Abschreibungen und ihre Auswirkung auf die Profitrate

  • Hallo.


    Ich habe wieder einmal eine Laienfrage. Diesmal zum Thema "Abschreibgungen".


    Altvater schreibt: "Die Abschreibungen auf fixes Kapital verringen die Last des Kapitalstocks, so dass selbst geringere Profite eine Steigerung der Profitrate möglich machen" (Altvater)


    Ich verstehe, dass Unternehmen Abschreibungen durchführen um den Verschleiß ihres Kapitalstocks in ihren Bilanzen irgendwie darstellen zu können. Wieso aber kann es zur Steigerung der Profitrate führen? Also okay, wenn bilaniell der Maschinenwert Stück für Stück abgetragen und in einem anderen Konto übertragen wird, dann ist mir schon klar, dass das Verhältnis zwischen den Gewinnen im Verhältnis zu dem so bilanziell geschrumpften Kapitalstock zugunsten der Rendite wächst. Aber: Das Unternehmen hat doch dadurch nicht mehr Geld bzw. finanzielle Möglichkeiten für Investitionen, oder? Wurde es nicht einfach nur anders verbucht? Und welche Rolle hat der Staat dabei? Was hat er von der ganzen Geschichte?

  • Vielleicht denkt er an "schon abgeschriebene" Bestandteile des fixen Kapitals, die aber noch funktionieren und ab da "kostenlos" weiterverwendet werden. Des weiteren... sind Abschreibungen, die als Kosten in tatsächlich realisierten Preisen einberechnet waren, bereits in die Geldform zurückverwandelt - und stehen für Neu-Investitionen zur Verfügung. Oder zur Ausweitung des laufenden Geschäfts. Jedenfalls ist alles Amortisierte und in Geld Zurückverwandelte gegen "moralischen Verschleiss" immun - auch das beruhigt. Und der Staat.. erlaubt den Schnell-Abschreibern, ihre Gewinne (in dieser Phase) kleinzurechnen und das Amortisiert-Abgeschriebene ganz schnell in neue noch produktiovere Anlagen zu stecken, Zeit ist Geld. Oder, wie im Fall der kostenlosen Weiterverwendung, Finanzierungs-Spielräume zu schaffen...
    Mehr fällt mir da im Moment nicht ein, nichts, worauf nicht jeder andre auch kommen könnte. HIer zumindest sind wir ja alle Laien... Kann man Altvater oder Altvater-Kenner nicht direkt fragen?

  • Hallo Franziska,
    deine Antwort zeigt ja schon einige Detailkenntnis.
    Den Altvater fragen? Wozu denn. Steuer- und Buchhaltungstricks gibt es Tausende, und sie verschaffen dem findigen Einzelkapitalisten vielleicht einen kleinen Vorteil, aber sie taugen nie für eine radikale Kapitalismuskritik, denn solche Tricks betreffen nur die Verteilung des geschaffenen Mehrwerts innerhalb der Kapitalistenklasse.
    meint Wal

  • Steuern werden auf den Gewinn gezahlt, ist der kleiner...
    Anlagevermögen was (teil-)abgeschrieben ist, ist immer noch welches, womit als Produktionsmittel Gewinn gemacht werden kann. Abgeschrieben wird ja im wesentlichen nach einem Reglement in Umfang und Zeit, manchmal (mE erheblich seltener) nach wirklicher Nutzung (zb. beim Fuhrpark nach km-Nutzung).
    Ich würde auch nicht meutern, nennt das jemand "versteckte Betriebssubvention" seitens eines Staates.
    Einen s.g. Nachteil gibt es: Die Kreditfähigkeit steht und fällt mit der Höhe des AV, da zählen nur Zahlenreihen, die über den 'Wert' Aussagen treffen.


    Btw. vielleicht etwas hinkend vergleichbar, daß für die Versicherung kein Schrank zu Hause mehr da ist, auch wenn Du da hundertmal immer noch schon was einsortieren kannst...

