Wie geht Antifaschismus?


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    Bis auf einen Aspekt bin ich mit Wal einverstanden. Die Theorie in die Praxis umsetzen, heißt auch eine revolutionäre Massenbasis zu schaffen, eine Vorbedingung des Sozialismus. Beispiele hierfür sind beispielsweise die Pariser Commune oder die spanische Revolution 1931-39, in der sich das Fehlen einer Massenbasis negativ auf die Kräfteverhältnisse auswirkte.

    @Neoprene
    Nur vorweg. Kritik ist keine Art und Weise dem anderen Überlegenheit zu demonstrieren. Kritik ist wichtig um aus den eigenen Fehlern zu lernen oder/ und auch von anderen zu lernen – aber was noch wichtiger ist: notwendige Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen.

    Wie stellst du dir denn den anti-faschistischen Kampf vor, wenn du schon schreibst „so schon mal nicht:“? Du fühlst dich angegriffen aufgrund einer anderen Auffassung über die Faschismus-Theorie. Ja, warum? Wir wissen woher der Satz kam: „Die Freiheit ist immer nur Freiheit des Andersdenkenden.“ Als Kommunist oder Sozialist sollte man auch als gutes Beispiel vorangehen.

    Wo liegen denn eigentlich die Probleme in der sozialistischen Bewegung? Einerseits werden immer wieder trotzkistische Organisationen gegründet, die sich zu alledem noch zur 4. Internationale gehörig fühlen, obwohl sie weder eigene Führer oder Kader ausbildet noch überhaupt eine Akzeptanz in der Arbeiterklasse haben. Die Organisationsstärke der sozialistischen Parteien bringt mit sich maximal ein paar hundert Leute auf die Beine, meist bewegen wir uns jedoch im zweistelligen Bereich. Es gibt kaum kommunistische Arbeiter, die versuchen über die Gewerkschaften bei großen Unternehmen Einfluss auf die Angestellten zu nehmen. Die einzige soz. Partei in Deutschland, die sich kommunistisch nennt, die PSG, hat offenbar nichts besseres zu tun, als über andere politische Gruppen die versuchen etwas aufzubauen herzuziehen und die Politik anderer zu verurteilen. Ganz so wie die bürgerliche Politik dies auch tut – mit Lügen und Polemik (z. B. In Bezug auf die Artikel der LO aus Frankreich).
    Das heißt die sozialistische Bewegung ist auf Weltmaßstab gespalten. Doch anstatt man alle Register zieht, um die Bewegung zu vergrößern und zusammenzuarbeiten, arbeitet die Bewegung insich gegeneinander. Sich zu bekämpfen bringt uns nichts und spielt die Karten eher dem Gegner zu, der an Zeit gewinnt. Revolution will nicht nur gut organisiert, sondern auch vorbereitet sein. Und eine Partei entsteht nicht über Nacht, nicht mal unter revolutionären Bedingungen.

    Nun aber zurück zum Thema. Ich behaupte die Antifa können nicht als Sozialisten, also auch nicht als Kommunisten angesehen werden. Hier gebe ich Wal recht, wenn er schreibt, „erfolgreicher Antifaschismus verteidigt die bürgerliche Demokratie (wie die Stalinisten) und den Rechtsstaat gegen die Versuch, eine terroristische Diktatur zu errichten.“


    Ich hätte dieses Zitat nicht gewählt, da man den Sinn leicht umdrehen kann, aber man kann sehen, dass die Ziele der antifaschistischen Bewegung nicht über die bürgerlichen Eigentumsverhältnisse hinausgehen. Und sie stützen sich auch nicht auf die Arbeiterbewegung oder Schaffung von Selbstverwaltungsstrukturen oder gar mittels Arbeitskämpfen reformistische Vorteile zu erlangen (d. h. Vorteile innerhalb des Parlamentarismus). Sich zum Kommunismus zu bekennen ist schön und gut. Ich halte es jedoch unsinnig jegliche Art von Reformismus abzulehnen (wie einst die Anarchisten mit der Begründung es wäre eine bürgerliche Falle) und nur am Aufbau des Sozialismus zu arbeiten.


    Kampfabteilungen sind gut und wichtig, doch können sie nur den Begleitservice zur Selbstverteidigung der Klasse darstellen.
    Es gibt da einen schönen Spruch, der von meiner Mama sein könnte. „Nicht quatschen, machen!“ Sich zum Kommunismus bekennen hat dem Kapital noch nie geschadet. Erst mit Änderung in den Kräfteverhältnissen zugunsten der soz. Bewegung oder sagen wir Arbeiterbewegung werden die alten und neuen Machthaber nach Mitteln und Wegen suchen ihre ökonomischen Interessen mit Gewalt durchzusetzen. Wie gesagt, die "Feder" kann begünstigend wirken, sie ersetzt jedoch keineswegs die revolutionäre Aktion.


    Ich finde es auch sehr verwerflich einen Stalinisten in Verbindung mit der Einheitsfront in Verbindung zu bringen. Was wir aus der Vergangenheit gelernt haben war, das die Inkompetenz von Stalin dazu geführt hat, dass er im Namen der Klasse die Arbeiterbewegung für seine Zwecke ausgenutzt, geopfert hat, um zweitrangige Vorteile zu erreichen, z. B. Die Erhaltung der Demokratie und der bürgerlichen Eigentumsverhältnisse. Im Nachhinein haben die Bourgeoisien der kapitalistischen Länder bis zum letzten Ende die Zusammenarbeit mit ihm verweigert und auf Kosten der Demokratie mit dem Stalinismus dem Faschismus in die Hände gespielt. Es ist kein Geheimnis das Stalin die Trotzkisten als imperialistische Agenten abgestempelt hatte, um der Arbeiterbewegung dem Stempel einer marxistischen Flachzange aufzudrücken (entschuldigt die Polemik), anstatt ihr ein Programm zu geben.
    Es ist m. E. jedoch unwichtig wie weit links man steht, solange man versucht die Radikaleren zu rev. Aktionen zu bewegen. Das hatte die KPD bei der SPD versäumt und die Theorie des Sozialfaschismus von Stalin übernommen, weshalb der Nationalsozialismus zusammen mit der SPD-Führung triumphierte. Wir sollten selbst endlich anfangen zu denken und dies nicht irgendeiner dritten Person oder gar Organisation überlassen. Selbst eine rev. Organisation kann nur "für bestimmte Zeit" die Führungsrolle übernehmen. Wann sie diese abgeben sollte oder muss, kann nur die Zukunft entscheiden.

  • Entschuldigt bitte, habe aus Versehen ein neues Thema erstellt. Ich wollte eigentlich nur eine Antwort und einige persönliche Ansichten aufschreiben. Die Administration kann gern das Thema löschen und als Antwort verschieben.

  • Hallo Matou_san,
    ob neues Thema oder nicht - die Sache ist ja von einiger Wichtigkeit.
    Ich persönlich halte jedoch die Ansicht, dass Antifaschismus falsch, unnütz oder gar schädlich sei, für - im doppelten Wortsinn - indiskutabel.
    Die damit zusammenhängende Frage: Was ist Faschismus? müsste vielleicht vorher angesprochen werden.
    Ich habe dazu ja einen neuen Thread mit der Kritik am Parteiprogramm der NPD begonnen.


    Gruß Wal