Schere zwischen Arm und Reich. US-Einkommensteilung zwischen 1917 und 2012

  • Der Kapitalismus in den USA (und auch in Europa) kehrt zu seinen Ursprüngen zurück.
    Das zeigt die US-Einkommensverteilung zwischen 1917 und 2012.



    1917 lag das Jahreseinkommen der obersten 10-Prozent der Einkommensbezieher bei 40 % des Volkseinkommens. Im Gefolge der großen Krise und des Weltkriegs ging der Einkommensanteil der Reichen auf gut 32 % zurück.
    Zwischen 1945 und 1985 lag der „amerikanische Traum“: Lohnabhängige und Kapitaleigner bekamen gleichermaßen Anteil am Wirtschaftswachstum. Die Lebensverhältnisse der Lohnabhängigen verbesserten sich deutlich. Seit 1985 stagnieren die Lohneinkommen, während die Kapitaleinkommen weiter steigen. Dadurch öffnet sich wieder die Schere zwischen Arm und Reich.
    Im Rückblick erscheinen die 40 Jahre der Nachkriegszeit als „goldene Ausnahme“ des amerikanischen Kapitalismus.


    Übrigens sind die linken Erklärungsversuche der „goldenen Epoche“ des Kapitalismus wenig überzeugend. Teils wird die deutliche Verbesserung der Lebensverhältnisse der Lohnarbeiter in der Nachkriegszeit schlicht ignoriert, teils wird sie dem Einfluss der staatssozialistischen Länder zu Gute geschrieben, teils als Erfolg im „Klassenkampf“ gefeiert.


    Dass die Steigerung der Arbeitsproduktivität im Kapitalismus bei gleichzeitigen hohen Wachstumsraten erlaubt, die Konsumtion sowohl der Lohnarbeiter wie der Kapitalisten zu erhöhen, ohne dass sich dadurch an den Ausbeutungsverhältnissen etwas ändert*, davon haben nur Wenige Ahnung,
    meint Wal Buchenberg


    * Siehe dazu im "Kapital I.", Kapitel 15: Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert.

    Ich schaue mit Optimismus in die Zukunft, auch wenn sie ohne mich stattfindet.

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  • Dass die Steigerung der Arbeitsproduktivität im Kapitalismus bei gleichzeitigen hohen Wachstumsraten erlaubt, die Konsumtion sowohl der Lohnarbeiter wie der Kapitalisten zu erhöhen, ohne dass sich dadurch an den Ausbeutungsverhältnissen etwas ändert*, davon haben nur Wenige Ahnung,
    meint Wal Buchenberg

    Hallo Wal,
    ohne es Dir unterstellen zu wollen, erinnert mich das denn doch fatal an das Gesülze von CDU/CSU-Schergen, dass es den Arbeitern gut geht, wenn es den Ausbeutern gut geht. Die Länge der betrachteten Zeit macht es meiner Ansicht nach aber unmöglich, da genauer zu sagen, was genau die Ursache des "Zwischenhochs" in den USA war. In Deutschland zeigt dagegen die Entwicklung nach 1989 klar, dass die Existenz der >sozialistischen< Staaten Einfluss auf das Verhalten der Ausbeuter hatte, denn nach 1989 haben sie ihre Maske fallen lassen und zeigen jetzt unverhohlen ihren Raubtiercharakter.
    Eine mögliche Erklärung wäre aber, dass da ähnliche Mechanismen wirkten wie zu Zeiten des >Wirtschaftswunders< in der >BRD<: Ungebremstes Wirtschaftswachstum bis zur Sättigung des inneren Marktes bei relativem Arbeitskräftemangel. Unter solchen Umständen sind die Ausbeuter gezwungen, Spitzenlöhne zu zahlen.


    Peter Nowak

    "So Ihr aber begehrt, ein wahrer Mann der Wissenschaft zu werden und nicht nur ein schäbiger Handlanger und Experimentator, so beherzigt meinen Rat und beschäftigt Euch mit sämtlichen Zweigen der Naturwissenschaft, einschließlich jenes der Mathematik" (Mary W. Shelly: Frankenstein)

  • Hallo Peter Nowak,
    ich bin da klar anderer Meinung als du.
    Natürlich gibt es diese Erscheinung, dass es den (dort beschäftigten) Lohnarbeitern besser geht, wenn es ihrem Kapitalisten gut geht.
    Bei Marx nachzulesen ist das vor allem unter dem Thema "Extraprofit".
    Andersherum: Wenn es einem Kapitalisten so schlecht geht, dass er bankrott macht, dann stehen seine Lohnarbeiter auf der Straße. Und natürlich ist das eine wirksame Drohung, wenn ein Kapitalist droht, seinen Betrieb oder seine Firma zu schließen. Davon können die Opelaner ebenso ein Lied singen wie die Beschäftigten bei Schlecker usw.