  • Konkordanz: „Was hat er von der ganzen Geschichte?“


    So wie ich es sehe, eigentlich nichts. Bei den BWLern sind ratenmäßige Abschreibungen, die in die Bilanz als Wertberichtigung des fixen c übernommen und ausgewiesen werden, im Hinblick auf die kaufmännische Vorsicht angesagt, weil damit der normale und moralische Verschleiß buchhalterisch dokumentiert und - der Wertberichtigung entsprechend - der Cashflow für den Ersatz des fixen c erhöht wird. Außerdem kann von Seiten der Kapitalisten damit in steuerlicher Hinsicht ein bisschen manipuliert werden.


    Allgemein auf Kapitalstock und Profitrate bezogen handelt sich aber nur um eine willkürliche Maßnahme, wie die Kapitalisten oder der Staat die Verwertung bzw. Rentabilität des Kapitals zeitabhängig bestimmen wollen. Ob das fixe c gleich am Anfang oder erst am Ende voll oder bis zu seiner Verschrottung in Raten abgeschrieben wird, hat keinerlei Auswirkungen auf das Quantum des durchschnittlichen Kapitalstocks und damit auf die Höhe der durchschnittlichen Profitrate, weil die dabei angewendeten unterschiedlichen Methoden und Zeitpunkte der Abschreibung sich in ihrer Gesamtheit schließlich egalisieren.


    Beste Grüße
    Kim

  • Ich will hier noch anmerken, dass uns das mutmassliche Hauptmotiv für Altvaters Bemerkung hier garnicht auf- und eingefallen ist, nämlich (ich rate da mal) dass durch beschleunigten Umschlag des fixen Kapitals bzw. eben getätigte Abschreibung die so hergestellte "Liquidität" des Unternehmens eingesetzt werde kann, um die Kapazitäten voll auszulasten, also bei gleichem Kapital-Grundstock ohne Zuatzkosten zusammen mit dem erhöhten Roh- und Hilfsstoff-Durchsatz auch mehr Arbeiter in gleicher Frist, in den gleichen, bereits abbezahlten Produktionsanlagen zu beschäftigen, und damit mehr von der (marxistisch gedacht) einzigen Quelle des letztendlichen Profits, der Mehrarbeit "einzusaugen" und damit in gewissem Umfang der "tendenziellen" Belastung der Profitrate durch die steigenden Kostenanteile der "toten" und als solche nicht mehrwertträchtigen Arbeit (konstantes Kapital c) entgegenzuwirken. Sowohl das Problem als auch die Idee, dass es durch Beschleunigung des Umschlags von zirkulierendem Kapital gemildert würde, beruhen auf der marxistischen Erklärung, dass nur Lohnarbeit "Wert" und dann auch "Mehrwert" schafft, somit als einzig mögliche Quelle des Profits fungiert.

  • Da kann ich dir nicht zustimmen, franziska. Abschreibung ist lediglich ein buchungstechnischer Vorgang in der GuV eines Unternehmens, mit dem sich die kapitalistischen Unternehmen ärmer oder reicher rechnen können. Dadurch wird aber keinesfalls ein höherer Umsatz durch schnelleren Umschlag bewirkt, was ja erst die Voraussetzung für einen beschleunigten Umschlag auch des fixen c wäre. Ebenso wenig und deshalb lässt sich aus der Anwendung von Abschreibungen ein erhöhter Durchsatz von Arbeit und zirkulierendem Kapital begründen. Ob man Abschreibungen in der Bilanz ausweist oder nicht, ist aus kapitalkritischer Sicht eigentlich egal, denn sie haben, wie schon gesagt, weder Einfluss auf das allgemeine durchschnittliche fixe c noch auf die allgemeine durchschnittliche Profitrate.


    Nachtrag: Dem, was du in deiner letzten Antwort in diesem Zusammenhang an mesrine geschrieben hast, der Rede von der Kriegskasse, kann ich indessen völlig zustimmen. Und das, die Ansammlung von Liquidität oder die Vergrößerung des Cashflow ,wie die BWLere sagen, ist eben nun mal nur eine buchhalterisch bilanziell dokumentierte Finanzmaßnahme.


