Im Feynsinn-Forum befasst sich flatter mit Drogenkonsum.
Zitat: "Einer der erschütternden Belege für
die politische Dummheit vieler Zeitegnossen ist die Illegalisierung von
"Drogen"...
Mag sein, dass ich zu den "politisch dummen Zeitgenossen" zähle, aber ich bin keineswegs für freien Zugang zu Drogen (ohne Gänsefüßchen). Was mir vorschwebt, ist die Gleichbehandlung aller Drogenkranken - nämlich dass mensch, der den eigenen Drogenkonsum nicht unter eigener Kontrolle hat, den Anspruch hat, als KRANK angesehen und behandelt zu werden wie andere Kranken auch, aber eben NICHT als Straftäter. Bei Alkohol wird das allgemein so gehandhabt. Es macht wenig Sinn, das bei Tabak, Hasch oder Heroin anders zu handhaben. Das wäre mir das Wichtigste. Wie man mit den Drogenhändlern umgeht, ist mir eher egal.
Vielleicht würde bei heftigen Drogen ein legaler Zugang über Verschreibungspflicht und Mindestalter genügen.
Gruß Wal
pfeilregen
Apropos Unterstellung: Wenn jemand Realpolitik und die Sachzwänge der Gesellschaftsordnung ablehnt und abschaffen will, dann wird das von dir mit dem Plädoyer für Passivität gleichgesetzt („die Hände in den Schoß legen“). Und das gerade aus dem Munde eines überzeugten Marxisten?
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Wer ausgerechnet vernichtende marxistische Kapitalismuskritik vertritt und die Gründe der Übel für die arbeitende Mehrheit in dem Gesellschaftssystem verortet, wie kommt ausgerechnet er dann auf den verkehrten Schluss, man solle sich (von mir aus: auch) in dem Ausbeutersystem bewähren und sein politisches Engagement für revisionistische Verbesserungen aufbringen? Wo die Klassengesellschaft als Ursache der Interessensbeschädigung erklärt wurde, soll sie praktisch wiederum das Gegenteil darstellen, als das ureigene Lebensmittel der Unterdrückten zu ihrer Interessensbefriedigung, für die man sich politisch aktivieren soll.
Als ob dir nicht längst bekannt sein muss, dass die Durchsetzung kapitalismuskonformer Interessen der Lohnarbeiter sofort auf Widersprüche des Kapitalismus stoßen und neue Schäden wie Konflikte an anderer Stelle zur Folge haben. Etwa können hohe Ansprüche der Arbeiter ganz schnell die Abwanderung des Kapitals in Billiglohn-Länder zur Folge haben, womit dann die Erwerbsarbeit für sie gänzlich ausfällt. In deiner kurzen Beschreibung der Lohnabhängigen als Einheit, fällt die ganze Konkurrenz derselben unter den Tisch, wo der Vorteil des einen gar nicht den Nutzen aller impliziert. Stammbelegschaft, prekärer Rand, Arbeitslose, Rentner, die Stände der Berufshierarchie, die nationalen Werktätigen innerhalb der internationalen Konkurrenz usw. – die Lohnabhängigen im Kapitalismus haben in ihren sozialen Rollen gar nicht dieselben gesellschaftlichen Interessen, die sich zu einem Gemeininteresse herausbilden könnten, sondern stehen selbst wieder im immerwährenden konkurrierenden Gegensatz.
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Interessant und exemplarisch ist auch dein Vorschlag zur Drogenpolitik, gerade mit einer voreingenommen konstruktiven Sichtweise wird der Grund für das Übel ignoriert. Anstatt sich bloß über die Behandlung bereits entstandener Schäden an der Gesundheit von Leuten Gedanken zu machen, könnte man einmal die Gründe erklären, woher diese Schäden rühren. Wie kommt es zum Beispiel dazu, dass sich Leute im Kapitalismus dauernd die Birne vernebeln (oder sie aufpushen) und dadurch gesundheitlichen Schaden in Kauf nehmen? Ein Erklärungs-Vorschlag:
Lohnabhängige betäuben sich regelmäßig mit Alkohol oder gar härteren Drogen, um ihr elendes Arbeitsleben auszuhalten – und zumeist das enttäuschte Familienglück daheim, das des Bürgers kompensatorischer Lebenszweck in der Privatsphäre darstellen soll. Karrieristen unserer schönen Konkurrenzgesellschaft wiederum nehmen gerne mal bestimmte Mittelchen zur Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit ein oder überhaupt um die Dauer von Aufmerksamkeit und Wachheit zu verlängern, neben Methylphenidat (Ritalin) zählen dazu auch härtere Kaliber wie Kokain. Die oberflächliche Therapierung von Folgen ist eine verfehlte Reaktion, wenn der Zweck wäre, die Schäden abzuschaffen, die da therapiert werden sollen.
Zudem, wenn aus deiner Analyse – die du hier zudem nirgends begründet hast – die praktische Konsequenz folgt, eine Lockerung des Drogenverbots wäre im Interesse der Drogenkranken, müsste man demnach sein politisches Engagement darauf aufwenden, eine ganze Bewegung zu mobilisieren, die das Amendement des Betäubungsmittelgesetzes von der politischen Herrschaft einfordert. Erstens ist dies eine gehörige Aufzehrung von Energie, die stattdessen in die sozialistische Sache investiert werden könnte, und zweitens könnten Sozialisten einmal suspekt werden, wenn das Ergebnis einer Gesellschaftsanalyse in nichts Geringerem als ausschließlich bürgerlicher Politik mündet.
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Wo du selbst schreibst, deine Position sei „weit entfernt von dem Standpunkt der bürgerlichen Staatsmacht“, ergibt sich, dass die Legalisierung, für die du politisch plädierst, obendrein gar nicht zu realisieren ist. Es liegt hier tatsächlich ein unüberwindbarer Sachzwang dieser Gesellschaft vor, denn der bürgerliche Staat verfolgt seine eigenen Herrschaftsinteressen mit seinem Betäubungsmittelgesetz, das mit viel Gewalt zielstrebig durchgesetzt wird. Irgendwann hört auch sein Populismus auf, und dann werden härtere Geschütze aufgefahren. Das will ich hier aber nicht auch noch ausführen…
Anstatt sich über die Perfektion kapitalistischer Herrschaft herzumachen, wo dann immerzu jedes Interesse nur auf Kosten anderer konkurrierender zur Geltung kommen kann, spätestens aber an dem Sachzwang Wachstum scheitert, kämpfen Kommunisten für die Abschaffung dieser schädlichen Verhältnisse.