Krieg gegen den Islamischen Staat?

  • Es ist nur wenige Wochen her, dass in allen Medien an die Kriegshysterie des Ersten Weltkriegs erinnert worden ist.


    Man erinnere sich: 1914 wurde der Mord an dem österreichischen Thronfolger in Sarajewo als Anlass genommen, um dem gesamten Land Serbien den Krieg zu erklären.
    Statt für diesen Mord, der von Einzelnen begangen wurde, auch diese Einzelnen zur Rechenschaft zu ziehen, wurde das ganze Land verantwortlich gemacht und mit Krieg überzogen.

    Das ist jetzt 100 Jahre her, aber der Trick funktioniert noch immer.

    Der Krieg in Afghanistan wurde und wird mit den Attentaten vom 11. September begründet.
    Der Krieg in der Ostukraine wird mit der Bedrohung von Russen durch den „Rechten Sektor“ begründet.
    Der Krieg gegen den „Islamischen Staat“ wird mit Enthauptungen von westlichen Geiseln und mit Attentaten wie gestern in Ottawa begründet.


    Wie vor 100 Jahren nehmen Regierungen die Gewalttaten von Einzelnen oder von Wenigen als Vorwand, um Kriege vorzubereiten und Kriege zu führen, die ganze Regionen mit Tod und Verderben überschütten.

    Wer so einen Krieg unterstützt, hat aus 100 Jahren Kriegshysterie nichts gelernt,
    meint Wal Buchenberg

  • Ich finde es nicht sehr zielführend darüber zu diskutieren wer gegen wen Krieg führt, wer an welchem Krieg Schuld ist usw.
    Die IS ist 2005 als Unter-Organisation der Al-Quaida entstanden und m. E. das Ergebnis jahrhundertelanger Entwicklungen. Das geht schon auf den Zerfall des Osmanischen Reiches zurück und die damit verbundene Aufteilung in Irak, Iran, Syrien, Kuwait etc. sowie den Folgeentwicklungen durch 3 Golfkriege.


    Man könnte jetzt diese Entwicklungen diskutieren oder welches Land welche Interessen verfolgt, wer wen unterstützt, was es mit den verschiedenen Ethnien auf sich hat (Muslim, Islam, Dschihad usf.) oder z. B. was wir hier tun können. Nur berichten macht m. E. wenig Sinn. Man muss vor allen Dingen aktiv werden und in Petspektiven aufzeigen.
    Gruß Matou

  • Ich finde es nicht sehr zielführend darüber zu diskutieren wer gegen wen Krieg führt, wer an welchem Krieg Schuld ist usw.


    Was du nicht "zielführend" findest, brauchst du auch nicht tun. Für die meisten Leute spielt es aber eine große Rolle, wer gegen wen Krieg führt.


    Die IS ist 2005 als Unter-Organisation der Al-Quaida entstanden und m. E. das Ergebnis jahrhundertelanger Entwicklungen. Das geht schon auf den Zerfall des Osmanischen Reiches zurück und die damit verbundene Aufteilung in Irak, Iran, Syrien, Kuwait etc. sowie den Folgeentwicklungen durch 3 Golfkriege.


    Und was sagt uns diese Information? Das bleibt bei dir offen. Ich denke, mit Krieg sind keine Probleme aus der Welt zu schaffen, schon gar nicht Probleme, die Ergebnis jahrhundertelanger Entwicklung sind.



    Man könnte jetzt diese Entwicklungen diskutieren oder welches Land welche Interessen verfolgt, wer wen unterstützt, was es mit den verschiedenen Ethnien auf sich hat (Muslim, Islam, Dschihad usf.) oder z. B. was wir hier tun können. Nur berichten macht m. E. wenig Sinn. Man muss vor allen Dingen aktiv werden und in Petspektiven aufzeigen.
    Gruß Matou


    Meine These ist: Die Nato-Regierungen versuchen aktuell die Terrorhysterie in Kriegshysterie zu verwandeln.


    Ich denke, die Emanzipationsbewegungen und Lohnabhängigen in Europa wie im Nahen Osten können von einem Nato-geführten Krieg in Nahost nichts gewinnen, sondern nur verlieren.


    Ja, die Bewohner von Kobane haben Grund, gegen die Angreifer von ISIS zu kämpfen. Aber offenbar war der YPD und der PKK ganz klar, dass sie auf die eigenen Kräfte gestützt keine Chance gegen die Angreifer haben und hatten.
    Statt sich deshalb aus einem aussichtslosen Kampf zurückzuziehen und alle Bewohner über die Grenze in Sicherheit zu bringen, präsentieren sie sich als westliche Speerspitze im Kampf gegen den Islamischen Staat und liefern den Nato-Staaten zusätzliche Vorwände, um den vierten Irakkrieg in vergrößerter Breite auch auf syrischem Gebiet zu starten. Gleichzeitig präsentiert sich die PYD den sozialen Bewegungen in Europa als emanzipatorische Kraft. Das eine stellt das andere grundsätzlich in Frage.


