Sport war schon bei den alten Griechen ritualisierter Kampf – und soweit sich größere Menschengruppen daran erfreuten – auch ritualisierter Krieg. Als Linker, erst recht als pazifistischer Linker, sollte mensch den Sport nicht verteufeln. Mittels Sport und mithilfe von Sport werden die teuflischen Adrenalinschübe kanalisiert und „sublimiert“.
Im alten Griechenland waren die großen Sportler noch selbständige Unternehmer, die Training, Trainingspartner und ausgewählte Ernährung noch selbst finanzierten. Falls sie im Namen ihrer Heimatstadt jedoch siegten, bekamen sie reiche Geschenke, geldwertige Privilegien und einflussreiche Folgejobs.
Heutige Sportler sind lupenreine Lohnarbeiter, die sich für Lohn quälen.
Viele Sieger von Sotschi bekommen nicht nur eine Medaille, sondern auch Geld. Einige wenige „sparsame“ Nationen (Norwegen, Schweden,Großbritannien) zahlen keine Prämien für Medaillen.
Sportler aus Deutschland und den USA erhalten für eine Goldmedaille rund 20.000 Euro. Der französische Staat lobt jede Goldmedaille mit 40.000 Euro aus. Eine russische oder ukrainische Goldmedaillengewinnerin darf sich auf gut 80.000 Euro freuen, die teilweise noch von der Heimatstadt aufgestockt wird. Kasachstan zahlt an seine „Goldhähne“ immerhin fast 200.000 Euro aus. Die Chinesen toppen alle. Man weiß allerdings nur, dass sie mehr als alle anderen springen lassen, man kennt aber nicht die genaue Höhe.
Wenn man die Prämien, die bei den Spielen in Sotschi für eine Siegermedaille bezahlt werden, auf die 15 oder 20 Jahre Trainings-/Ausbildungszeit umrechnet, ergibt das einen lächerlich niedrigen Betrag.
Selbst die höchsten Prämien reichen jedoch nicht für eine lebenslange Rente, die für eine freudlose Kindheit und Jugend und einen durch Leistungssport ruinierten Körper ausreichend entschädigt.
Wir fühlen ein gruseliges Schaudern, wenn wir miterleben, wie diese Sportler sich für so wenig Bezahlung so ungeheuer quälen. Kein Zuschauer möchte mit den Sportlern tauschen.
Sportreporter mögen glauben, dass Zuschauer wegen der wenigen Sekunden eines Sieges zuschauen. Das kann gar nicht zutreffen. Bei allen Wettkämpfen, wo Schiedsrichter oder die Uhr über Sieg und Niederlage entscheiden, ist Sieg und Niederlage für uns Zuschauer gar nicht unterscheidbar und bleibt eine bloße Textzeile unterhalb des Bildschirms.
Häufiger als der Sieg sind im Sport die Niederlagen und viel interessanter als der Sieg sind die Unfälle, die es zu sehen gibt. In Sotschi treten 153 Sportler aus Deutschland an. Die Sportfunktionäre rechnen insgesamt mit 30 Medaillen. Also kehren aus Sotschi rund 30 (erste, zweite und dritte) Sieger, aber auch 120 Verlierer nach Deutschland zurück. Wahrscheinlich liegen die Verletzten mit den Siegern gleichauf.
Aristoteles meinte, jedes grausames Drama läutere die Zuschauer.
Ja, die Zuschauer einer Sportveranstaltung erleben ein grausames Drama und gehen geläutert nach Hause: Wir erleben, dass der Sport – wie der Krieg - wenige Gewinner und viele Verlierer hervorbringt.
Wir werden also froh sein, dass wir bloße Zuschauer waren und nicht mitten im Geschehen.
Wir werden froh sein, dass wir uns nicht – wie die Sportler - einem kleinlichen und willkürlichen Regelwerk und voreingenommenen Schiedsrichtern unterwerfen mussten.
Wir werden froh sein, dass wir nicht – wie die Sportler - für wenig Geld unsere Knochen und unsere Gesundheit aufs Spiel setzten.
Das ist die (Schaden)Freude der Sportzuschauer,
meint Wal