Kennziffern der VWL und Marx

  • Hallo.


    Nach Marx sinkt doch die Profitrate, sofern sich das Verhältnis zwischen variablen und konstanten Kapital zuungunsten des ersteren verändert. Ich habe mir mal die Veränderungen des Nettoanlagevermögens sowie die des Bruttolohn und -gehalts Deutschlands zwischen 1960 und 1997 angeschaut (mehr Daten, die gut miteinander vergleichbar sind, habe ich gerade nicht gefunden). Folgendermaßen sieht das Wachstum aus:


    Wachstum Konst. und var. kapital.jpg


    Hier ist zu sehen, dass das Anlagevermögen in absoluten Zahlen weit größer ist. Wenn ich mir die Relation zueinander anschaue, kommt folgendes heraus:


    Verhältnis Konst. und var. kapital.jpg


    Nach dieser Grafik hat sich das Verhältnis zwischen variablen und konstanten Kapital in diesen 40 Jahren um 10Prozentpunkte verändert. Kann man das so interpretieren, dass dieses Anlagevermögen der Grund für permanente Überproduktion ist? Auch wenn ich das BIP im Verhältnis zur Lohnsumme anschaue, stelle ich fest, dass diese geringen Löhne natürlich nicht die gesamt produzierten Waren und Dienstleistungen hätten kaufen können.


    BIP vs. Lohnsumme.jpg


    Verstehe ich das richtig, dass dies für eine Überproduktion spricht, welche z.B. durch permanenten Export "kompensiert" werden konnte?


    Wenn sich nach Marx die gesamtgesellschaftliche Profitrate (vereinfacht geschrieben) daraus ergibt, wenn man die Unternehmens- und Vermögensgewinne ins Verhältnis zum gesamt investierten Kapital (v+k) setzt, ergibt das mit den obigen Zahlen folgendes:


    Profitrate.jpg


    Meine Frage ist nun: Auch wenn es stark vereinfacht wurde und die Profitrate sicher nicht nur aus diesen Kennziffern berechnet werden kann; lässt sich so zumindest in etwa die Tendenz abbilden?

  • Konkordanz hier sind erste Hinweise, die nach Bedarf auszuführen sind:


    1. Der Mangel einer statistischen Korrelation ist: dass sie den ursächlichen Zusammenhang zweier zeitgleich in bestimmte Richtungen laufender Tendenzen nicht BEWEIST. Die Lohnanteile am Gesamtkapital könnten sinken, und auch die Profitrate... und doch könnte das je ganz andere Gründe haben.


    2. Ich lasse mal alle Fragen beiseite, die die Erhebung der Daten für diese Statistik (nämlich im wesentlichen die der Besteuerung der Beteiligten zugrundeliegenden) in WESENTLICHEN (also die Tendenz betreffenden) Hinsichten infragestellen - etwa, ob und inwieweit das BIP überhaupt das Gesamtkapital erfasst.
    Die Gewinne werden grundsätzlich vor der Öffentlichkeit versteckt. Das... lässt ja wohl mehr als alles andre ahnen, wie die Sache sich in Wirklichkeit verhält. Kapitalisten bzw. kap.Unternehmen sind schliesslich ständig am Jammern, zu verteilen gibts immerzu nichts...


    3. Die Akkumulation im Inland, soweit sie statistisch erfasst wird, ist keineswegs ein zuverlässiges Mass für die Profitrate als ganzes - da sollte man vielleicht mal auf den Nettokapitalexport und die Besteuerung schauen....


