Aber noch eines zu Diskussionsstil. Ja man kann Meinungen austauschen, um Neues zu erfahren, um zu wissen was einen verbindet, ob man Ziele gemeinsam erreichen kann usw. . Aber du hast einen wissenschaftlichen Begriff von Marx, den Wert bzw. seine Bildung von meinem Verständnis her falsch dargestellt. Das habe ich kritisiert und begründet, weil ich meine, dass man deine verkehrte Auffassung von der Wertbildung im Interesse der Mitlesenden nicht einfach stehen lassen kann.
Aber ich weiß auch, wie schwierig die Verständigung zwischen Menschen verschiedener Mentalitäten im Allgemeinen ist. Darauf hatte ja unsere gute franziska immer hingewiesen und soviel ich weiß, befasst sie sich gerade ausgiebig damit. Also sei mir nicht bös. Aber wenn's um Wissenschaftlichkeit geht, kann's kein wenn und aber geben, dann geht es nur um den wissenschaftlichen Gegenstand und da zählen nur gute Argumente und gute Begründungen bis einem die Sache einleuchtet oder zumindest plausibel ist. Aber persönlich sollten wir die Sache auf keinen Fall nehmen.
Alles Gute
jialing
Hallo Jialing,
Ja, Kommunikation ist eine ganz entscheidende Sache, die wir Linken nicht besonders gut beherrschen.
Eine "sachlich-wissenschaftliche Kommunikation", wie du, Jialing, es hier verlangst, kann es meines Erachtens in weltanschaulichen, politisch-sozialen Fragen gar nicht geben. Bei allen politisch-sozialen Fragen werden notwendig Grundfragen unserer politisch-sozialen Anschauung und Persönlichkeit berührt. Da aus der einen oder anderen Beantwortung solcher Fragen auch immer ein Handeln und praktische Konsequenzen folgen (sollten), sind da immer notwendig Emotionen beteiligt. Wirklich "sachlich" und "wissenschaftlich" kann man nur dort argumentieren, wo einem alle möglichen Antworten ziemlich egal sind.
Mein Eindruck ist, dass es eine große Rolle spielt, ob man in einer Kommunikation den Gesprächspartner/die Gesprächspartnerin als "Freundin/Teammitglied" oder als "Feindin/KonkurrentIn" einschätzt.
In der Kommunikation mit einer "Feindin/Konkurrentin" ist man auf Abwehr gepolt, man ist zurückhaltend mit Informationen und man sucht überall nach Schwächen und Mängeln bei der Gegenseite.
In der Kommunikation mit einer "Freundin/Teammitglied" gibt man gerne Informationen und auftretende Kommunikationsprobleme werden als beiderseitiges Un- und Missverständnis behandelt, nicht als "böse Absicht" und als "Angriff" der anderen Seite.
Der Diskussionsverlauf zwischen dir und Jens ist ein klassisches Beispiel für "Konkurrenzverhalten" und daraus folgendem Scheitern der Kommunikation.
Die Kommunikation muss scheitern, auch wenn nur eine Seite Konkurrenzverhalten zeigt.
Ich denke: Alle Kommunikation im politischen Raum hängt entscheidend davon ab, ob wir den/die anderen als "Teammitglied/Freund" oder als "Konkurrent/Gegner" ansehen.
Dass Linke so schwer miteinander kommunizieren, liegt meines Erachtens zu 70-80 % daran, dass wir alle andere Linken als Konkurrenten und Gegner ansehen. Zu 20-30 % liegt es daran, dass man sich der eigenen Position gar nicht sicher ist, und keine Unsicherheit, keine "Schwäche", zeigen will.
Kommunikation unter Linken läuft deshalb immer als "Kampf zweier Linien" ab. Da wird quasi um einen ideologischen "Markt" gekämpft, wo eine Seite gewinnt, was die andere verliert. Das ist das kapitalistische Konkurrenzverhältnis.
Wenn produktive Kommunikation eigentlich nur unter "Freunden/Teammitgliedern" - das heißt mit Voraussetzung gemeinsamer Interessen - möglich ist, ist so ein "strömungsübergreifendes" Diskussionsforum wie das Marx-Forum ein Widerspruch in sich. Die verschiedenen linken Strömungen sind sich spinnefeind. Die "Kommunikation" zwischen ihnen ist ein bloßes Hauen und Stechen. Also ist (derzeit) ein strömungsübergreifendes Forum ein weißer Rabe, ein Einhorn.
Trotzdem halte ich und halten wir an dem Anspruch einer strömungsübergreifenden Kommunikation fest, auch wenn dieser Anspruch (noch) illusorisch ist. Ein Stück weit gelingt diese strömungsübergreifende Kommunikation, bis eben eine Seite ihren Standpunkt angegriffen fühlt, dann ist es mit der produktiven Kommunikation vorbei.
Darüber hinaus, demonstrieren wir mit diesem Forum den Mangel aller Linken. Jeder sieht an und in diesem Forum, dass die Diskussionen nicht produktiv sind, dass sie nicht funktionieren.
Aber jeder, der hier nur liest, findet auch diesen Mangel an sich. Er/sie muss sich eingestehen, dass auch er/sie nicht in der Lage ist, produktiv und kooperativ in die Diskussionen mit anderen/fremden/gegnerischen politischen Ansichten einzugreifen.
Der Mangel der strömungsübergreifenden Kommunikation ist unter Linken allgemein. Aber damit abfinden können wir uns nicht. Solange wir diese Kommunkationsunfähigkeit nicht beheben, bleiben wir als Linke marginal und unbedeutend. Deshalb bleibt das Marx-Forum wie es ist: Ein unerfüllter Anspruch.
Hallo Franziska,
falls du hier mitliest: du bist hier nicht vergessen und deine Texte im Marx-Forum werden immer oft noch angeklickt.
Auch in deinem Fall war die Kommunikation schwierig. Zum größeren Teil vielleicht, weil du noch auf der Suche nach deinen Begriffen und Gedanken warst, das machte das Verständnis deiner Texte schwierig, aber auch, weil du mich und andere hier zunehmend als "Marxistenfeinde" angesehen hast, deren Ansichten nicht zu respektieren, sondern zu bekämpfen sind.
Sei versichert: jede/r, der/die sich aus eigenem Wunsch sich vom Marx-Forum verabschiedet hat, kann auch auf eigenen Wunsch wieder zurück kommen.
Gruß Wal
@jialing: Ich habe keine Kontaktmöglichkeit zu Franziska, deshalb wäre es nett, wenn du ihr diese Nachricht zukommen ließest.