Politische Attentate 1945-2013


  • 1. Das US-Militär zählt 758 politische Attentate in der Welt zwischen 1945 und 2013. Die Nachkriegszeit sah mit gut 50 Attentatsopfer im Jahrzehnt noch relativ wenig Attentate. Die beiden Jahrzehnte zwischen 1966 und 1985 erlebten dreimal soviel Attentate. Nach einem Rückgang zwischen 1986 und 1995 steigt die Zahl der Attentate wieder an und nähert sich dem bisherigen Maximum. Der regionale Schwerpunkt der politischen Attentate hat sich allerdings deutlich von Westeuropa und Lateinamerika nach Südostasien verschoben.
    Siehe dazu die einzelnen Balkengrafiken.



    2. Ich sehe zwei Arten von politischen Attentaten: ein "altruistisches" und ein "egoistisches" Attentat.
    Das klassisch-altruistische Attentat ist der Tyrannenmord. Dazu zählt wohl die Mehrzahl der Attentate auf Regierungschefs und Minister, insgesamt knapp 300 Attentate seit 1945.
    Das "egoistische" Attentat will einen politischen Konkurrenten "aus dem Weg räumen". Dazu zählt wohl die Mehrzahl der Angriffe auf Parteiführer, Abgeordnete und Wahlkandidaten, insgesamt rund 325 Attentate seit 1945. Siehe dazu die Kuchengrafik.
    Der klassische Tyrannenmord wird von einem politischen Idealisten ausgeführt, der Konkurrentenmord durch einen bezahlten Killer. Aus naheliegenden Gründen kann der politische Konkurrent und Auftraggeber die Tat nicht selbst ausführen.
    Der politische Konkurrentenmord ist ebenso wie der Tyrannenmord eine politische Tat, weil ihr Zweck ein politischer ist. Der Konkurrentenmord ist sogar die "vernünftigere" Tat, die unter Umständen ihren Zweck erreicht. Der Tyrannenmord hat durch alle Zeiten hinweg so gut wie nie seinenZweck erreicht: Tyrannei zu beseitigen.
    Der klassische Tyrannenmord basiert auf einer doppelten Illusion - auf der Einbildung, dass ein einzelner "Staatsmann" Geschichte mache, - und auf der Einbildung, dass ein einzelner Tyrannenmörder, den Lauf der Geschichte ändern und bessern könne.
    Spätestens seit die "Staatsmänner" durch bloße "Staatsdiener" ersetzt worden sind, verlieren diese Illusionen an Verführungskraft. Im modernen, kapitalistischen Staat ruht die Macht nicht bei Einzelnen. Die Staatsmacht ist - wie der Kapitalismus auch - anonym geworden. Die Macht des kapitalistischen Staates basiert auf Geld und Bürokratie. Je größer der Staatshaushalt und je emsiger die Bürokratie, desto fester die Macht des kapitalistischen Staates. Ein Bundesstaatsanwalt wie Herr Range, der vielleicht eben noch als sinnvolles Attentatsziel galt, ist anderntags schon im Ruhestand und durch einen anderen tüchtigen Anwalt ersetzt.


    3. Noch ein Wort zu den Attentaten und politischen Morden von heute, wo politische Bewegungen einfache Bürger totbomben oder auch köpfen. In meinen Augen haben diese Morde keinen anderen Sinn und Zweck als weltweite Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es sind Losermorde, vergleichbar den Schulattentätern, die wahllos Klassenkameraden töten. Es gibt nichts dümmeres, als solche Massenmorde als "erweiterten Selbstmord" zu bezeichnen. Ein gewöhnlicher Selbstmord findet im Stillen und im Verborgenen statt. Nicht der Selbstmord steht im Mittelpunkt so einer Tat, sondern das sich Wichtigtuen, das Erlebnis von Macht, vielleicht auch Rache.
    Der klassische Loser war Herostrat, ein Grieche, der im antiken Ephesos lebte. Herostrat wollte "unsterblich" werden und fand dafür als typischer Loser keinen besseren Weg, als seinen Zeitgenossen möglichst großen Schaden zuzufügen. Er steckte den Tempel seiner Heimatstadt in Brand. Das machte ihn tatsächlich notorisch berühmt. Herostrat ist der Stammvater aller Schulmörder und Islamisten.
    Bleibt noch zu erwähnen, dass in Asien, in Afrika und im Nahen Osten auch Menschen umgebracht werden, um ein höheres "Schutzgeld" oder Lösegeld zu erpressen. Das ist bloße Bandenkriminalität, auch wenn sie von Boko Haram oder von IS-Leuten begangen wird.
    meint Wal Buchenberg

  • Hallo Wal,


    wie sind symbolträchtige Morde die eine Community/Nation sammeln sollen einzuordnen. Ich denka da z.B. an die Morde an den Verantwortlichen des Armeniergenozid. Im Fall eines Mordes in Berlin hat der Attentäter sich festnehmen lassen und dann den Gerichtsprozess genutzt um den Genozid bekannt zu machen.


    Gruß Wanderer

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