    4. Die Grundlagen der gesamten Profitmacherei sind durchaus nicht stabil. Es ist keineswegs ausgemacht, dass Gewinnraten ständig hoch bleiben. Zumal nach dem, was an Wachstum sich schon abgespielt hat,
    a) die Zuwächse an Reichtum in absoluten Zahlen, verglichen mit denen - bei weit höheren ZuwachsRATEN - in der Vergangenheit, phantastische Grössenordnungen angenommen haben...
    b) In Frühzeiten einer sich modernisierenden Volkswirtschaft zB wird erstmal extrem viel an Kosten externalisiert, was dann so langsam in Gestalt von Auflagen und Abgaben nachträglich zwangsweise von der "Bürokratie", wie sowas im Unternehmerdeutsch heisst, in die Bilanzen eingebracht wird. Und...
    c) die internationale Konkurrenz schläft nicht...
    Ich finde es schon darum SEHR wahrscheinlich, dass "Profitraten" oder ihnen irgend analoge Indikatoren in fortgeschrittenen Industriegesellschaften tendenziell sinken. Dafür gibt es alle möglichen denkbaren Ursachen.


    5. Rein theoretisch vom Marxschen Kapital her ist der Zusammenhang von org.Zusammensetzung und Tendenz zum Fall der Profitrate unmittelbar durch die Qualität der Arbeit als einziger Quelle des Mehrwerts gegeben (wobei auch c und v Marxsche Arbeitswerte darstellen. Hier ist bereits, abgesehn von allen andern theoretischen Problemen mit dieser Werttheorie, anfänglichen und solchen in ihrer Anwendung, gerade aufgrund der Überlegungen von Marx zur Bildung von Porduktionspreisen höchst fraglich, ob die Summen aus Kosten in Produktionspreisen und die darauf bezogenen Profite angesichts der Abweichungen vom "gesellschaftlich Notwendigen", die dabei vorausgesetzt sind, überhaupt noch irgendeine Aussage im Sinne der "Tendenz" zulassen. Aber "Überproduktion" kommt da in den Überlegungen von Marx allenfalls so vor, dass die (vorübergehend, nach ihm wg. hoher Lohnraten) hochprofitablen Anlagesphären Über- und die niedrigprofitablen Unterangebote relativ zur zahlungsfähigen Nachfrage mit sich führen (die nichtsdestotrotz durch die angesichts dessen ständig fluktuierenden Marktpreise ständig beeinflusst wird...). (Es gibt einen viel näherliegenden Grund für eine Bewegung wie die von Marx vermutete, nämlich der schnellere Umschlag von Kapitalen mit niedrigem Fix-Kapital-Anteil, und noch einen: die schiere Grösse nötiger Kapitalanlagen als relative Schranke des Marktzugangs (und damit relatives Monopol).)


    6. Export findet statt, weil er ein lohnendes Geschäft ist. Wieso vermutest du da einen ZWANG...?
    ((Nachtrag 16.9. Wer dem Hinweis von Wal unten auf das Buchprojekt von Robert Schlosser folgt, wird dort äusserst sachdienliche Hinweise (va. S.14ff Punkt V.) finden, wie grosse Teile des nationalen "Aussenhandels" in Wahrheit bloss formell aus Verkäufen und Käufen besteht - in Wahrheit aber die betriebswirtschaftlich optimierte Nutzung diverser Standortvorteile (Lohnniveau, Steuer, Marktnähe) verschiedener Länder (ua. eben der BRD) durch "globalisiert" operierende Unternehmen widerspiegelt, also im VWL-Deutsch die "internationale Arbeitsteilung". Sehr zurecht wirft Robert Schlosser die Grundsatzfrage auf, inwiefern nationale Statistiken mit Bezug auf ein nationales "Gesamtkapital" die ökonomische Realität (zB die Profitrate) aus Sicht dieses Kapitals selbst noch adäquat erfasst - aus Sicht der nationalen Staatsbudgets hat die Sichtweise (die schliesslich wesentlich den gesamten BIP-Kategorienapparat hervorbringt) natürlich weiter ihre Berechtigung.))