    Jede emanzipatorische Politik muss sich fragen, was sind die voraussichtlichen Folgen ihres Handelns.
    Du forderst uns/alle auf, aktiv zu werden. Ich fordere dich auf, zunächst die voraussichtlichen Folgen deiner/unserer Aktivitäten offen zu legen.


    Ich denke, alles, was gegenwärtig die Kriegshandlungen in Nahost verbreitert, verlängert und vergrößert, ist von Übel.
    Ich denke, dass die gegenwärtige Kriegshysterie in Europa und den USA der Vorbereitung eines weiteren und noch längeren und noch schlimmeren Nahostkrieges dient; - ein Nahostkrieg, in den nicht nur die Nato-Staaten samt Türkei, sondern auch Israel, Saudi-Arabien und der Iran eingreifen müssen und eingreifen werden.


    Die bedingungslose Verteidigung von Kobane ist keine verschlimmerte und verlängerte Neuauflage des Irakkrieges wert. Aber genau darauf steuert die Situation zu,
    meint Wal Buchenberg.


    P.S. Die "internationalistische Aufgabe" der Linken in Deutschland sehe ich gegenwärtig darin, dass sie zur öffentlichen Akzeptanz der Nahost-Flüchtlinge und zur öffentlichen Akzeptanz aller politischen, religiösen und sozialen Organisationen dieser Flüchtlinge in Deutschland beiträgt.

  • Quellenanhang über die militärische Kooperation Nato und PYD
    aus Wikipedia "Volksverteidigungseinheiten"


    "YPG-Sprecher Rêdûr Xelîl sagte, die Luftangriffe der internationalen Koalition hätten den IS-Vormarsch zwar verzögert, reichten jedoch nicht aus: „Unsere Menschen werden getötet und vertrieben, aber niemand kümmert sich darum“, so Xelîl.[172]
    Die Ko-Vorsitzende der PYD, Asia Abdullah, forderte am 3. Oktober 2014 gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, die internationale Koalition gegen den IS müsse deren Kämpfer nun direkt an der Frontlinie vor der Stadt bombardieren. Die Angriffe der Koalition seien bis zu diesem Zeitpunkt nicht effektiv gewesen. So habe das von den USA geführte Bündnis in der Nacht auf den 3. Oktober den IS weit entfernt von der Stadt bombardiert.[227][171][228][172]
    Am 7. Oktober bezeichnete sie es als „unverständlich, warum der IS, der mit Panzern und schwerer Artillerie angreift, in Kobane nicht wirksam von den Koalitionskräften angegriffen wird“. Sie betonte, die YPG lieferten die notwendigen Informationen und Koordinaten für Luftangriffe, die nicht gegen einige zweitrangige Stellungen, sondern gegen die Panzer des IS erfolgen müssten.[155]
    In Zusammenhang mit den Kämpfen um Ain al-Arab forderten Kurden mehr Unterstützung vom Westen. In einer Verkündung des Kurdischen Zentrums für Öffentlichkeitsarbeit mit Sitz in Deutschland, das sich ausdrücklich „an die NATO, die Europäische Union und alle internationalen Institutionen“ wendete, forderte der PYD-Kovorsitzende Salih Müslim: „Verhindert ein mögliches Massaker in Kobane, so schnell wie möglich“. Ain al-Arab sei „von einer Eroberung durch die Terrorbanden des Islamischen Staates
    bedroht“.[215]
    Der stellvertretende Außenminister der Kurdenregion, Idris Nahsen, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, die von der US-Luftwaffe angeführten Angriffe auf die Dschihadisten reichten nicht aus, um diese zu stoppen. Er forderte die von den USA angeführte Militärallianz auf, den kurdischen Verteidigungseinheiten im Kampf gegen die vorrückende IS-Miliz „schwere Waffen, gepanzerte Fahrzeuge, Kanonen und Raketen“ zur Verfügung zu stellen. Außerdem müssten die Luftangriffe gegen den Islamischen Staat „wirksamer“ geführt werden, so Nahsen.[153]
    Idris Nassan, Sprecher der YPG, die die Stadt gegen den IS verteidigten, bezeichnete die Luftangriffe als „hilfreich“, aber nicht ausreichend. Nassan forderte: „Wir brauchen mehr Unterstützung. Wir brauchen jeden Tag Luftangriffe, jede Stunde! Und wir brauchen auch Unterstützung am Boden.“ Die Stadt benötige europäische und US-amerikanische Waffenlieferungen. Es fehle nicht an geschulten Kämpfern, sondern an schweren Waffen: „Wir haben gute Scharfschützen, aber wir haben keine schweren Waffen“, so Nassan.[229]
    Am 7. Oktober 2014 warf der Der Salih Muslim der Internationalen Gemeinschaft Versagen vor. Der stellvertretende PYD-Präsident kritisierte nach Angaben der kurdischen Agentur Firat, die Welt schweige angesichts des drohenden Massakers. Die Luftangriffe der USA und ihrer Verbündeten auf IS-Milizen in der Umgebung von Ain al-Arab reichten nicht aus: „Wenn es den Vereinigten Staaten ernst wäre, könnten sie sie innerhalb kurzer Zeit zurückschlagen.“ Muslim rief alle Kurden dazu auf, sich umgehend dem Kampf anzuschließen.[230]


