Sind die Goldenen Jahre des Kapitalismus vorbei?

  • Hallo, gibt es Erklärungen wieso es nach 1945 so viele Anlagemöglichkeiten gab? Millionen Facharbeiter waren tot und Ausrüstung in die man Geld hätte investieren können war im großen Maßstab zerstört wurden. In den pahntastischen 30 Jahren wurde nicht nur der Vorkriegsstand wieder erreicht sondern weit übertroffen. In welcher Hinsicht war die damalige Situation soviel günstiger als heute?


    Gruß Wanderer

  • Hallo, gibt es Erklärungen wieso es nach 1945 so viele Anlagemöglichkeiten gab? Millionen Facharbeiter waren tot und Ausrüstung in die man Geld hätte investieren können war im großen Maßstab zerstört wurden. In den pahntastischen 30 Jahren wurde nicht nur der Vorkriegsstand wieder erreicht sondern weit übertroffen. In welcher Hinsicht war die damalige Situation soviel günstiger als heute?


    Hallo Wanderer, hallo Philzer,


    Philzer : Du hattest erst als Gast gepostet und dich dann angemeldet. Dein Gastposting hatte ich dann freigeschaltet.
    Ist nicht schlimm, Hauptsache es kommt hier Leben in die Bude! :thumbsup:


    @Wanderer
    Die Erklärung liegt meines Erachtens in der damals niedrigen Kapitalzusammensetzung und in der heutigen gestiegenen/hohen Kapitalzusammensetzung.
    Der Zusammenhang ist stark vereinfacht der, dass überall dort, wo noch mit viel Arbeitseinsatz gewirtschaftet wird (also die Arbeitsproduktivität niedrig ist), das Kapital große Anlagemöglichkeiten findet, indem es die Produktion modernisiert, dadurch den Anteil der Maschinerie und der Vorprodukte erhöht (="konstantes Kapital") und den Anteil der lebendigen Arbeitskraft erniedrigt. Immer mehr Produkte werden dann von immer weniger Arbeitskraft geschaffen.


    Je erfolgreicher das Kapital dabei ist, desto mehr schneidet es sich von weiteren profitablen Anlagemöglichkeiten ab. Heute gibt es die enormen Wachstumsraten, die bis 1985 in den kapitalistischen Kernzonen möglich waren, nur noch in der kapitalistischen Peripherie. Dort ist der Kapitalismus weiter im Aufschwung, hier stagniert er.


    Die Zusammenhänge sind hier von Karl Marx erklärt: Zusammensetzung des Kapitals


    Gruß Wal


  • Hi Wal,


    Soweit Konsens. Marx wusste schon das die Bourgeoisie ihr eigener Totengräber sei, weil sie das Objekt welches allein sie ausbeuten kann, also den arbeitenden Menschen, selbst abzuschaffen gezwungen ist.


    (permanent drohender Tod im Konkurrenzkampf -> temporäre Profitsteigerung durch Alleinstellungsmerkmale in der Arbeitsproduktivität, aber eben nur solange bis die 'Anderen' nachgezogen haben, dann ist der Profit für Alle geringer als vor der Produktivitätssteigerung.... )


    Aber, was schließen wir heute daraus?


    Es gibt keine kämpfende Arbeiterklasse mehr, und bald gibt es gar keine Arbeiterklasse mehr.
    Die 'Linken' Vereine :D sind in unendliche esoterische Grüppchen zerstreut (weil sie die Ideologie der Bourgeoisie übernommen haben, also den esoterischen Pluralismus).


    Der 'alte Kapitalismus' wird also irgendwann zu Ende gehen, soweit klar. Das heisst aber nicht das danach Kommunismus kommt, ich denke den Zahn können wir uns ziehen lassen.


    Die Völker des Westens haben in dem letzten 3/4 Jahrhundert in etwa gesagt: "Was brauchen wir Scheiß-Kommunismus, wenn wir selbst Ausbeuter sein können"
    Klar, denn das ist unendlich viel geiler. Nur eben eine Lüge, und Lügen haben bekanntlich kurze Beine, vor allem in der Dimension der Zeit.


    Zurück:
    Betrachten wir mal die Zeitalter der kollektiven Mythen; Fetisch; Mythos der Ursippen; Polytheismus und schließlich Monotheismus als höchste Form des kollektiven Mythos.
    Dieser stand nun letztendlich dem um den Globus jagenden Bourgeois (Marx) im Wege, hat ihn behindert, und musste also überwunden werden.


    Was hat der Bourgeois dagegengesetzt? Die Meinungsfreiheit per Säkularität. Und Meinung ist weder der Wissenschaftlichkeit noch der Wahrhaftigkeit im Sinne Kants verpflichtet, sondern nur dem Nutzen des Individuums. Meinung ist nichts anderes als individualisierter Mythos, die Aufklärung nichts anderes als der Übergang vom kollektiven zum individualisierten Mythos.
    Man könnte vereinfacht sagen das der Kapitalismus vor allem deshalb gesiegt hat, weil er die Fortsetzung der Religiösität ist, und die Masse ist nun einmal tief religiös. (heute also 'meinend')


    ( Hinweis: die Gemeinsamkeit von kollektivem und individualisierten Mythos erkennt man daran, das diese Bewusstseinsinhalte über das Glaubenssystem hinaus nicht intersubjektivierbar sind!
    -> nur das eben im Pantheismus Individuum und Glaubenseinheit in eins fallen)


    Nach dem Wegfall der Arbeit, sagen wir besser der starken Abnahme der Bedeutung von monotoner/körperlicher Arbeit, wird also die Gesellschaft ein neues Gesicht bekommen, zuerst sterben die Völker (siehe Fertilitätsrate), der Bourgeois füllt sie zunächst einfach von außen auf - aus den Gebieten wo durch das vorpantheistische divide et impera (siehe Engels: latente Sklaverei in der Familie) noch Individuenüberschuss erzielt wird - das ist billiger, danach hat der Bourgeois nur noch sich selbst zu Kooperation und Konkurrenz, die Klassengesellschaft gibt es nicht mehr.


    So wie eben im kollektiven Mythos viele ökonomische Formen 'stattfanden' (Jäger&Sammler; Sklavenhaltergesellschaft; Feudalismus; Kapitalismus) könnten auch im individualisierten Mythos noch viele Formationen folgen, ohne das es Kommunismus geben müsse .... ? (man müsste Kommunismus auch nochmal überdenken/definieren?)



    mvg Philzer

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