Die Internationale Arbeitsorganisation ILO hat eine neue Übersicht über die Lohnarbeit in der kapitalistischen Peripherie (alle Länder ohne OECD-Staaten) vorgelegt. (Siehe den Dokumentenanhang)
Die wichtigsten Daten sind:
1)Die Anzahl der Lohnarbeiter in der Peripherie stieg seit 1991 von gut 1,8 Milliarden auf fast 2,8 Milliarden.
2)Die Zahl der Elends- und Niedriglöhner blieb absolut fast gleich (1,4 Mrd 1991 und 1,3 Mrd 2015), hat aber relativ abgenommen.
3)Die Zahl der Lohnarbeiter mit einem geringen oder relativen Wohlstand hat absolut und relativ zugenommen.
Die wichtigsten Schlussfolgerungen sind:
Die 25 Jahre seit 1991 waren kapitalistische Boomjahre, vor allem in den Peripherieländern. In jeder Boomzeit saugt das Kapital zusätzlich und vermehrt Lohnarbeit an. Das verbessert die Konkurrenzbedingungen der Lohnarbeit und hebt das Lohnniveau an.
Gleichzeitig macht das Kapital durch technische Neuerungen immer mehr Arbeitskraft überflüssig. In Aufschwungzeiten wird das nicht in den absoluten Lohnarbeiterzahlen sichtbar.
Aber seit der Krise von 2008 blieben die weltweiten Arbeitslosenzahlen unverändert hoch bei knapp 200 Millionen Lohnarbeitern. Die ILO rechnet damit, dass sich in den kommenden Jahren die Wachstumszahlen weltweit „abkühlen“. Damit werden die Arbeitslosenzahlen hoch bleiben oder gar steigen.
Zum Schluss:
Weltweit bleibt der kapitalistische Trend ungebrochen, der überall Selbstversorger zerstört und Kleinproduzenten ruiniert und in die Lohnarbeit treibt. Als Lohnarbeiter werden sie in Abhängigkeit vom Kapital gezwungen, aber in vielen Fällen dennoch besser ernährt und besser gebildet als in ihrer vorherigen Lebensweise.
Aus dem Unterschied zwischen Lohnarbeit und selbständiger Existenz und dem Unterschied zwischen dem prekären Wohlstand der Lohnarbeiter in der Kernzone und dem Armutslohn in der Peripherie saugt das globale Kapital seine Macht über die Lohnarbeiter.
In den Klauen des Kapitals geht es den Lohnarbeitern schlecht, aber eine „freie“ Existenz ohne Lohnarbeit vergrößerte nur unser Elend.
Umgekehrt: Die Lohnarbeiter in der Peripherie schauen mit Neid auf den prekären Wohlstand der Lohnarbeit in der Kernzone. Entweder vertrauen sie ihren lokalen Kapitalisten, dass er sie auch auf dieses Niveau bringt, oder sie machen sich zu Fuß und per Schiff auf ins „gelobte Land“ des Kapitals.
P.S.Die Löhne sind in „Kaufkraftparitäten“ gerechnet, also höher berechnet als sie tatsächlich bezahlt wurden, weil in der kapitalistischen Peripherie das Preisniveau insgesamt niedriger liegt.
Wal Buchenberg