Hinweise zur Grafik:
Das Feld beginnt links mit 100 Prozent und endet rechts mit 0 Prozent.
1) In der Altersgruppe 55 bis 60 Jahre arbeiten in den meisten Ländern noch rund 75% dieser Arbeitsgruppe. In Italien sind es in dieser Altersgruppe nur 60%, in Deutschland knapp 80%.
2) In der Altersgruppe 60 bis 65 Jahre arbeiten zwischen 25 % in Griechenland und 80 % in Island. In Deutschland sind es gut 50%.
3 )In der Altersgruppe über 65 arbeiten derzeit zwischen 6% in Griechenland und 52 % in Island. In Deutschland sind es gut 10%.
Es hängt von uns und den Gewerkschaften ab, an welchen Ländern und Standards wir uns beim Renteneintrittsalter orientieren.
(Anmerkung @Robert Schlosser, treuer Leser des Marx-Forums: Die Ausgangsituation für die von dir propagierte europaweite Kampagne "Rente mit 60" ist ganz unterschiedlich. Daher sind sowohl der Problemdruck wie auch die Erfolgsaussichten je nach Land ganz unterschiedlich. Das spricht nicht gegen diese Forderung, aber vielleicht gegen den Versuch, das von Beginn an europaweit zu organisieren.)
Die Wochenarbeitszeit wurde seit dem 19. Jahrhundert reduziert. Dafür sollen wir möglichst viele Jahre malochen, da sind sich Kapitalisten und Regierung einig, und verweisen auf bessere Gesundheit und längere Lebenszeit. Ja, frühere Arbeitergenerationen sind früher weggestorben,das ist wahr.
Rechnen wir einmal nach:
1870 hatte ein Jugendlicher von 15 Jahren in Deutschland noch eine zusätzliche Lebenserwartung von 42 Jahren. (Siehe dazu das Dokument des Statistischen Bundesamtes im Anhang). Das machte 42 Arbeitsjahre, die er bis zu seinem Tod mit 57 schuften musste. Er arbeitete (Feiertage abgerechnet) 6 Tage die Woche, 9 Stunden am Tag und 49 Wochen im Jahr.
Das ergibt für 1870 eine durchschnittliche Lebensarbeitszeit von gut 110.000 Arbeitsstunden.
Und nun zu uns heute:
Ein 18jähriger junger Mann hat heute eine durchschnittliche Lebenserwartung von zusätzlichen 60 Jahren. (Siehe dazu das Dokument im Anhang.) Bis zu seinem Renteneintritt mit 67 bleiben ihm noch 49 Arbeitsjahre. Davon arbeitet er 8 Stunden am Tag, 5 Tage die Woche und 46 Wochen im Jahr.
Das ergibt eine heutige Lebensarbeitszeit von gut 90.000 Arbeitsstunden.
Und jedes Jahr, das wir bis zum Renteneintritt länger arbeiten müssen, bringt uns zu dem frühkapitalistischen Elend zurück, als die Lohnschufterei fürs Kapital erst mit dem Tod endete.
Klar ist außerdem:
Falls sich irgendwas grundlegend in unserer Gesellschaft bessern soll, muss zuerst und vor allem die allgemeine Arbeitszeit pro Tag, pro Woche und pro Leben deutlich verkürzt werden, damit jeder von uns auch die Zeit findet, neben Arbeit und Privatleben sich auch noch um alle gesellschaftlichen Belange zu kümmern.
