ als Mindestlohn mehrheitlich ab (54% dagegen). Schwarze Lohnabhängige (dafür 90%) und Hispanoamerikaner (70% dafür) befürworten ihn stark.


    Das Niveau des Mindestlohns hat weitreichende Folgen für das gesamte Lohnniveau im Niedriglohnsektor. Die Lohneinkommen von rund 20,6 Millionen US-Lohnarbeiter (30% von allen) liegen „nahe“ beim nationalen Mindestlohn, das heißt unter 10 Dollar pro Stunde.


    Die jährlichen Inflationsraten eingerechnet, war der Mindestlohn in den USA zwischen 1940 und 1968 ständig gestiegen und seit 1968 ist er gefallen. Siehe die Grafik:



    Vor allem junge Leute sind auf den Mindestlohn angewiesen. Knapp die Hälfte der US-Lohnarbeiter, die 7,25 Dollar oder noch weniger verdienen, sind zwischen 16 und 24 Jahre alt. US-Niedriglöhner arbeiten zum großen Teil im Dienstleistungssektor, aber auch auf dem Bau und in Schulen.


    Allerdings haben 29 Einzelstaaten und Städte der USA eigene Mindestlöhne beschlossen, einige davon liegen bis zu vier Dollar über dem nationalen Mindestlohn.
    12 Staaten erhöhen den Mindestlohn automatisch entsprechend der Inflationsrate.



    Datenquelle: http://www.pewresearch.org/fact-tank/2017/01/04/5-facts-about-the-minimum-wage/?utm_source=Pew+Research+Center&utm_campaign=84a618416a-EMAIL_CAMPAIGN_2017_01_05&utm_medium=email&utm_term=0_3e953b9b70-84a618416a-400179201



    Meine früheren Bedenken gegen den einen gesetzlichen Mindestlohn sind geblieben:
    Mit einem gesetzlichen Mindestlohn gibt die in Gewerkschaften organisierte Arbeiterbewegung den Kampf gegen die „bezahlte Armut“ aus der Hand und überlässt die Entscheidung, wo die Untergrenze der Lohnarbeit liegen soll, den hochbezahlten Abgeordneten, die keinerlei Vorstellung haben, was Leben und Arbeiten im Niedriglohnsektor bedeutet.


    Wal Buchenberg, 18.01. 2017

  • Ja Wal,


    ich möchte noch ergänzen, daß der Mindestlohn den Niedriglöhnern für den Moment etwas hilft, aber insgesamt dieser nur die 'Fallhöhe' der anderen, die (noch) mehr bekommen, definiert.


    Liebe Grüße - Wat.


    EDIT
    Vielleicht ist das ja sogar empirisch belegbar, was ich da geschrieben habe. Denn der Durchschnittslohn sollte sich dann ja (ohne die Gehälter der angestellten Manager) nach unten bewegt haben.

  • Ja Wal,


    ich möchte noch ergänzen, daß der Mindestlohn den Niedriglöhnern für den Moment etwas hilft ....


    Liebe Grüße - Wat.

    Hallo Angela,
    den Moment, wo der Mindestlohn hilft und wo er nicht mehr hilft, lässt sich beschreiben:
    Der Mindestlohn wirkt ja in zwei Richtungen: Die noch niedriger liegenden Löhne werden angezogen/angehoben, die Niedriglöhne, die über diesem Armutsniveau liegen, werden heruntergezogen.
    Eine Hilfe gegen bezahlte Armut ist ein Mindestlohn, der den Abstand zum mittleren Durchschnittslohn vermindert.


    Die Tariflöhne werden jedoch in der Regel jährlich erhöht, der Mindestlohn wird in Deutschland aber nur alle zwei Jahre in der Höhe angepasst, wie das allgemeine Lohnniveau in den beiden vorhergehenden Jahren durchschnittlich angestiegen ist. Zum 1. Januar 2017 wurde der Mindestlohn deshalb von 8,50 um 4 % auf 8,84 erhöht. Bezogen auf den statistischen durchschnittlichen Stundenlohn von 21,50 Euro, ist das ein Lohnabstand von 41 %.


    Mit der zweijährlichen Erhöhung wird verhindert, dass kurzfristige Steigerung der Preise durch Erhöhungen des Mindestlohns auch kurzfristig aufgefangen werden und es wird zweitens verhindert, dass der Mindestlohn schneller steigt als das allgemeine Lohnniveau. Der Abstand zum Durchschnittslohn bleibt immer gleich. Damit bleibt die Abwärtswirkung auf Löhne, die über dem Mindestlohn liegen, auch immer gleich.
    Der Lohn ist eine Sache der Klassenauseinandersetzung mit dem Kapital. Klassenkampf ist auch eine Form der Selbstbestimmung. Die Sozialbürokratie macht daraus eine Rechenoperation von "Fachleuten". Nicht, was die bezahlten Armen brauchen und was sie sich erkämpfen, zählt, sondern die Zahlen die eine tote Statistik über alle Millionen Lohnarbeiter hin ausspuckt. Das ist die schlaue Versachlichung und "Verwissenschaftlichung" eines Klassenkonflikts. Das ist anonymisierte Fremdbestimmung.


    Gruß Wal

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