    Beste Grüße
    Kim

  • Wie gesagt, Kim, ich rate hier nur, wer immer daran interessiert ist, sollte die betreffenden marxistischen Ökonomen (oder ihre Texte) befragen. Aus "marxistischer" Sicht könnte ein erfolgreich durchgeführter Rückfluss der Auslagen für fixes konstantes Kapital lang vor der üblicherweise erwartbaren Nutzbarkeitsdauer der betreffenden Produktionsmittel - ein Rückfluss, der dann eigentlich eine unproduktive Rücklage bildet - zur eigenfinanzierten Ausweitung (also etwa Verdoppelung) der Auslagen für zirkulierendes c sowie v führen (also etwa Ausschöpfung vorhandener Kapazitäten durch mehrere Schichten) - womit (immer weiter "marxistisch" gesprochen) entsprechend mehr Mehrarbeit eingesogen, und berechnet auf die Gesamtauslage mehr Profit in gleicher Zeit erwirtschaftet würde - was hinausläuft auf eine Art "Hebelung" des anwendbaren Kapitals bei gegebner Grösse des ursprünglich ausgelegten. Die Operation ist riskant, weil dabei ja die Rücklagen für Ersatz des (abgeschriebenen) c erstmal produktiv investiert und durch gesteigerten Absatz wieder reingeholt werden müssen - ob die Nachfrage das hergibt, bleibt dann abzuwarten. Aber wenn sie gelingt, wäre dem Sinken der Profitrate (nach wie vor "marxistisch" gesprochen) -sie sinkt "tendenziell" wegen hoher c-Anteile (org.Zusammensetzung) nicht nur vonseiten des individuellen Kapitals, sondern sogar gesellschaftlich etwas entgegengesetzt - im Sinne der Marxschen Theorie. Es war eine Vermutung zur Frage, was ein Vertreter dieser Theorie wie Altvater mit seinem Gedanken gemeint haben könnte. Wir hatten dieselbe Vermutung hier schon irgendwo, wie ich (ohne nachzuschlagen) meine mich erinnern zu können, in den drei threads über zirkulierendes Kapital usw - dort wurde die Auffassung von Peter Nowak geäussert.
    Auch aus nicht-marxistischer (oder allenfalls marx-ähnlicher) Sicht ist die Frage der Beschleunigung von "Umschlägen" von Teilen des gesellschaftlichen Kapitals von Interesse im Zusammenhang mit der hier immer wieder aufflammenden Debatte über die Aussagekraft des Bruttoinlandsprodukts - Kosten, die vielfach in andern Kosten verschwunden sind, und das im Kreis herum (aber dabei anwachsend, ohne - ausser in Bruchteilen - sich in irgendeiner der in der BIP-Rechnung zum "End- und Verbrauchsprodukt" (das keine Kost mehr sein soll) erklärten Waren niederzuschlagen).

  • Ja, es mag ja sein franziska, dass die der Abschreibung entsprechende einbehaltene Summe für Investitionen eingesetzt wird und damit eine Kapazitätserweiterung stattfindet. Nur finden die nicht wegen der Abschreibung statt, sondern sind, wie du eigentlich schon richtig feststellst, von den Verhältnissen an den Märkten abhängig – und auf die, wie auf die mittel- und langfristige Profitrate haben Abschreibungen allerdings keinen Einfluss. Und deshalb halte ich den Satz von Altvater, so wie er von Konkordanz zitiert wurde, für falsch.


    Auch rein schematisch auf das Verhältnis der Profitrate ( m / c+v ) bezogen hätte Altvater nicht recht, weil ja die Verringerung von c „(Last des Kapitalstocks)“ eine äquivalente Verringerung von m nach sich zöge und damit eine überproportionale Abnahme des Zählers zur Folge hätte, also die Profitrate kurzfristig (kalkulatorisch/buchhalterisch) sogar ab- und nicht zunehmen würde.


    Beste Grüße
    Kim

  • Ich fürchte, da hab ich mich jetzt missverständlich ausgedrückt: Eben nicht die (ursprüngliche) "Auslage" für zirkulierendes Kapital wird erweitert, sondern bloss das ANGEWANDTE zirkulierende Kapital - das ursprünglich überhaupt angelegte Kapital hingegen wird nicht vergrössert, wohl aber der (aus marxistischer Sicht) nun durch vermehrtes "Einsaugen von Mehrarbeit" entstehende Profit, der auf dies ursprünglich angelegte Kapital entfällt - wodurch die Profitrate steigt.