    Laut Angabe des Außenministers von Kobane Idris Naasan in einem WELT-Interview „seien die Bombenangriffe (der US-Koalition) seit dem 8. Oktober erstmals in Kooperation mit den YPG erfolgt, die der Anti-IS-Koalition die Koordinaten der zu bombardierenden Ziele durchgegeben hätten.“

  • Fangen wir damit an: Früher hätten wir gesagt, dass die Kurden die Widersprüche der Imperialisten ausnützen, um ihre Sache gegen den Islamischen Staat zu verteidigen. Klar ist, dass es beim Krieg gegen den Islamischen Staat nicht um die soziale Befreiung geht. Wird durch die Wahl der Freunde die Sache der Kurden diskreditiert? Nicht unbedingt.
    Nach allem, was man weiß, ist es für die Kurden sicher weitaus angenehmer, von ihresgleichen regiert zu werden, als unter die Fuchtel des Islamischen Staates zu kommen. Auch Bedingungen für einen weiteren sozialen Kampf und für Gleichberechtigung dürfte schwieriger unter der Herrschaft des Islamischen Staates zu sein; auch die ethnische Ausgrenzung ist eine Bedrohung durch den IS.


    So sehr man den Kurden auch sympathisierend gegenübersteht und ihnen eine Verteidigung gegen den Islamischen Staat wünscht, so ist doch gleichzeitig nicht unbedingt ein Verlangen da, jetzt aktiv sogar für eine militärische Unterstützung der Kurden einzutreten oder diese zu fordern. Die Kurden müssen schauen, und das tun sie auch, wie sie für ihren Kampf militärische Unterstützung bekommen.


    Das ist so meine augenblickliche Haltung zu diesen Vorgängen.

  • Fangen wir damit an: Früher hätten wir gesagt, dass die Kurden die Widersprüche der Imperialisten ausnützen, um ihre Sache gegen den Islamischen Staat zu verteidigen. Klar ist, dass es beim Krieg gegen den Islamischen Staat nicht um die soziale Befreiung geht. Wird durch die Wahl der Freunde die Sache der Kurden diskreditiert? Nicht unbedingt.
    Nach allem, was man weiß, ist es für die Kurden sicher weitaus angenehmer, von ihresgleichen regiert zu werden, als unter die Fuchtel des Islamischen Staates zu kommen.


    Hallo Sturzbach,
    Die Linken in Deutschland, die die Verteidiger von Kobane bedingungslos unterstützen wollen, meinen und behaupten, es ginge da auch/irgendwie um soziale Befreiung. Offenbar bist du wie ich der Meinung, dass sich soziale Befreiung und US-Bombenflugzeuge gegenseitig diskreditieren.


    Aber auch aus Sicht der Sunniten in der Region und in aller Welt wird "die Sache der Kurden" ganz klar dadurch diskreditiert, dass sich die Kurden in und um Kobane als Speerspitze der US-Armee in Syrien präsentieren.


    Die Sache der Kurden, was immer wir darunter verstehen, hängt nicht an dem Fleckchen Erde, das Kobane heißt.
    Ein kurdischer Rückzug aus Kobane würde verhindern, dass die Kurden "unter die Fuchtel des Islamischen Staates kommen.


    Nochmals: Die Verteidigung von Kobane ist es nach meiner Meinung nicht wert, dass die USA und ihre "Allianz gegen den Terror" von den Kurden eine Freikarte für ihren Eintritt in den vierten Irak- und ersten Syrienkrieg frei Haus geliefert bekommen,
    meint Wal

  • Quote

    Die Linken in Deutschland, die die Verteidiger von Kobane bedingungslos unterstützen wollen, meinen und behaupten, es ginge da auch/irgendwie um soziale Befreiung. Offenbar bist du wie ich der Meinung, dass sich soziale Befreiung und US-Bombenflugzeuge gegenseitig diskreditieren.


    Die Aussage finde ich etwas pauschal. Wer sind die Linken und wer sagt es ging bei ihrem Kampf um soziale Befreiung?
    Ich denke man könnte der Aussage es ginge um soziale Befreiung dennoch in sehr begrenztem Umfang zustimmen, da es es heißt, im Norden Iraks seien Räte entstanden. Was wir allerdings nicht überprüfen können.

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