    Was den angeblichen lohnsteigernden Einfluss der staatssozialistischen Ländern angeht, so ist es mir ein Rätsel, wie Lohnarbeiter im Osten, die viel schlechter bezahlt waren als die Lohnarbeiter im Westen einen lohnsteigernden Effekt auf die Arbeiter im Westen haben sollen.
    Ich kenne das nur so, dass niedrige Löhne in einem Sektor eine lohnsenkende Wirkung auf die Löhne in einem benachbarten Sektor haben.
    Und: Wir reden hier zunächst vom US-Kapitalismus. Wer in den USA kümmerte sich jemals um die Lebensverhältnisse in der DDR??


    Gruß Wal

  • Hallo Wal,
    aha, also sind die Ausbeuter genügsame Menschenfreunde, die nur genügend hohe Profite haben müssen, um dann auch den Arbeitern einen Teil zu gönnen? Die Erfahrung zeigt zumindest mir was anderes: Sie kriegen ihren Hals nicht voll (siehe ihr Gesülze über "zu hohe Lohnnebenkosten" zur Erhöhung ihres Profits). Ein Ausbeuter wird niemals freiwillig etwas von seinem Profit abgeben, sondern entweder durch die Umstände (z.B. relativer Arbeitskräftemangel) oder durch den Klassenkampf gezwungen.
    Und kehren wir die Sache doch einfach mal um: Im Moment geht es den deutschen Arbeitern nicht besonders gut, weil sie jahrelangen Reallohnabbau hinnehmen mussten. Nach Deiner Logik müsste es also den Ausbeutern auch schlecht gehen, denn ginge es ihnen gut, dann ginge es auch den Arbeitern gut, so ist doch Deine Argumentation. Den Ausbeutern geht es aber nach offizieller Bekundung keineswegs schlecht, also ist Deine Argumentation ebenso wenig stichhaltig, wie die der schwarzen Pest.
    Peter Nowak

    "So Ihr aber begehrt, ein wahrer Mann der Wissenschaft zu werden und nicht nur ein schäbiger Handlanger und Experimentator, so beherzigt meinen Rat und beschäftigt Euch mit sämtlichen Zweigen der Naturwissenschaft, einschließlich jenes der Mathematik" (Mary W. Shelly: Frankenstein)

  • Hallo Wal,
    aha, also sind die Ausbeuter genügsame Menschenfreunde, die nur genügend hohe Profite haben müssen, um dann auch den Arbeitern einen Teil zu gönnen? Die Erfahrung zeigt zumindest mir was anderes: Sie kriegen ihren Hals nicht voll (siehe ihr Gesülze über "zu hohe Lohnnebenkosten" zur Erhöhung ihres Profits). Ein Ausbeuter wird niemals freiwillig etwas von seinem Profit abgeben, sondern entweder durch die Umstände (z.B. relativer Arbeitskräftemangel) oder durch den Klassenkampf gezwungen.


    Was die Kapitalisten wollen oder nicht wollen, ist für die Kritik des Kapitalismus ziemlich uninteressant. Da ist wichtig, was die Kapitalisten gezwungen sind zu tun.
    Und auch der Klassenkampf findet auf einer ökonomischen Basis statt. Auch das spielt es große Rolle, ob ein Kapitalist oder eine Branche im Aufschwung ist oder im Abschwung oder gar kurz vor der Pleite.


    Und kehren wir die Sache doch einfach mal um: Im Moment geht es den deutschen Arbeitern nicht besonders gut, weil sie jahrelangen Reallohnabbau hinnehmen mussten. Nach Deiner Logik müsste es also den Ausbeutern auch schlecht gehen, denn ginge es ihnen gut, dann ginge es auch den Arbeitern gut, so ist doch Deine Argumentation. Den Ausbeutern geht es aber nach offizieller Bekundung keineswegs schlecht, also ist Deine Argumentation ebenso wenig stichhaltig, wie die der schwarzen Pest.
    Peter Nowak


    Ja, ich bin durchaus der Meinung, dass es den Kapitalisten in den kapitalistischen Metropolen lange nicht mehr so gut geht wie früher. Dazu habe ich immer wieder Daten und Faktenhier publiziert. Als Linker sollte man aber mindestens die Wirtschaftswachstumsraten kennen. (Siehe Grafik unten). Die Wachstumsrate hängt teils direkt, teils indirekt von der Entwicklung der allgemeinen Profitrat ab. Allerdings wird die Krise des Metropolen-Kapitalismus noch dadurch verdeckt und vernebelt, dass die Profite der großen Konzerne im Ausland sprudeln.
    Gruß Wal

