Kapitalexport nach Griechenland

  • Heyhey


    Meine VerständnisFrage bezieht sich auf den deutschen Kapitalexport nach Griechenland:


    Nun ist es doch so, dass Deutschland einen zu starken Exportüberschuss hat und demnach das Kapital (auch) aus Griechenland abzieht, um es im hiesigen Lande zu verbuchen, richtig? Der dadurch anwachsende Kapitalüberschuss sucht nach Renditen und findet sie nicht im ausreichenden Maße in Deutschland; daher wird Kapital exportiert. Das heißt, dass das Geld, was Griechenland für die aus Deutschland importierten Güter bezahlt hat und nun hier "rum liegt", als Kredite nach Griechenland zurück gehen werden. Diese werden natürlich mit Zinsen zurück gezahlt und die deutschen Unternehmen profitieren.


    Gibt es Statistiken die diese Annahmen untermauern?
    Welche Formen dieses notwendigen Kapitalexports gibt es?
    Ist es nicht so, dass dieser Kapitalexport auch deshalb erfolgen muss, weil ein Zuviel an Kapital in einem Land Druck auf die Währung ausübt und daher exportiert werden muss? Wie verhält sich dies denn dann im Euroland? Könnte es Deutschland dann nicht fast egal sein wieviel Euro es angezogen hat?
    Gibt Deutschland mit diesen Krediten auch Strukturanpassungsprogramme vor?
    Oder werden diese Strukturanpassungsprogramme ausschließlich über EU- Vorgaben gemacht?


    Besten Dank!

  • "Deutsche Unternehmen sind in Griechenland vor allem in Einzelhandel und Pharmaindustrie engagiert. Deutschland ist mit einem Handelsvolumen von über 6,1 Mrd. Euro vor Italien Griechenlands wichtigster Handelspartner. Deutsche Unternehmen zählen zu den wichtigsten ausländischen Investoren. Die Deutsche Telekom erwarb in den vergangenen zwei Jahren schrittweise einen insgesamt 40-prozentigen Anteil am halbstaatlichen griechischen Telekommunikationskonzern OTE. Neben den seit vielen Jahren in Griechenland tätigen Unternehmen wie Siemens, Bayer u.a. sind in den letzten Jahren verstärkt Einzelhandelsunternehmen wie Lidl und Media-Saturn dazu gekommen. Wichtige Infrastrukturprojekte - wie die Athener U-Bahn und der Athener Flughafen - wurden mit Hilfe deutscher Unternehmen ausgeführt. Die 164 in Griechenland ansässigen deutschen Unternehmen stellen ca. 35.000 Arbeitsplätze und erwirtschaften ca. 9 Mrd. Euro (Stand 2012)".


    Quelle: Auswärtiges Amt


    Man sollte aber die Größenverhältnisse zwischen Griechenland und Deutschland nicht außer Acht lassen. Die Wirtschaftskraft Griechenlands entspricht ungefähr der Wirtschaftskraft des Bundeslandes Hessen.
    Und wie ich in meinem Text "Deutschland - Europas zögerliche Vormacht" gezeigt habe, gibt es unter deutschen Kapitalisten einen aktuellen Trend, sich wirtschaftlich aus der EU zurückzuziehen und sich noch stärker auf die "Emerging Markets" in Asien und Lateinamerika zu konzentrieren. Mit diesen und in diesen großen kapitalistischen Entwicklungsländern ist mehr Profit zu machen als mit dem kleinen Schulden- und Pleitenstaat Griechenland. Ich denke, es geht im Falle Griechenlands den deutschen Gläubigerbanken weniger darum, sich in und mit Griechenland zu bereichern, als vielmehr ihre notleidenden Griechenland-Kredite zu retten und ihre Kreditausfälle möglichst gering zu halten.



    Gruß Wal

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