    7. ...noch dazu im Zusammenhang mit der Überlegung, dass die Löhne die gesamte Produktpalette nicht kaufen? Sie werden doch darum runtergedrückt, dass das Geld schön bei den Kapitalisten bleibt, damit DIE IHRE Geschäfte miteinander machen, und ihr Kapital produktiver machen können - dafür kaufen sie mit all dem Geld, das die Bevölkerung nicht hat, einander allerhand innovative Porduktionsmittel ab, und rationalisieren noch mehr Arbeitsplätze weg. Was die Konkurrenz der Lohnarbeiter antreibt... ((Wie oft muss eigentlich dran erinnert werden: Kapitalismus ist Wachstum um seiner selbst willen - Arbeiterkonsum ist ein störendes Anhängsel und wie alle andern zu reduzierender Kostenfaktor der immer produktiveren Erzeugung immer produktiverer Produktionsmittel zum Zweck der immer produktiveren uswusw.))


    8. Was abgesehen von früheren Erörterungen hier im Marxforum sonst noch zur Marxschen Hypothese vom "tendenziellen Fall der Profitrate" zu sagen ist, geht eigentlich mehr auf die Grundlagen der Mehrwerttheorie.
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    ((Die nachfolgenden Überlegungen führen vom unmittelbaren Thema weg, sind aber dennoch einschlägig, weil ihre Einbeziehung die Plausibilität der Hypothesen relativiert, die hinter der Interpretation der Statistiken steht, die Konkordanz vorschlägt.))
    Als Hinweis:
    Dass gewissen Mindestanforderungen der Produktivität (sichtbar als Lohnstückkosten) genügt wurde, damit ein Warenanbieter überhaupt an einem Markt Nachfrage auf sein Produkt ziehen kann, ist nach Marx eine allenthalben zu bemerkende NOTWENDIGE Bedingung dafür, dass die die betreffenden Waren erzeugende Arbeit damit auch einen Wert bilden. Hinreichend dafür wäre erst, dass sie sich als Teil der ges.notwendigen Gesamtarbeit gezeigt hat. Das präzisiere ich mal so: ...dass sie zum gesellschaftlichen Re-Produkt und/oder Mehr-Produkt beigetragen hat. Nur Arbeit, die sich in "notwendigen" Produkten verkörpert war notwendige; nur Arbeit, die sich auch in verwenbaren Überschüssen verkörpert, hat zum gesellschaftlichen Mehrprodukt beigetragen und sich somit als Teil der ges. Gesamtmehrarbeit erwiesen. Und nur im Mass, wie das Produkt der betreffenden Branche zum ges.Mehrprodukt etwas beiträgt, kann man dann sagen: jede einzelne in ihr geleistete Arbeitsstunde zerfällt in notwendige und Mehrarbeit. (Der Exploitationsgrad wird demnach nicht nur durch das notwendige Quantum na an Arbeitskraft bestimmt, das verbraucht wird, um ein bestimmtes Quantum a an Arbeitskraft zu produzieren, also das, was von der pro Zeit verfügbaren und reproduzierten Arbeitskraft pro Zeit direkt oder indirekt für ihre eigene Reproduktion verbraucht wird (das kann man ihren Eigenanteil nennen: na/a<1). Sondern es können zur Berechnung dieses Grades nur diejenigen nicht-nötigen Quanten der Branchenarbeit für das betreffende Produkt herangezogen werden, die tatsächlich für Beiträge dieses Produkts zum ges.Mehrprodukt (und von dorther rührender zahlungsfähiger, also aus andern handelbaren Anteilen des Mehrprodukts stammender Nachfrage) verausgabt wurden. Die Werte für den individuellen Explooitatinsgrad, der sich daraus ergibt, für die Rate Mehrprodukt:Gesamtprodukt dieses Branchenprodukts, und den Eigenanteil der (abstrakt genommen) ges. Gesamtarbeitskraft sind normalerweise nie dieselben... (Hier liegt einer der Gründe, warum man vielleicht über die Art der Einwände von Marx gegen Senior, also eigentlich über relativen und absoluten Mehr"wert", nochmal nachdenken muss...)
    Diese eher akademisch (oder "kritikwütig") klingenden Hinweise unter Marx-Lesern beziehen sich natürlich auf die wesentliche Voraussetzung des Profitratenfall-Gesetzes: Dass die Arbeit einzige Quelle von Wert und hier vor allem Mehrwert (Profit) sei. Was sich laut Marx darin zeigen müsste, dass lohnintensive Branchen die primär profitträchtigsten und sekundär ständig mit Überangeboten (oder Schweinezyklen) belasteten sein müssten. Und umgekehrt: kapitalintensive Branchen niedrige Profite haben, und in ihren Märkten tendenziell Unterangebot relativ zur zahlungsbereiten und -fähigen Nachfrage herrscht. Was ausser ihm ("sie wissen es nicht, aber sie tun es") bis heute noch niemand bemerkt haben sollte...? Abgesehen davon, verweisen die eben vorgetragenen Überlegungen auf Probleme, die sogar die uU historisch (in der vor-schwerindustriellen Phase der industreillen Revolution, also etwa der Phase intensiver Mechanisierung der Konsumgüterindustrie, als Maschinen in Handarbeit hergestellt wurden, und extraktive Industrien tatsächlich mit billiger, technisch schlecht ausgestatteter Handarbeit betrieben wurden) einmal tatsächlich korrekte Arbeitswerttheorie auf ihren eigenen Grundlagen hat. Wieviel mehr, wenn sich, nach Etablierung von Schwerindustrie und Produktionsmittel-Hersellung mittels Produktionsmitteln, der "innerste kap.Zirkel" geschlossen hat, und kein einziges Gut mehr gehandelt wird, in dessen Produktion ausschliesslich (angefangen bei seinen Naturvoraussetzugen) Arbeit bzw Verbrauch von Arbeitskraft eingegangen ist. Ich bin der Meinung, dass diese Veränderung in den materiellen Grundlagen der modern-arbeitsteiligen Industrieproduktion die Grundlagen für eine Arbeitswerttheorie zur Erklärung von Tauschwerten und Preisen beseitigt hat, und sie durch eine andere solche (Wert)Theorie ersetzt werden muss. Die hässliche Tatsache der Ausbeutung (der Nichtbestimmung der Lohnarbeiter über Art, Ausmass und Verwendung weder der notwendigen noch der Mehranteile (physischen) ihrer eigenen Produkte) ist in einer solchen Theorie ebenso Gegenstand der Beurteilung wie Kritik wie in der Arbeitswerttheorie. Unter Umständen sogar noch einige hässliche Tatsachen mehr...


