Ungleichstellung der Frau - Global Gender Gap

  • Seit einigen Jahren veröffentlicht das „World Economic Forum“ ein globales Ranking für die Ungleichbehandlung der Frauen. Dabei werden in vier Feldern – Wirtschaft, Staat, Bildung und Gesundheit – die (Nicht)Teilhabe der Frauen dargestellt und kritisiert.
    Aus dem aktuellen „Global Gender Gap Report 2013“ stellt die Grafik die Daten für drei Länder vor. Das äußere, dunklere Feld zeigt die Männerwelt. Das innere, hellere Feld zeigt die Welt der Frauen.
    Deutschland, das hinter den skandinavischen Ländern an 14. Stelle des Rankings steht, weist nach diesem Report so gut wie keine Gender-Unterschiede im Bildungssystem und bei der Gesundheit auf (Frauenteilhabe = 99 von 100). Bei der Teilhabe der Frauen an der Lohnarbeit und den Managementpositionen (76%) meldet der Report einen deutlichen Rückstand. Der Rückstand ist noch deutlicher im Feld Politik/Staat (42%).
    Trotz solcher Gender-Lücken in den kapitalistischen Metropolen, zeigt der Report hier doch eine spürbare Besserstellung der Frauen gegenüber ihren Geschlechtsgenossinnen in den kapitalistischen Entwicklungsländern. Siehe dazu Brasilien und Indien.




    Über die Bewertungen im Einzelnen kann man lange streiten. Aber die Kernaussage des Reports ist wohl unbestreitbar: In den entwickelten kapitalistischen Ländern ist die Lage der Frau besser als in der weniger entwickelten kapitalistischen Peripherie.
    Aus solchen und anderen Vergleichen zwischen Kernzone und Peripherie zieht der entwickelte Kapitalismus nach meiner Ansicht den Hauptteil seiner Legitimation und kann sich dabei sogar auf Friedrich Engels berufen, der meinte: „Der gesellschaftliche Fortschritt lässt sich exakt messen an der gesellschaftlichen Stellung des schönen Geschlechts (die Hässlichen eingeschlossen).“ MEW 32, 583.

    Deshalb finden Vergewaltigungen in Indien und ihre juristische Behandlung hier ein großes Medienecho. Deshalb ist es den deutschen Zeitungen erwähnenswert, wenn in Saudi-Arabien Frauen, die Auto fahren, von der Polizei verhaftet werden.
    Der entwickelte Kapitalismus ist in all diesen Vergleichen das kleinere Übel. Und tatsächlich quälen die Länder der kapitalistischen Peripherie „nicht nur die Entwicklung der kapitalistischen Produktion, sondern auch der Mangel ihrer Entwicklung.“ (Karl Marx, Kapital I, 12).
    So kann es dazu kommen, dass manch linker "Internationalismus" für den Kapitalismus hier eine stabilisierende Wirkung entfaltet.


    Gruß Wal Buchenberg

  • Eigentlich hatte ich erwartet, dass es mehr Wortmeldungen zu diesem Thema gibt. ;(


    Sind die Daten nicht aussagekräftig genug?


    Sind vielleicht folgende Daten aussagekräftiger?:


  • Vielleicht gibt es wenig Bereitschaft hier einzusteigen, weil hinter all dem zuwenig Analyse zu sehen ist. Die wirkliche begriffliche Einordnung der gender-Verhältnisse ist mit den zitierten "Mass"-begriffen, "viel oder wenig Entwicklung", nicht geleistet. Und die Statistiken... würden wohl ausufern, wenn man ausser den absolut groben regionalen Grosszonen (das sind wohl so die Unterteilungen aus UN-Perspektive) Differenzierungen nach Klassen (kommt ja da und dort auch vor), Einkommen, und Gewalt-Bereitschaft generell mit heranziehen würde...

  • Vielleicht gibt es wenig Bereitschaft hier einzusteigen, weil hinter all dem zuwenig Analyse zu sehen ist. Die wirkliche begriffliche Einordnung der gender-Verhältnisse ist mit den zitierten "Mass"-begriffen, "viel oder wenig Entwicklung", nicht geleistet. Und die Statistiken... würden wohl ausufern, wenn man ausser den absolut groben regionalen Grosszonen (das sind wohl so die Unterteilungen aus UN-Perspektive) Differenzierungen nach Klassen (kommt ja da und dort auch vor), Einkommen, und Gewalt-Bereitschaft generell mit heranziehen würde...



    Hallo Franziska,


    ja, das ist ein berechtigter Einwand, dass die Datenlage grob ist.
    Mir kommt es so vor, als läge hier ein ähnlicher Reizpunkt zwischen uns beiden wie bei Frage der Aussagekraft des Bruttoinlandsprodukts BIP.


    Als Fakt bleibt dann aber doch, dass viele Andere aus der grob vorliegenden Datenlage Schlussfolgerungen ziehen und damit Einfluss ausüben, weil (so glaube ich!) diese Schlussfolgerungen aus der Datenlage mit den groben Erfahrungen vieler Menschen übereinstimmen. Und die grobe Erfahrung heißt:
    Der moderne Kapitalismus ist das kleinere Übel.
    Natürlich sind wir Linke außer Stande, die fehlende Datenlage nachzubessern und genauere Daten zu liefern.
    Aber ich glaube nicht, dass wir Linke was bewegen können, wenn wir auf Daten, Zahlen, Diagramme und den Schlussfolgerungen daraus verzichten.
    Gruß Wal

  • ... sondern eher die Unsicherheit hinsichtlich der Kategorien, in denen man das alles analysieren und deuten könnte.
    Und... ich weiss nicht, ob der weltweite Angriff der (kapitalistischen) Moderne auf die Vormoderne noch irgendwelcher Legitimationen ("kleineres Übel") bedarf. Wir arbeiten uns hier doch eigentlich eher am anderen historischen Ende ab: da, wo er das grössere Übel ist. Verglichen mit - was?


    DU hattest eher die internationalistisch auf - unter Druck geratene - vormoderne Idyllen Fixierten im Auge - ich denk eher ans gender-Thema, und wie es im Verlauf der kapitalistischen Moderne (von der wir beinah alle Stadien, wenn auch Zeitraffer-artig beschleunigt, als zeitgenössische Verhältnisse irgendwo auf dem Globus besichtigen können) seine Gesatlt ändert. So sehr, dass man es garnicht mehr erkennt: Das klasssisch Männliche oder Weibliche scheint mir längst in seine (welche sind das?) Bestandteile zerschlagen, und nur in absurdesten Neu-Zusammensetzungen aus Elementen beider klassich-modern-bürgerlicher "genders" wiederzukehren - bei biologischen Männern wie Frauen... Ist das wichtig? Ist das Nebensache ("Neben-Widerspruch")? Die Daten, die eine solche Hypothese bestätigen, müssen wohl erst noch erhoben werden..

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