Zehn Jahre dauernder Streik endet ohne greifbaren Erfolg

  • Zehn Jahre haben rund 100 von 130 Lohnarbeiter des angesehenen Congress-Plaza Hotel in Chicago-City aktiv für einen Tarifvertrag gestreikt, der in allen anderen großen Hotels Chicagos gültig war. Zehn Jahre lang erhielten sie Streikunterstützung von ihrer Gewerkschaft und marschierten mit Streikplakaten vor „ihrem“ Hotel auf – ohne Erfolg.




    Nach zehn Jahren gaben die Streikenden auf, und sind zum alten Lohntarif von 2002 wieder an die alten Arbeitsplätze zurückgekehrt. Soviel zum Thema „mit der Waffe des Streiks können Lohnarbeiter alles durchsetzen“.
    Die einfache Sicht auf die Einkommensverhältnisse macht klar, dass ein normaler Kapitalist länger ohne die Lohnarbeiter aushalten kann als die Lohnarbeiter ohne die Lohnzahlungen des Kapitalisten. Und selbst wenn die Gewerkschaft einen Streik wie in diesem Fall bedingungslos unterstützt, ist das keine Garantie für den Erfolg der Lohnarbeiter.

    Die sichtbaren und zählbaren Erfolge eines Streiks sind jedoch nicht das Einzige, was zählt:
    „Es gibt eine Kategorie von Linken und sogar von Sozialisten, die Streiks als sehr schädlich für die Interessen des ,Arbeiters selbst‘ erachten und die ihre Hauptaufgabe darin sehen, eine Methode zu finden, ständige Durchschnittslöhne zu sichern. Abgesehen davon, dass die Tatsache des industriellen Zyklus mit seinen verschiedenen Phasen alle solche Durchschnittslöhne unmöglich macht, bin ich ganz im Gegenteil davon überzeugt, dass das aufeinander folgende Steigen und Fallen der Löhne und die ständigen daraus resultierenden Konflikte zwischen Fabrikanten und Arbeitern in der gegenwärtigen Organisation der Produktion die unerlässlichen Mittel sind, den Kampfgeist der Arbeiterklasse lebendig zu halten, diese in einer einzigen großen Vereinigung gegen die Übergriffe der herrschenden Klasse zusammenzufassen und sie davon abzuhalten, zu Mitleid heischenden, gedankenlosen, mehr oder weniger gut genährten Produktionsinstrumenten zu werden. In einer Gesellschaftsordnung, die auf dem Antagonismus der Klassen beruht, müssen wir, wenn wir die Sklaverei nicht nur in Worten, sondern auch in Taten verhüten wollen, den Kampf aufnehmen. Um den Wert von Streiks und Koalitionen richtig zu würdigen, dürfen wir uns nicht durch die scheinbare Bedeutungslosigkeit ihrer ökonomischen Resultate täuschen lassen, sondern müssen vor allen Dingen ihre moralischen und politischen Auswirkungen im Auge behalten. Ohne die längeren aufeinander folgenden Phasen von Abspannung, Prosperität, Aufschwung, Krise und Elend, welche die moderne Industrie in periodisch wiederkehrenden Zyklen durchläuft, mit dem daraus resultierenden Auf und Ab der Löhne sowie dem ständigen Kampf zwischen Fabrikanten und Arbeitern, der in genauer Übereinstimmung mit jenen Schwankungen in den Löhnen und Profiten verläuft, würde die Arbeiterklasse Großbritanniens und ganz Europas eine niedergedrückte, charakterschwache, verbrauchte, unterwürfige Masse sein, deren Emanzipation aus eigener Kraft sich als ebenso unmöglich erweisen würde wie die der Sklaven des antiken Griechenlands und Roms.“ K. Marx, Russische Politik, MEW 9, 170f .


    aktueller Spiegelbericht (deutsch)


    Streikbericht nach 8 Jahren (englisch)

    Gruß Wal

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