Bundesfeiertag 3. Oktober

  • Jahr für Jahr jammern unsere Staatsjournalisten, dass „die Deutschen“ - ganz anders als die Franzosen oder die US-Amerikaner - „ihren“ Nationalfeiertag nicht feiern wollen.
    Die „deutsche Nation“ ist ein Markenzeichen von Konservativen und Rechtsradikalen. „Nationalist“ ist im Deutschen ein Schimpfwort. Dieses Negativbild der Nation soll an einem Tag im Jahr, am 3. Oktober, per Staatsakt ignoriert werden.


    Das Datum des 3. Oktober erinnert an die Selbstauflösung der DDR und den Beitritt der DDR-Länder zur Bundesrepublik, also der Verschiebung der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland nach Osten. Das feiert die politische Klasse der BRD ganz zu Recht als ihren ureigenen Erfolg.
    Veranstalter des jährlichen Festaktes am 3. Oktober sind drei Präsidenten: der Bundespräsident, der Bundesratspräsident und der Bundestagspräsident. Geladen zu dem Festakt in diesem Jahr sind „neben den politischen Eliten auch 100 Menschen, die vor 25 Jahren in Leipzig bei den Montagsdemonstrationen dabei waren.“ (NDR-Info)
    Das Ganze findet also unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.


    Neben und außerhalb der feiernden Politiker und Honoratioren gibt es im Maschsee-Park von Hannover ein Bürgerfest. Dort „werden sich die 16 Bundesländer auf einer Ländermeile präsentieren“. An anderer Stelle „informieren die Verfassungsorgane – Bundestag, Bundesregierung und Bundesrat – über ihre Arbeit". Ganz toll! ;)
    Die politische Klasse der Bundesrepublik Deutschland preist sich an und feiert sich selbst. Für Politiker ist der 3. Oktober kein Feiertag, sondern ein Arbeitstag.


    Damit bei den Lohnabhängigen Feierstimmung aufkommt, haben sie an diesem Tag arbeitsfrei. Für Lohnabhängige ist damit nochmals bewiesen, was sie sowieso Tag für Tag erfahren: dass jede Party jenseits der Lohnarbeit liegt und jedes Vergnügen außerhalb der Lohnarbeit beginnt.
    Als Lohnarbeiter haben wir also allen Grund, unser Leben an diesem Tag zu genießen und all das zu tun, was im Arbeitsstress jeden Tag zu kurz kommt.
    Eine Sache, die im Arbeitsstress regelmäßig auch zu kurz kommt, wären politische Zusammenschlüsse und gemeinsame Debatten über unsere Interessen. Auch dazu gäbe der 3. Oktober die Möglichkeit.


    Leider nutzen (schein)radikale Linke den 3. Oktober, um uns Lohnabhängige als „deutsche Standortameisen“ anzupöbeln. (Aufruf 1) Diese (schein)radikalen Linken sehen sich als politische Moralschützer, die am 3. Oktober „vor Ort aufpassen wollen“. (Aufruf 1)


    Diese (schein)radikalen Linken präsentieren sich am 3. Oktober als Alternative zu unserer herrschenden Klasse: „Während am dritten Oktober auch die Leute in Hannover sein werden, die sich mit dem Vorankommen der Nation ... identifizieren, werden auch WIR da sein. Denn die Feier der Nation ist ein Angriff auf das schöne Leben und ein Hohn gegenüber der Gesellschaft, wie WIR sie uns vorstellen ..." (Aufruf 2)
    Wer sind diese WIR?
    WIR – das sind keine „Standortameisen“. WIR – das sind keine Leute, die „sich noch unter den beschissensten Umständen mit Stolz für Staat und Kapital krumbuckeln“. (Aufruf 2)
    WIR – das sind die Leute, „die die Produktion, das Wohnen, die Bildung nicht nach kapitalistischen Interessen, sondern nach den Bedürfnissen der Menschen organisieren.“ (Aufruf 2)
    WIR – sind eure Heilsbringer, Hallelujah!

    Dieser 3. Oktober in Hannover bietet wohl nur die Alternative, entweder als elitärer Teil der herrschenden Klasse oder als elitäre Konkurrenz zur herrschenden Klasse aufzutreten. Schade, dass es an diesem Tag keine sinnvolleren gemeinsamen Aktivitäten gibt, meint Wal Buchenberg


    P.S. Unter uns Linken:
    So sehr ist das Menschen- und Gesellschaftsbild dieser Linken auf den Hund gekommen, dass sie uns Lohnarbeiter mit Tieren gleichsetzen.
    Dazu bleibt nur zu sagen: Ja, wir Lohnarbeiter sind "Ameisen". Ja, wir Ameisen sind "standorttreu" - die wirklichen Ameisen, weil sie sehr kurze Beine haben, die "Lohnameisen", weil wir sehr wenig Existenzmittel haben, so dass jeder Standortwechsel für uns mit enormen Kosten und mit Lohneinbußen verbunden ist. Aber für uns alle gilt: Alle "Ameisen" kommen gut ohne Elite und ohne Herren zurecht.
    Gegenüber einem so emanzipationsfernen Menschenbild taugt sogar noch das Tierreich als Vorbild einer emanzipierten Gesellschaft.
    ?(

  • Newly created posts will remain inaccessible for others until approved by a moderator.