  • Hallo Wal,
    Dein Statement geht an meiner Aussage vorbei. Immerhin, ich traue zwar mit Churchill keiner Statistik, es sei denn, ich habe sie selbst gefälscht. Dein Schaubild zeigt aber trotzdem, dass meine Aussage richtig ist. Die schwarze Linie zeigt nämlich die WACHSTUMSRATE!!! Das ist natürlich geschickt gemacht, denn da die anderen Linien die absoluten Entwicklungen zeigen, sieht es tatsächlich so aus, als würden unsere armen Ausbeuter am Hungertuch nagen. Tatsache ist aber, sie haben immer noch Zuwachsraten. Ein Jammer nur, dass da nicht die absolute Entwicklung dargestellt ist, denn ob die Kurve steiler oder flacher hoch geht, geht mir kalt am ... na Du weisst schon vorbei.
    Peter Nowak

    "So Ihr aber begehrt, ein wahrer Mann der Wissenschaft zu werden und nicht nur ein schäbiger Handlanger und Experimentator, so beherzigt meinen Rat und beschäftigt Euch mit sämtlichen Zweigen der Naturwissenschaft, einschließlich jenes der Mathematik" (Mary W. Shelly: Frankenstein)

  • Hallo Wal,
    Tatsache ist aber, sie haben immer noch Zuwachsraten. ... ob die Kurve steiler oder flacher hoch geht, geht mir kalt am ... na Du weisst schon vorbei.
    Peter Nowak


    Hallo Peter Nowak,
    Dann ist dir halt die Höhe der Profitrate (und damit auch die Höhe der Wachstumsrate) egal.
    Den Kapitalisten ist das nicht egal, und den Lohnarbeitern auch nicht. Und deshalb ist es auch mir nicht egal.


    Gruß Wal

  • Hallo Wal,
    Du Schreibst:
    "Dann ist dir halt die Höhe der Profitrate (und damit auch die Höhe der Wachstumsrate) egal"
    Die Profitrate ist weder mit der Wachstumsrate identisch noch ist die Wachstumsrate von der Profitrate abhängig. Die Wachstumsrate muss nicht unbedingt auf die Einführung neuer Technologie zurückzuführen sein, sie kann auch durch blosse Ausdehnung der Produktion entstehen oder durch mehr Ausbeuter. Sie zeigt nämlich einfach an, wieviel Warenprodukte und Dienstleistungen gesellschaftlich prozentual mehr (oder weniger) produziert wurden als im Jahr zuvor, mehre nicht.
    Sag mal, fehlen da nicht Beiträge? Wir waren doch hier schon weiter.
    Peter Nowak

    "So Ihr aber begehrt, ein wahrer Mann der Wissenschaft zu werden und nicht nur ein schäbiger Handlanger und Experimentator, so beherzigt meinen Rat und beschäftigt Euch mit sämtlichen Zweigen der Naturwissenschaft, einschließlich jenes der Mathematik" (Mary W. Shelly: Frankenstein)

  • Hallo Wal,
    Du Schreibst:
    "Dann ist dir halt die Höhe der Profitrate (und damit auch die Höhe der Wachstumsrate) egal"
    Die Profitrate ist weder mit der Wachstumsrate identisch noch ist die Wachstumsrate von der Profitrate abhängig. Die Wachstumsrate muss nicht unbedingt auf die Einführung neuer Technologie zurückzuführen sein, sie kann auch durch blosse Ausdehnung der Produktion entstehen oder durch mehr Ausbeuter. Sie zeigt nämlich einfach an, wieviel Warenprodukte und Dienstleistungen gesellschaftlich prozentual mehr (oder weniger) produziert wurden als im Jahr zuvor, mehre nicht.

    Hallo Peter,
    Nein, Wachstumsrate und Profitrate sind nicht identisch, aber die allgemeine Profitrate ist die treibende Kraft der Wachstumsrate. Wo die Profitrate hoch ist, erweitern die Kapitalisten die Produktion. Wo die Profitrate niedrig ist, schränken sie ihre Produktion ein. Deshalb kann man umgekehrt schließen: Wo die Wachstumsrate (1950 - 1970) hoch ist, ist höchstwahrscheinlich die Profitrate hoch. Und wo die Wachstumsrate niedrig ist (1990 - 2013), ist höchstwahrscheinlich die Profitrate niedrig.


    Sag mal, fehlen da nicht Beiträge? Wir waren doch hier schon weiter.
    Peter Nowak

    Die Fragestellung, wie man die Profitrate berechnet, wurde 1 : 1 in einen eigenen Thread verschoben.
    Gruß Wal

  • Hallo Wal,
    ja habe ich inzwischen auch festgestellt. Dann solltest Du aber an der Stelle des Cuts einen Hinweis geben, dass der weitere Thread verschoben wurde unter das Thema ...
    Peter Nowak

    "So Ihr aber begehrt, ein wahrer Mann der Wissenschaft zu werden und nicht nur ein schäbiger Handlanger und Experimentator, so beherzigt meinen Rat und beschäftigt Euch mit sämtlichen Zweigen der Naturwissenschaft, einschließlich jenes der Mathematik" (Mary W. Shelly: Frankenstein)

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