  • Danke für deine (wirklich sehr ausführliche) Antwort. Um ehrlich zu sein habe ich das, was du schreibst, mehrmals lesen müssen. Zwar bin ich schon länger dabei; dennoch finde ich, dass das Forum aufgrund der hier gängigen Sprache für Außenstehende recht schwer fassbar sein dürfte. Aber vielleicht ist das auch gar nicht unbedingt der primäre Zweck des Ganzen. Ich jedenfalls finde, dass das Fassbar-machen doch gerade notwendig ist, damit die Materie auch in heutiger Sprache irgendwie breit vermittelt werden kann. Aber natürlich dient das Forum vor allem der Kommunikation unter Kennern; also möchte ich es nicht kritisieren :)


    6.Export findet statt, weil er ein lohnendes Geschäft ist. Wieso vermutest du da einen ZWANG...?


    Naja, "Zwang", weil der rentable Absatz innerhalb der bisherigen (Staats-)Grenzen erschwert wird? Wenn das Anlagevermögen und die Produktivität stärker steigen als die Löhne und Gehälter, können doch die gesamt produzierten Waren/Dienstleistungen gar nicht durch die bisherige Lohnmasse verkauft werden. Natürlich konsumieren auch Unternehmen und deren Besitzer; betrachtet man aber das Volkseinkommen (was ja auch die Unternehmens- und Vermögenseinkommen [teilweise] enthält), so ist auch dieses kleiner als das BIP. Ist diese Nachfragelücke nicht die Ursache für den Drang, über die Eroberung neuer Märkte die innernationalen Probleme zu kompensieren?