  • Auch wenn Altvater auch das so gemeint haben sollte, franziska, hat das keinen Einfluss auf die Profitrate, weil die Verminderung des fixen c ja einer äquivalenten Erhöhung des zirkulierenden c bzw. von v entspräche. Falls die Märkte eine derartige Anwendung des Cashflows zuließen, wäre c. b. damit eine Erhöhung lediglich der Profitmasse aber keine Steigerung der Profitrate möglich. Ich halte weiterhin daran fest, dass die Einführung der Abschreibungen bei der Untersuchung und Bestimmung der Profitrate nichts bringt und nur Verwirrung stiftet.


    Beste Grüße
    Kim

  • Das mit der Verwirrung könnte stimmen, fürchte ich... bloss: im Rahmen der marxistischen ökonomischen Theorie, rein immanent argumentiert, macht der Gedanke, meine ich, Sinn: die durch Einsatz der "vorzeitig" zurückgeflossenen (bzw in der Kostenkalkulation so angesetzten) Fix-Kapital-Aufwendungen möglichen Zusatz-Investitionen in Roh- und Hilfsstoffe (angewandt-zirkulierendes c zus.) sowie zusätzliche Beschäftigung (v zus.) ermöglicht in der Tat eine Vergrösserung des in gleicher Zeit, mit dem gleichen Produktionsmittelapparat bzw. Gebäuden usw erwirtschafteten Mehrwerts alias Profitmasse -und die Profitrate wird dabei darum grösser, weil diese vergrösserte Masse bezogen wird auf die gleiche Ausgangs-Investition c+v.
    Man lässt da also die Rückflüsse nicht liegen und sich "aufschatzen", bzw. als Bankguthaben via Kredit anderweitig "arbeiten", sondern wendet sie im eigenen Betrieb an. Die Pointe dabei ist, wie so oft in der marxistsichen Theorie, dass die ganze Erklärung ihre Basis darin hat, dass die Lohnarbeit einzige Profitquelle, und die Höhe der gezahlten Löhne damit ausschlaggebend für den erzielten Profit ist. Niemand merkt es zwar - aber, wie allgemein bekannt: "Sie wissen es nicht, aber sie tun es" - die Theorie hat trotzdem recht.

    Anm.
    So beim notorischen Transformationsproblem, beim tendenziellen Fall der Profitrate, und so in der Erklärung des Zustandekommens der (absoluten) Grundrente aus der besonderen Arbeitsintensität der extraktiven Industrien. (Alle drei Thesen haben es mit der Idee zu tun, welche Auswirkungen der Lohnanteil an der Gesamtinvestition - als eigentliche Bestimmungsgrösse des Profits - auf konkrete wirtschaftliche Vorgänge hat: allgegenwärtige Abweichungen von den "eigentlich gesellschaftlich notwendigen" Angebots/Nachfragestrukturen (Ausgleich der individuellen Profitraten zur allgemeinen); generelles Sinken der Profitrate mit (konkurrenz-erzwungenem) technischem Fortschritt (steigendem c-Anteil, steigende Kapitalintensität), durch die "Zutrittsschranke" des Grundeigentums geschützte Extra-Profitabilität der "arbeitsintensiven" extraktiven Industrien (daher kein durch Überangebot bewirktes Sinken dieser Profite in Richtung Durchschnittsprofit; stattdessen wird der Extraprofit vom Grundeigentümer abgeschöpft)
    Alles das sind Konsequenzen der Marxschen Arbeitswerttheorie der Preise.
    Das für mich äusserst Befremdliche an diesen Theoriekonstrukten ist, ich wiederhole es, dass sie ernsthaft behaupten, der Anteil der Löhne an der Gesamtinvestition sei die für den Gesamtgewinn entscheidende Grösse, sogar derart, dass Kapitalisten sich (zwangsläufig) danach richten müssen (etwa indem sie in lohnintensive Branchen gehen und die Extraprofite dort abzuschöpfen versuchen, solang bis es (durch Angebotsüberhänge) keine solchen mehr gibt; oder Extraprofite machen, weil keiner so blöd ist, in kapitalintensive Branchen zu gehen, und man dort darum oligopolistische Preise erzielt...). Niemand sollte das bis heute bemerkt haben?
    Mir ist noch nichtmal klar, ob die so angestrengt abgeleitete Durchschnittsprofitrate überhaupt empirisch nachweisbar ist. Muss man erklären, was es garnicht gibt? Und... Zutrittsschranken zu Märkten gibt es mannigfaltige (zB die nötige Kapitalgrösse ist eine...) - die bürgerliche VWL ist voll von theoretischen Beschreibungen solcher speziellen Markt-Situationen, und wie das Preise beeinflusst. Die Wachstumsraten (des BIP) sinken... warum? Weil die Auslagen für Sach-Kapital pro Arbeitsplatz so hoch sind, verglichen mit dem Lohn? (Ist der BIP-Überschuss überhaupt ein Mass für"Profit"?)

