Von Marx lernen

Hey,
da ich mich gerade mit Marx beschäftige habe mir die Marx/Engels-Werke (MEW) angeguckt aber 48 Bände á 1000 Seiten sind doch ziemlich zeitintensiv zu lesen und auch nicht gerade billig.

Habe bisher "Lohnarbeit und Kapital" & "Manifest der kommunistischen Partei" im Orginal gelesen.
Beschäftigt habe ich mich außerdem mich mit der Mehrwerttheorie, dem Materialismus, der Entwicklung der Gesellschaft über den Sozialismus zum Kommunismus hin und über Marxs Religionskritik. Zudem hab ich gefühlte 1000 Internetseiten durchgelesen.

Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass mir noch einiges fehlt.
Deshalb bin ich im Moment auf der Suche, nach einem Buch/Internetseite, wo ich möglichst alles (und möglichst unverfälscht) etwas knapper finde, ohne 3-4 Jahre lesen zu müssen.

Wäre dankbar für Tipps

Gruß

Schön, dass ihr sogar beide das gleiche empfehlt. Dann werde mir das mal die nächsten Tage bestellen.

Danke für die schnelle Antwort.

Als Anfänger habe ich mich ebenfalls nach einer leicht veständlichen Einführung umgeschaut. Zufällig bin ich auf auf Erhart Löhnbergs zweiteilige Einführung auf das Kapital gestoßen. Dieses lese ich entsprechend den Kapiteln parallel zum Hauptwerk. Das hat mir bis jetzt unglaublich gut weitergeholfen.

Leider wird diese Einführung nicht mehr verlegt. Über Booklooker sind beide Bände aber problemlo und kostengünstig zu erwerben.

Es gibt durchaus Leute (und Marx gehörte wohl selbst dazu), die (wie es marszenner oben nahelegt) davon ausgehen, dass das Gesamt-Werk von Marx, speziell "Das Kapital", auf dem "Wissen(schaft)sgebiet", von dem zu handeln es beansprucht ("(Wissenschaftliche) (Kritik der) Politische(n) Ökonomie"), ungefähr dieselbe Position einnimmt wie die Werke von Newton oder Euklid auf jeweils ihrem: Bahnbrechende Grundlagenwerke, deren Stoff ab dann Standard wird und in den Lehrbüchern der betreffenden Fächer, besser und eingängiger aufbereitet als in den Werken der Pioniere, dargeboten wird.
Derartiges wird auch von andern Theoretikern behauptet, Kant etwa, dessen Bücher von "Kantianern" ungefähr genauso als Lehrbücher DER (Transzendental)Philosophie behandelt werden wie die Marxschen Schriften von "Marxisten".
Tatsächlich betritt man in diesen Fällen etwas, das das literarischer Pendant darstellt zu: Gross-Baustelle, Ruinenlandschaft, Trümmerfeld, Rohbau, Planskizze.. uvam, die Bilder gehen da nicht so schnell aus.
Es gibt kaum etwas Substanzielles in diesem Werk, das nicht umstritten ist. Darum waren die Hinweise oben, dass die Erklärer IHRE Version liefern, noch harmlos oder verbrämt: Wer Marx "darstellt", interpretiert.
Man kann es auch so sagen: Falls da je etwas Unumstrittenes am Entstehen sein sollte, hat es das Euklidsche und Newtonsche Reifungsstadium seiner Entwicklung noch nicht erreicht. (Ich wage zu behaupten: Für alles, das mit Sozial- und Geisteswissnschaft, schliesslich auch Philosophie zu tun hat, gilt das derzeit...)
Das ist schwer zu begreifen für Leute (ich hab selbst dazu gezählt), die damit rechnen, dass aller Wissens-Stoff längst aufbereitet ist, vor allem, wenn er so bekannt und berühmt ist (wieso würde sonst soviel davon hergemacht?).

Ich persönlich ziehe es daher seit langem vor, wenn Leute die Argumente, die ihnen einleuchten, jederzeit selber aussprechen und vortragen (und den Verweis auf Quellen, wenn überhaupt, als Fussnote behandeln). Aber gut. Andre sind da anders...

M.E. wäre ein am Originalwerk- ohne brauchbare und reichliche Sekundärliteratur -bleiben, ein hoffnungsloses und zum Scheitern verurteiltes Unterfangen, da dieses ja einen ähnlichen großen Wissens- und Bildungsstand und Hintergrund wie Marx ihn hatte, als Vorbedingung für das Verstehen voraussetzten würde, welcher aber nicht als Voraussetzung gelten kann, sonst wäre die Frage nach zusätzlicher Literatur überflüssig, ja die Literatur über Marx wäre eigentlich überflüssig.

Ich würde mir also je nach Schwerpunkt und Gewichtung Deiner Annäherung, neben den Dir
wichtigen Originalwerken, auch sehr gute und reichliche Sekundärliteratur besorgen, die Dich zu Marx führen und Dir aber auch einen neuen, noch nicht erahnten oder gedachten Blick darauf ermöglichen, also Deinen jetzigen Blick und Dein jetziges Verständnis erweitern und vertiefen; natürlich ist hierbei der Schmerz über die Revision der eigenen Vorstellungen und Meinungen, ein notwendiger Schmerz auf dem Weg der Erkenntnis.

Der Grund Deiner Beschäftigung mit Marx – was Dich zu ihm trieb - ist also wichtig, muss man kennen, um in der großen Auswahl der Literatur, die für Dich benötigten und vielleicht brauchbaren, sinnvollen Bücher zu finden.

Gruß auf dem Weg Deiner Odyssee