    Mir ist das Problem zwischen Kausalität und Korrelation durchaus bewusst. Um die bürgerliche Ökonomie mit marxschen Rahmen zu hinterfragen, bleibt doch aber gar nichts anderes
    übrigt, als die bereits erhobenen Daten der VWL irgendwie zumindest ansatzweise zu nutzen. Welche sollte man sonst nehmen?
    Dass die Profitrate nach Marx nicht derart einfach bestimmt werden kann, wie ich es oben in der Grafik abgebildet habe, ist klar. Aber meine Frage war eigentlich, ob die Problematik so zumindest ansatzweise aufgegriffen wird?


    Eine weitere spannende (und die Profitratentheorie womöglich stützende) Korrelation ist doch, dass selbst die VWL mit steigender Kapitalintensität - also der zunehmenden Kapitalisierung der Arbeit - eine fallende Kapitalproduktivität sieht.


    Kapitalproduktivität vs Kapitalintensität.jpg

  • Hallo K.
    wenn du sagst: " Ich jedenfalls finde, dass das Fassbar-machen doch gerade notwendig ist, damit die Materie auch in heutiger Sprache irgendwie breit vermittelt werden kann ..." dann bin ich ganz bei dir. Ja, ich meine auch, dass unsere Welt, unsere Verhältnisse begreifbar gemacht werden sollen. Ja, ich meine auch, dazu gehören in jedem Fall auch statistische Daten.
    Aber wenn du für dieses Begreifbarmachen forderst: "in heutiger Sprache", dann ist das nicht unbedingt die Sprache der staatlichen Volkswirtschaft. Das ist tatsächlich eine Sprache für Fachleute. Mir selbst sind die Begrifflichkeiten der staatlichen Statistik oft ein Rätsel. Die Sprache der Statistik hat viel Ähnlichkeit mit der juristischen Sprache.
    Ich glaube nicht, dass unsere Verhältnisse begreifbarer werden, wenn man sie in die Sprache der staatlichen Statistik übersetzt.


    Und zweitens: Ich selbst fürchte mich immer noch vor der Größe der Fragestellung, die du hier aufwirfst: Den Fall der Profitrate anhand der staatlichen Statistik schlüssig aufzuzeigen. Ich sehe, dass da schon viele andere gescheitert sind, die von bürgerlicher Volkswirtschaft mehr verstehen oder verstanden haben als ich - angefangen mit der sehr klugen Rosa Luxemburg.


    Ich stelle mir deshalb leichtere Aufgaben:
    Zum Beispiel, ob die Lebensverhältnisse der Lohnarbeiter in den kapitalistischen Metropolen nach 1950 besser geworden sind, (ja sind sie);
    - ob durch diese Besserstellung der Lohnarbeiter die Ausbeutung weniger geworden ist oder gar verschwunden ist (nein, ist sie nicht),
    - ob die Lebensverhältnisse der Lohnarbeiter seit 1980 stagniert sind oder schlechter geworden sind (beides, je nach SChicht),
    - ob die Lebensverhältnisse der Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika in den letzten zwanzig Jahren stagniert haben oder besser geworden sind (Beides, ja nach Schicht), usw.


    Wie ich in dem anderen Thread über das Tableau Économique von Marx ausgeführt habe, sind das Fragen der Reproduktion im Kapitalismus, und diese Fragen interessieren mehr Menschen als die Frage der Akkumulation des Kapitals - und dazu gehört auch die Profitrate.
    Ich vermute fast, dieses Forum ist überfordert mit deiner Fragestellung. Du bist aber nicht allein, mit solchen umfassenden Fragen. Vielleicht kann dir Robert Schlosser weiterhelfen, der ja im Streit dieses Forum verlassen hatte (- vielleicht auch, weil es seinen fundamentalen Fragestellungen nicht genügte??). Er ist in seinem Buchprojekt mit solchen Fragen befasst.