  • franziska: „…im Rahmen der marxistischen ökonomischen Theorie, rein immanent argumentiert, macht der Gedanke, meine ich, Sinn: die durch Einsatz der "vorzeitig" zurückgeflossenen (bzw in der Kostenkalkulation so angesetzten) Fix-Kapital-Aufwendungen möglichen Zusatz-Investitionen in Roh- und Hilfsstoffe (angewandt-zirkulierendes c zus.) sowie zusätzliche Beschäftigung (v zus.) ermöglicht in der Tat eine Vergrösserung des in gleicher Zeit, mit dem gleichen Produktionsmittelapparat bzw. Gebäuden usw erwirtschafteten Mehrwerts alias Profitmasse -und die Profitrate wird dabei darum grösser, weil diese vergrösserte Masse bezogen wird auf die gleiche Ausgangs-Investition c+v.“


    Ja, aber m wird wegen der zu berücksichtigenden Abschreibung kleiner, weshalb deine Aussage nicht absolut stimmt. Die Profitmasse nimmt wegen der erweiterten Produktion zu. Die Profitrate kann indes nur zunehmen, wenn die Mehrwertrate so groß wäre, dass der Mehrwert mindestens das zirkulierende konstante Kapital abdeckt, also (bei reinem Kauf von v) mindestens größer 1 sein müsste. Das ist aber nur selten der Fall. Die allgemeine Mehrwertrate schwankte - nach meinen Schätzungen - von 1980 bis 2011 zwischen etwa 0,3 und 0,55 und auch vorher war sie immer unter 1.


    Es ist verkehrt, denke ich, irreführende Argumentationen von Marxepigonen der marxistischen Theorie anzulasten. Der ganze kaufmännische Quatsch mag Marx selbst wohl einer Betrachtung wert gewesen sein, aber in seine Theorie der Profitrate hat er ihn sicher nicht eingebaut und deshalb lässt sich mit ihm, dem kaufmännischen Quatsch, auch nicht immanent argumentieren und Marxepigonen wie Altvater sollten (falls er das etwa so gemeint haben sollte, wie wir es hier diskutieren) es deshalb lieber bleiben lassen.


    franziska: „Man lässt da also die Rückflüsse nicht liegen und sich "aufschatzen", bzw. als Bankguthaben via Kredit anderweitig "arbeiten", sondern wendet sie im eigenen Betrieb an. Die Pointe dabei ist, wie so oft in der marxistsichen Theorie, dass die ganze Erklärung ihre Basis darin hat, dass die Lohnarbeit einzige Profitquelle, und die Höhe der gezahlten Löhne damit ausschlaggebend für den erzielten Profit ist.“


    Das trifft aber auf den hier besprochenen Fall nicht zu.


