Dollarimperialismus

  • Der Dollarimperialismus gehört zu den populären Legenden, die rechte und linke Anti-Amerikanisten teilen.
    Die Legende vom Dollarimperialismus erzählt von den scheinbar unerschöpflichen Möglichkeiten, die sich aus der Tatsache ergeben, dass die Landeswährung der USA gleichzeitig als "Weltwährung" fungiert:



    "Hierauf aber gründet sich nach wie vor die eigentliche Dominanz der Vereinigten Staaten: Mit dem Mittel der unbegrenzten Geldneuschöpfung des Dollars als globaler Leitwährung verfügen die USA als einzige Ökonomie der Welt über die Möglichkeit, mehrere Megaprojekte – wie etwa die Verstaatlichung der Banken und gigantische Rüstungsausgaben – gleichzeitig zu finanzieren, nämlich durch Staatsverschuldung und die Ausgabe von Staatsanleihen."
    "Deshalb können die USA auch mit Hilfe der FED laufend Dollars in Umlauf bringen und damit ihre Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizite mitfinanzieren (und letztlich auch ihre ständig steigende Staatsverschuldung)."(Quelle)



    Auch wer das "Kapital" von Karl Marx nicht studiert hat, weiß aus der Anschauung: eine Sache, die im Kapitalismus "unbegrenzt", also in beliebiger Menge herstellbar ist, ist wenig bis nichts wert. Da soll ausgerechnet das Geld, die kapitalistische Verkörperung von Wert, "unbegrenzt" herstellbar sein?? Wenn das so wäre, würde sich niemand mehr mit der Produktion anderer Waren abgeben.
    Was es mit der "Geldschöpfung" auf sich hat, kannst du zum Beispiel hier nachlesen.


    Ein paar Fakten zum angeblichen Dollarimperialismus:
    Rund die Hälfte (45%) aller grenzüberschreitenden Warenströme in der Welt werden in Dollar abgerechnet und bezahlt. Alle Banken der Welt, die im internationalen Handel als Verrechnungsstelle tätig sind, benötigen daher Dollars für ihre Kunden. Mehr als 60% aller Bankreserven in der Welt werden in US-Dollars gehalten. Die weltweite Nachfrage nach Dollars übersteigt also die inländische Dollarnachfrage in den USA deutlich.
    Das bringt für die US-Kapitalisten und die US-Regierung wirtschaftliche Vorteile, aber diese Vorteile sind bei weitem nicht so groß, wie es die Legende vom Dollarimperialismus glauben machen will.



    1) Für die US-Kapitalisten entfallen fast alle Währungstransaktionskosten und fast alle Wechselkursrisiken, die die Kapitalisten anderer Währungsgebiete tragen müssen.


    2) Weil auch viele Unternehmen außerhalb der USA Dollars einnehmen und Dollars halten, ist der potentielle Käufermarkt für Anleihen der US-Regierung größer als der jeder anderen Nation. Die US-Regierung kann sich daher günstiger verschulden als alle anderen Regierungen.



    Diese beiden Faktoren bringen nach Berechnungen des McKinsey Global Institute in den USA Vergünstigungen bis zu 100 Milliarden Dollar im Jahr. (vgl. The Economist, 01.08.2015).



    Die Vergünstigungen von 100 Milliarden im Jahr werden allerdings durch einen negativen Faktor gemindert: Die weltweite Nachfrage nach Dollars macht den Dollar im Vergleich zu anderen Währungen stärker. Der Dollarkurs liegt deshalb im Allgemeinen höher, als es der Wirtschaftskraft der USA entsprechen würde. Für die US-Kapitalisten, die Waren und Dienstleistungen exportieren, bringt das einen Konkurrenznachteil, den McKinsey auf bis zu 60 Milliarden im Jahr beziffert.



    McKinsey kommt insgesamt zu dem Ergebnis, dass US-Regierung und US-Kapitalisten jährlich rund 0,5% der US-Wirtschaftsleistung der Rolle des Dollars als Weltwährung verdanken.



    Selbst wenn wir noch Einiges auf diese McKinsey-Zahlen aufschlagen, ergäbe das nur einen weltweiten jährlichen Tribut von rund 170 Mrd. Dollar (1% der amerikanischen Wirtschaftsleistung). Das ist nicht unerheblich, aber meilenweit entfernt von den phantastischen Vorstellungen, die mit der Theorie vom "Dollarimperialismus" verbreitet werden.



    Und bevor wir Linke in die Klage der Dollar-Antiimperialisten einstimmen, sollten wir bedenken, dass dieser 170-Mrd.-Dollar-Tribut an die USA nicht von südamerikanischen Bauern und nicht von uns europäischen Lohnarbeitern, sondern von den Kapitalisten in aller Welt aufgebracht wird.
    Diese "Weltwährungssteuer" trifft nur Kapitalisten, die weltweit agieren und weltweit Geschäfte machen. Ich denke nicht, dass wir Linke mit denen Mitleid haben müssen.



    Welche Währung als Weltwährung dient, ist eine Sorge, die allein Kapitalisten haben. Deshalb sollten wir Linken uns auch nicht zu Wortführern und nützlichen Idioten von aufstrebenden Mächten wie China oder den BRIC-Staaten machen, die die USA als Weltwährungsmacht beerben wollen,
    meint Wal Buchenberg

  • Newly created posts will remain inaccessible for others until approved by a moderator.