    Gruß Wal

  • Also einerseits bin ich ja auch nicht grad gegen Verständlichkeit... aber Konkordanz, das ist schon eine reichlich verzwickte ökonomische Fachfrage, die du da aufwirfst. Da sollte es vielleicht nicht ganz verwundern, wenn zur Beantwortung sowohl Fachjargon als auch Fachkentnisse - hier der Marxschen Theorie im Kapital Bd1-3, herangezogen werden.
    Mal ganz direkt: Wieso leuchtet dir immer wieder der Verweis nicht ein auf die ständig sich weiterdrehende Spirale der Produktionsmittelproduktion mittels Produktionsmitteln, DIE IN SICH SELBER MÜNDET, und die Selbstzweck ist, eben die kapitalistische Version von "Fortschritt"? Das ist jetzt ich weiss nicht wie oft schon vorgetragen worden, im mesrine thread, dort auch zu hajosli, und auch zu einigen Postings in threads von dir. Natürlich beschwere ich mich nicht, dass ich mich wiederholen soll - bloss: zu dem Gedanken wird irgendwie nie was (nichtmal Ablehnendes oder Kritisches) geäussert - so als wäre er völlig abwegig. Während er für mich so ziemlich die Qintessenz meiner Marxlektüre ausgemacht hat. Da klafft irgendwas auseinander. Könntest du mir, Konkordanz, erklären, wieso Lohnarbeiterkonsum und, vom ökonomischen Standpunkt aus gesehen, auch Staatskonsum (soweit da nicht immerhin investiert wird) NICHT als Abzug von der selbstbezüglichen Produktivitätssteigerung für noch mehr Produktivitätssteigerung angesehen werden können?
    (Das mit dem Export würd ich im übrigen mal nicht dramatisieren - über 200 Mrd Aussenbeitrag (Positiv-Saldo Import Export) ist zwar ein schönes Polster... aber auch nur etwa 1/6 bis 1/7 des Lohnabhängigen-Konsums (ich bezieh mich auf die Beispiele aus der Wikipedia zum Bruttoinlandsprodukt).

  • Hallo K.
    In Ergänzung zu meinem oben Gesagtem: Für meine Zwecke, nämlich um unsere gesellschaftliche Realität verständlicher zu machen, helfen die von dir angeführten statistischen Daten durchaus - auch wenn sie dafür vielleicht nicht ausreichen.
    Anders als Franziska erwarte ich von statistischen und empirischen Daten keinen "ursächlichen Zusammenhang" (Zitat: "beweist nicht den ursächlichen Zusammenhang ....")
    Für mich sind diese und andere statistische Daten Belege für einen plausiblen Erklärungszusammenhang mittels der Marxschen Theorie, Hinweise für einen sinnvollen Erklärungsversuch anhand der Marxschen Theorie.
    Aber darin gebe ich Franziska recht: Diese Daten "beweisen" nicht die prinzipielle Richtigkeit der Marxschen Theorie.


    Die von dir angeführten Daten sind allerdings umso aussagekräftiger und plausibler, als sie mit anderen Daten innerhalb des Marxschen Erklärungszusammenhangs übereinstimmen, zum Beispiel mit der sinkenden Investitionsquote in Deutschland:


    Oder diese Daten aus jüngster Zeit:
    Amerikanischen Großunternehmen kaufen für hunderte Milliarden Dollar ihre eigenen Aktien an der Börse zurück.
    Warum? Weil, wie der "Economist" feststellt: "firms can't find opportunities for profitable Investment...".



    Gruß Wal

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