    Beste Grüße
    Kim

  • Oje, jetzt müssen wir wohl genauer werden, weiss nicht, ob Anlass und Thema unsern Schreib-Aufwand und den der Leser (falls das überhaupt jemanden interessiert) rechtfertigen...
    Richtig ist dein ebenfalls "Marx-immanent" gedachter Einwand, Kim, dass für eine Erhöhung des Fixkapital-Kost-Übertragungsanteils am Preis der verkauften Ware erstmal bloss das ebenfalls in diesem Preis enthaltene "m" verfügbar ist. Allerdings... wenns mal zusammengekommen ist, kann es eben zum zusätzlichen "Zirkulieren" eingesetzt werden...
    Der Vorteil der beschriebenen buchhalterischen Strategie des "beschleunigten oder hohen Abschreibens" beruht dann auf zwei wesentlichen Voraussetzungen:
    1. Man verbucht in den ersten Phasen (oder für die ersten Kontingente) des Verkaufs einer langfristig angelegten Produktmarke (für die eben auch erhebliche, ebenso lange Fristen hindurch produzierende Maschinen, Gebäude usw anzuschaffen waren) keine Gewinne, behandelt also das reinkommende "m" als zusätzliche Rückzahlung der Auslagen für diese Bestandteile des Produktivvermögens. Das heisst, man versucht erstmal aus der Verlustzone zu kommen und den "break-even-point" zu erreichen (oder ihm möglichst nahezukommen)
    2. Ob, oder ob nicht, man sich durch diese "vorzeitigen" Zusatz-Abschreibungen über die auf die gesamte Frist zu berechnende "Durchschnittsabnutzung" einen Spielraum für die von mir beschriebene Anwendung der so sich bildenden Rückfluss-Masse für Ausweitung der laufenden Produktion eröffnet, hängt dann wohl von sowas wie "Sprungkosten" ab - eine zweite Schicht in einem bestimmten Rhythmus zu fahren, verlangt eben gewisse Minimaleinsätze an Zusatz-Lohn und Roh/Vor/Hilfsprodukten (angewandtem zirkulierendem konstanten Kapital). Da muss wohl schon einiges zurückgeflossen sein. (Aber wenn, s.o., dann kanns auch ZIRKULIEREN, dh. es fliesst eben aus den Zusatz-Erträgen auch immer wieder zurück - vorausgesetzt, der Absatz ist so gross - aber nur dann schöpft man ja auch die Kapazität derart aus...)
    Allerdings könnte man die Strategie ja so erweitern, dass man mal versucht (marxistisch gesprochen), ob man das neue Produkt anfangs auch mal über Wert verkaufen kann (und später, bei der Verramschung, dann unter Wert, sodass sich das ausgleicht). Alles Tricks, um sich durch "vorzeitiges" Reinholen der in jedem Fall nötigen Rückflüsse zum Ersatz des angewandten fixen konstanten Kapitals eine Eigenfinanzierung ENTWEDER von zusätzlicher Kapazitätsauslastung leisten zu können (im besseren Fall), ODER aber (im schlechtesten Fall) die "ökonomische" Lebensdauer der Maschinen durch volle Kapaitätsauslastung zu verkürzen, dh sie sind in Fristen abbezahlt, die kürzer sind als die üblicherweise zu erwartenden Dauern ihrer Funktionsfähigkeit - das eröffnet Spielräume für "vorzeitige" Neuinvestitionen auf dem dann erreichten neuesten technischen Stand (dh Verhinderung von "moralischem Verschleiss").


    In deinen Erwägungen würde die "organische Zusammensetzung" des zirkulierenden Kapitals czirk+v eine gewisse Rolle spielen, und zusätzlich die nach der minimalen technischen Stückelung, die bei einer "Aufstockung" der Produktion (also etwa: wieviel kostet eine Zusatz-Stunde, Zusatzschicht usw) berücksichtigt werden muss - also die Frage (marxistisch gesprochen), ob die von dir genannten Mehrwertraten genügend Spielräume für einen Einsatz der "überdurchschnittlich abgeschriebenen" Fixkapital-Erträge aus aktuellem Warenverkauf eröffnen. Aber... es muss ja nicht gleich Verdoppelung und eine ganze zweite (oder dritte) Schicht sein... Kleinvieh macht auch Mist. (Wobei das eher die Frage der Frist ist, bis zu der man den zusätzlich einzusetzenden Anfangs-Betrag für ab dann selbstlaufendes zirkulierendes Kapital beisammen hat...)
    Ist es soweit und so auseinandergesetzt korrekt?

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