Stahlindustrie und Weltmarkt

  • Englische Technologie und englischer Warenexport im 19. Jahrhundert warfen hunderttausende Handwerker in Indien außer Arbeit.
    Über die Wirkung der englischen Baumwollmaschinerie auf das Handwerk in Ostindien sagte dessen Generalgouverneur 1834/35: „Die Knochen der Baumwollweber bleichen die Ebenen von Indien.“ (zit. n. Karl Marx, Das Kapital I, 455).


    Heute haben sich die unbarmherzigen Konkurrenzverhältnisse zwischen kapitalistischer Kernzone und Peripherie teilweise umgekehrt: Britische Stahlwerke stehen vor der Schließung, weil billiger Stahl aus Asien auf den Weltmarkt drängt. China hat allein in den letzten beiden Jahren mehr Stahl produziert als Großbritannien in den letzten hundert Jahren.
    Unmittelbar von Schließung bedroht ist das größte britische Stahlwerk in Port Talbot, South Wales, mit rund 4.300 Lohnabhängigen. 1967 arbeiteten dort 18.000. Das Werk machte im letzten Jahr eine Milliarde Euro Verlust. Besserung ist nicht in Sicht.



    Die OECD schätzt, dass von der derzeitigen Produktion von 1,6 Milliarden Tonnen Rohstahl 600 Millionen Tonnen Überkapazität ist, die nicht nachgefragt werden und nicht verkauft werden kann. Das drückt mächtig auf die Preise und die Profitraten.


    Der Preis für Stahlknüppel (Billets) sank seit 2011 von 600 US-Dollar auf 200 Dollar.
    Überall in Europa und in den USA sind Stahlwerke nicht mehr konkurrenzfähig. Seit 1993 hatten schon 19 von 26 europäischen Stahlwerken ihre Tore geschlossen. Aber die weltweiten Produktionskapazitäten wachsen weiter. Neue Stahlwerke werden bis 2017 die Kapazität im Nahen Osten um 50 %, in Afrikaum 20 % und in Südamerika um 10 % ausweiten.


    Wal Buchenberg, 10.04.2016


    Siehe auch:



    Aufstieg und Niedergang des (europäischen) Kapitalismus

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