Dieser Text ist ein übernommener Beitrag (von mir) aus einer Diskussion bei Neoprene.
Ich halte die Konzentration auf die Entwicklung von Kommunen auf die Gegenwart bezogen für ein richtiges Konzept. Auf den Übergang bezogen bleibt es aber nur ein Teilkonzept. Gegenwärtig ergibt sich für diese Bewegung aus meiner Sicht, die sich wohl von franziska’s unterscheidet, folgende Fragestellung:
Ist mit der Gründung einer Kommune nicht sowohl die Eigentumsform als auch die Wertform (innerhalb der Kommune) aufgehoben? Und sollte mit dem Wegfall der Wertform nun das Verhältnis zwischen den Kommunarden nicht auf menschlichen Beziehungen beruhen? Wenn es so ist, dann dürfte es eigentlich, wenn wir einmal von gewissen menschlichen Schwächen absehen, zu keinen nennenswerten Problemen zwischen den Kommunarden kommen.
Aber die Wertform besteht noch außerhalb der Kommune und wirkt in sie hinein. Liegt da nicht der Haken, warum es mit den Kommunen einfach nicht klappen will? Müssten die Kommunarden sich nicht darüber bewusste sein, dass es bei der Gründung einer Kommune nicht darum gehen kann, sich subjektiv der vom Kapitalismus aufgezwungenen Not zu entziehen zu wollen, sondern seine Entscheidung als einen Akt zur Aufhebung der allgemeinen Not der Lohnarbeiter zu begreifen .
Würde das Leben in solchen Kommunen nämlich so verstanden, sich mit ihrer Gründung das persönliche Leben zu erleichtern, entstehen daraus lediglich Gemeinschaften, in die die Not verlagert worden ist und von nun an selbst verwaltet wird. Damit kann, obwohl in der Kommune nicht mehr für Wert gearbeitet wird, die menschliche Arbeit nicht die Rolle übernehmen, die ihr geschichtlich zufällt, nämlich die Menschen aus der Not zu befreien. Statt befreiend zu wirken, dient auf Dauer nur noch, wenn überhaupt, der Befriedigung der Grundbedürfnisse und wird, nicht anders wie bei der Produktion für Wert, zur täglichen Last. Es wäre also nichts gewonnen, weder für die Emanzipation der Lohnarbeiter noch für den Fortschritt der Menschheit.
Ich meine also, dass erst einmal das Wertproblem erkannt sein müsste, bevor wir zur kapitalistisch organisierten Arbeit schreiten, die ihn ihrer aktuellen Form als Lohnarbeit, sicher nicht als eine Übergangsform in Frage kommt. Ja man muss, bevor man auf alle Unterformen - Industrie, Arbeitsteilung, Dienstleistung u. a. – zu sprechen kommt, erst einmal als nächsten Schritt angehen und begreifen, dass sie natürlich alle anderen Formen der Arbeitsorganisation beeinflusst. Entfällt die Lohnarbeit stellen sich mit einem Schlag so viele Funktionen, vor allem die unter kapitalistischen Bedingungen notwendigen Überwachungsfunktionen als überflüssig heraus und die Schwierigkeiten der Arbeitsorganisation beschränken sich nur noch auf das Problem der Kenntnisvermittlung und Koordination. Hat man das begriffen,
stellt sich die Lohnarbeit als anachronistische Form der gesellschaftlichen Arbeit dar, die sich dem Fortschritt der Menschen in den Weg stellt, weil die Arbeit unter ihrer Form, durch die auferlegten Zwänge, die Lebensverhältnisse der Menschen zunehmend schädigt und ruiniert.
Sind Form von Wert und Lohnarbeit aufgehoben, können sich die durch die industrielle Produktion bestimmten Notwendigkeiten nur dann gegen die Bedürfnisse der Menschen wenden, wenn a) die Gesellschaft von einem allgemeinen kulturellem (technischen) Unwissen bestimmt wäre, wenn b) die Organisierbarkeit der Zusammenhänge einem Spezialistentum überlassen würde und wenn c) die Entscheidungsprozesse hinsichtlich Bedürfnis und Produktion den Kommunarden entzogen wären.
Wäre a) gegeben, würde das niedrige kulturelle Niveau zu vielen Unverständnissen führen, die Raum für Interpretationen und irrationale Beeinflussung zuließe. In einer solchen, durch Zufall und Absicht bestimmten Welt, werden sich stets gewitzte Figuren oder Gruppen finden, die aus der Unverstandenheit Vorteile zu ihren Gunsten ziehen. Ähnliches gilt für die in b) und c) von der gesellschaftlichen Produktion getrennten Personen. Diesen Personen und Gruppen ginge es, wie heute den Kapitalisten und ihren Nutznießern, darum, ihre Privilegien durch Macht abzusichern, um damit ihr privilegiertes Leben verfeinern und in immer größerem Luxus leben zu können.
Sind also Wert und Lohnarbeit aufgehoben und liegen diese drei Voraussetzungen nicht vor, ist die Frage zu stellen, ob wegen der Form der industriellen Produktion die emanzipatorische Funktion der Arbeit dennoch nicht vollzogen werden kann, weil diese Form durch die massive Anwendung von Technik (Maschinen, Hochtechnologie) eine menschliche Beziehung zwischen den Menschen unmöglich macht. Die Beziehungen müssen dann über Institutionen (Behörden, Verwaltungen) und umständliche Verfahren (Abstimmung, Repräsentation usw.) hergestellt werden, die neben der Zeit- und Ressourcenverschwendung jederzeit die Gefahr bergen, missbraucht werden zu können und sich als Instrumente gegen die Lebensverhältnisse der Menschen richten können.
Kim